Mensch-Maschine-Visionen

Technik, die unter die Haut geht

25. Juni 2014, 13:15 Uhr | Caspar Grote
Prof. Dr. Thomas Stieglitz mit beispielhafter Implantat-Positionierung
© Daimler und Benz Stiftung/Oestergaard

Soll Technik den Menschen perfektionieren? Die Verschmelzung von Mensch und Maschine stand beim 18. Berliner Kolloquium der Daimler und Benz Stiftung am 4. Juni 2014 im interdisziplinären Brennpunkt. Diskutiert wurden technische und ethische Aspekte von Neuroimplantaten bis hin zum direkten Eingriff ins Gehirn.

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Auf dem Berliner Kolloquium der Daimler und Benz Stiftung nahmen Experten aus Medizin und Neurowissenschaften, Technik und Recht sowie Ethik und Philosophie Neuroimplantate, Neuroprothesen oder Eingriffe ins Gehirn unter die Lupe. Technische Geräte, die im menschlichen Körper implantiert und mit dem Nervensystem verbunden sind, eröffnen neue Dimensionen für moderne Diagnose- und Therapieverfahren. Aber verändern sie unser Selbstverständnis als Menschen?

Wissenschaftlicher Leiter des Kolloquiums war Prof. Dr. Thomas Stieglitz vom Institut für Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg – ein Spezialist für Human Enhancement, also die Verbesserung menschlicher Fähigkeiten mit technischen Mitteln. Im Gespräch mit der Stiftung benennt Prof. Stieglitz die Herausforderungen rund um die Versuche, den Menschen mithilfe der Technik zu perfektionieren.

Stiftung: Sie sind Ingenieur und arbeiten an der Schnittstelle zwischen Technik, Medizin und Ethik. Wie sind Sie dazu gekommen?

Prof. Stieglitz: Biologie und Physik faszinierten mich schon in der Schule. Über meinen Einsatz im Rettungsdienst bekam ich Kontakt zur Medizin und erfuhr die seelische Belastung chronisch erkrankter Patienten. Daraus entstand meine Motivation, Technik für den Menschen zu entwickeln.

Stiftung: Human Enhancement oder die Verbesserung des Menschen wirft neue Forschungsfragen auf. Welche Spezialisten sind aus heutiger Sicht am dringendsten gefragt?

Prof. Stieglitz: Prinzipiell alle – ob Mediziner, Techniker, Biowissenschaftler, Juristen, Betriebswirtschaftler oder Philosophen. Am wichtigsten erscheinen mir dabei jedoch ein Verständnis füreinander, ein Interesse am Fachbereich des Gegenübers sowie Kreativität, die nicht durch Hierarchien ausgebremst wird. Dazu sind Offenheit und Mut vonnöten. Nur so können Innovationen, die dem Menschen helfen sollen, ihren Weg in die Praxis finden. Oftmals entscheiden nämlich ganz einfache Fragen über Erfolg und Misserfolg einer neuen Technologie – etwa ob es gelingt, ein Kabel an einem Gehäuse stabil zu befestigen.

Prof. Stieglitz:

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