Marktstudie Medizintechnik

Quo vadis Medizin?

9. November 2018, 12:30 Uhr | Carsten Lehberg (Econum)
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Unternehmen fühlen die Marktentwicklung deutlich

Die aufgezeigten Trends in der Medizintechnik beeinflussen den Markt gleichermaßen wie die Unternehmen. Die Auswirkungen spiegeln sich in den Unternehmensbereichen überwiegend wider. Auch hier konstatierten die Befragten positive Auswirkungen auf ihre strategische und geschäftliche Entwicklung durch die Trends »Demografische Entwicklung« (68%) und »Innovationsdruck« (58%), die zugleich den Markt stark positiv beeinflussen. Der starke, negative Einflussfaktor »Zunahme regulatorischer Vorgaben« überträgt sich als negativer Trend auch auf die Erwartung zur Entwicklung der Unternehmen (88%).

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Wesentliche Herausforderungen: Regulatorik, steigende Entwicklungskosten und Kostendruck im Allgemeinen (© Econum)

 

Als weiterer negativer Einflussfaktor wird von 60% der Unternehmen der Fachkräftemangel genannt. Die Gewinnung spezifisch geschulter Fachkräfte könnte gerade für mittelständische Unternehmen eine Herausforderung bedeuten, vermuten Experten, mit denen im Rahmen der Studie Interviews geführt wurden. Um sich im Wettbewerb um die besten Köpfe von großen Unternehmen abzugrenzen, wird es darauf ankommen, jungen Potentialträgern die Vorteile mittelständischer Unternehmen transparent zu machen. Beispielhaft für attraktive Jobangebote sind »Raum zur Entwicklung eigener Ideen« und »schnelle Verantwortungsübernahme« zu nennen.

Große Unternehmen (Unternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz) glauben, dass die Zunahme von Systemgeschäften ebenso viel Einfluss auf ihr Unternehmen haben wird, wie der demografische Wandel. Der sonst herrschende Innovationsdruck ist für sie weniger bedeutsam als die Digitalisierung, sowohl der Geschäftsprozesse wie auch der Vertriebswege. Weniger bedeutsam als Markttrend, jedoch von negativer Relevanz für die Unternehmen, sind die Trends »Erstattungsregeln« und »Preisdruck«.

In der Gegenüberstellung von Markttrends und erwartete Auswirkungen auf die Unternehmen wird deutlich, dass der zunehmende Wettbewerb weder als Bedrohung noch als Chance wahrgenommen wird. Von kleinen und mittelständischen Unternehmen wird sogar kein Einfluss auf den Markt und auf ihre Marktposition erwartet.

Ebenso scheinen strategische Operationen wie Fusion und Akquisition insbesondere für große Unternehmen noch nicht entscheidend, um ihre Marktposition zu stärken. Gleichzeitig wird die Unabhängigkeit von den befragten Unternehmen als nicht erfolgsrelevant wahrgenommen.

Offensive Strategie

Nach Betrachtung der Erfolgsfaktoren für den Medizintechnikmarkt sowie der Trends und deren Auswirkungen auf die Medizintechnikunternehmen stellt sich nun die Frage nach möglichen Maßnahmen, die sich vor dem aufgezeigten Hintergrund für Medizintechnikunternehmen eignen. Insgesamt zeigt sich, dass die Unternehmen ein breites Spektrum möglicher Maßnahmen verfolgen, um die sich bietenden Chancen wahrzunehmen.  So werden zum Beispiel  Sortimentsstraffung und Aus-/Aufbau von Systemgeschäft von kleinen und mittelgroßen Unternehmen weniger relevant für das Geschäft in der Medizintechnikbranche eingeschätzt. Große Unternehmen sehen hierin eher eine Möglichkeit zur Nutzung von Wachstumspotentialen. Hier besteht für kleinere Unternehmen die Gefahr, dass Sie von dieser Entwicklung abgekoppelt werden. Kooperationen könnten ein möglicher Weg sein, gemeinsam mit anderen Unternehmen dieses Potential zu erschließen.

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Markttrends als bedeutende Wachstumstreiber für die Unternehmen (© Econum)

 

Für die Zulieferunternehmen ist dies Chance und Risiko zugleich: Einerseits reduziert sich bei kleinerem Produktportfolio auch für diese das Geschäft. Andererseits ergibt sich für Zulieferer die Möglichkeit als Systemlieferant und Entwicklungspartner umfangreichere Teile der Wertschöpfung zu übernehmen oder die Entwicklung von Plattformstrategien zu unterstützen.

Die Produkt- und Prozessdokumentation sowie die Erschließung neuer Produkt- oder Anwendungsbereiche sind für kleine und mittelgroße Unternehmen noch bedeutsamer als für große Medizintechnikunternehmen. Dies hat sicherlich damit zu tun, dass die zunehmenden Anforderungen an die Dokumentation durch die regulatorischen Vorgaben für diese kleinen und mittelgroßen Unternehmen sowohl von der Organisation als auch der finanziellen Belastung her eine große Herausforderung darstellen. Nicht nur vor dem Hintergrund der sich entwickelnden technischen und regulatorischen Anforderungen, sondern auch im Hinblick auf einen möglichen, wenn auch nicht gefürchteten Fachkräftemangel scheint die Weiterbildung von Mitarbeitern insbesondere für mittelständische Unternehmen wichtig zu sein.

Als weniger wichtig/unwichtig empfunden wird die Handlungsalternative des Verkaufs von Unternehmensteilen (63% weniger wichtig/unwichtig), ebenso Outsourcing (36%) und externe Kapitalbeschaffung (33%). Letzteres ist angesichts einer weitgehend stabilen Finanzierungssituation sicherlich nicht überraschend.


  1. Quo vadis Medizin?
  2. Unternehmen fühlen die Marktentwicklung deutlich
  3. Zukunftsbranche für agile Unternehmen

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