Darüber hinaus stehen betreuenden und autorisierten Personen (Heart-Failure-Nurses oder Pflegedienste), die den Patienten im häuslichen Umfeld besuchen, die jeweiligen Informationen (beispielsweise Trends) zur Verfügung, ohne zwingend Zugriff auf die Datenbank des Telemedizin-Zentrums haben zu müssen. Die flexible Gestaltung des Datenkonzeptes erlaubt dem medizinischen Fachpersonal, je nach Bedarf, die Daten vor Ort auszulesen oder die Übertragungszeitpunkte und die Art der übertragenen Daten individuell an den Patienten anzupassen.
Über das PhysioGate, das ausschließlich über niedergelassene Mediziner oder medizinische Einrichtungen wie Krankenhäuser, Reha-Kliniken, Tageskliniken und »AGnES« (Arztentlastende, gemeindenahe, E-Health-gestützte, systemische Intervention) ausgegeben wird, kann der Patient seine Vitaldaten auch direkt überprüfen und an die angeschlossene fachärztliche und medizinische Betreuung weiterleiten.
Das Gerät ist sehr benutzerfreundlich und durch sein gut strukturiertes, intuitives Usability-Konzept schnell zu verstehen und leicht zu bedienen (Bild 3). Daher kann der Patient nach einer fachkompetenten Einweisung in die Bedienung, die aufgrund der medizinischen Relevanz der Messungen erforderlich ist, selbstständig mit dem Gerät hantieren.
Neben der grafischen Benutzeroberfläche (GUI) sind die Gerätekonzeption sowie die Konstruktion mit einem ergonomischen Design und einem Gewicht von unter 650 g weitere Features des Systems. Messungen, wie z.B. EKG-Monitor, Waage und/oder Blutdruckmessgerät, werden über standardisierte oder proprietäre Schnittstellen aufgenommen, vorverarbeitet und verschlüsselt.
Die Übertragung erfolgt via Mobilfunk oder DSL direkt in die Patientenakte. Überwachungsalgorithmen, die im PhysioGate integriert sind, analysieren die Informationen der Messgeräte und vergleichen diese mit konfigurierbaren Grenzwerten. Wird ein Grenzwert überschritten, kann das Gerät eine Nachricht sofort zum Überwachungszentrum senden.
Durch dieses Verfahren und die Vernetzung der fachärztlichen Kompetenz von Medizinern und Krankenhäusern entsteht eine umfassende und gute Möglichkeit, Verbesserungen in der haus- und fachärztlichen Versorgung von Patienten vor allem in ländlichen Regionen zu erzielen. In Zusammenarbeit mit dem Usability-Team von Ultratronik und Imago Design hat Getemed für das PhysioGate eine neue Produktphilosophie entwickelt, die nicht nur die optische Anmutung des Geräts in der vierten Generation verändert hat, sondern auch die aktuellen technischen Möglichkeiten nutzt.
So werden selbst in großer räumlicher Distanz zwischen Arzt und Patienten rasche Reaktionszeiten vom medizinischen Personal auf Veränderungen des Gesundheitszustandes des Patienten möglich. Die Übertragung von medizinischen Messdaten bedarf deshalb einer hohen Flexibilität an Übertragungsstandards, schneller Übertragungszeiten der aufgenommenen Daten zu den angebundenen Auswertezentren und natürlich eines sensiblen Umgangs mit Datenschutzbestimmungen.
Erprobt wird dieser Ansatz im strukturschwachen, ländlichen Raum in Nordbrandenburg. Dort wird die Verbesserung der Betreuungsqualität von Patienten mit Herzkreislauferkrankungen mittels Telemedizin in einem Forschungsprojekt mit dem Namen »FONTANE« (siehe Kasten) getestet.
Das FONTANE-Projekt |
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Die im Rahmen des FONTANE-Projekts zu erbringende Entwicklungsarbeit eines Konsortiums aus Industrie- und Forschungspartnern sowie Kostenträgern und Leistungserbringern der Region und die damit einhergehende interdisziplinäre Vernetzung von Forschung und Versorgung ermöglichen es, eigene Entwicklungen vor Ort anzuwenden und als Referenz präsentieren zu können. Für die Patienten bietet sich die Chance, früh von innovativer Technologie zu profitieren. Das Projekt ist dabei eingebunden in den Masterplan zur Entwicklung Berlin-Brandenburgs zu einem »Kompetenzzentrum für Medizintechnik 2005 - 2010«. In dieser Region sollen wichtige Erkenntnisse für die telemedizinische Anwendung bei anderen Erkrankungen und in anderen strukturschwachen Regionen Deutschlands zu Europas gewonnen werden. Die Deutsche Telekom unterstützt den Aufbau und betreibt die Infrastruktur der kardiovakulären Telemedizinambulanz. Dazu wird die Patientenakte »eHealthConnect 2.0« adaptiert und um zusätzliche Module zur Erreichung der Studienziele erweitert. |
Das Projekt konnte sich im Wettbewerb »Gesundheitsregionen der Zukunft« des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) als Sieger durchsetzen. Das PhysioGate erfüllt im Rahmen des Projekts folgende Funktionen:
Über den Autor:
Ralf Neuner ist Leiter Marketing und Vertrieb bei Ultratronik.