Verlängerungsmarknagel

Knochenjob für starke Motoren

5. Juli 2018, 12:00 Uhr | Stefanie Michel und Roman Stauch (Wittenstein)
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Fit für Medizin 4.0

Im Fitbone steckt ein miniaturisierter, hochleistungsfähiger Antrieb, dessen Drehbewegung in die für den Verlängerungsprozess erforderliche Linearbewegung umgewandelt wird. Aufgrund des Einsatzbereiches ist die Materialauswahl auf biokompatibler Werkstoffe beschränkt, die zudem einen hohen Anspruch an Sauberkeit und Sterilität der implantierbaren Systemkomponenten voraussetzt.

Die Leistungsaufnahme während des Energietransfers zwischen Transmitter und Receiver zur Aktivierung der Verlängerung – jeweils morgens, mittags und abends für etwa 90 Sekunden – ist auf wenige Watt beschränkt. Die Energieübertragung ist dabei für den Patienten nicht spürbar. Die Verlängerungsstrecke von typischerweise 1 mm pro Tag wird vom Arzt vorgegeben und dem Patienten zur Bedienung des externen Steuerungssets mitgeteilt. Aufgrund des dreifachen Feedbacks (zwei optische und ein akustisches Signal) kann eine lückenlose Kontrolle der Verlängerung sichergestellt werden und der Patient kann sicher sein, dass diese planmäßig stattgefunden hat. Nach der vollständigen Konsolidierung des Knochens – etwa ein bis eineinhalb Jahre nach der Implantation – müssen der Verlängerungsmarknagel und der Receiver wieder explantiert werden.

Die gleichnamige App, die im Google Play Store zum kostenlosen Download verfügbar ist, ermöglicht die individualisierte Begleitung der Behandlung und bietet dem Patienten hilfreiche Funktionalitäten (Bild 3). So macht ihn die Erinnerungsfunktion im Verlauf der Behandlung zu den gewünschten Zeitpunkten auf eine anstehende Verlängerung aufmerksam. Termine, Uhrzeiten und Verlängerungs­sequenzen können frei gewählt und geändert werden, passend zum Tagesablauf des Patienten. Per Schlummerfunktion lässt sich ein Verlängerungsvorgang auch auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Der Behandlungsverlauf wird grafisch dargestellt und informiert den Patienten über den jeweiligen Behandlungsfortschritt. Neben Informationsmaterialien und Kurz­videos bietet die App weitere Hilfestellungen wie z. B. die Bedienungsanleitung des Steuerungssets an. Als täglicher Begleiter unterstützt sie den Patienten während des gesamten Verlängerungsprozesses und erstellt im Hintergrund die gesamte Behandlungsdokumentation.

Sämtliche Daten zu Zeiten, Dauer, Verlängerungssequenzen und Häufigkeit der Distraktionen sowie behandlungsbegleitende Informationen werden dabei erfasst und können bei Bedarf über eine Exportfunktion online als Protokoll an den behandelnden Arzt übermittelt werden.

Wittenstein
Bild 2. Der Receiver, der direkt unter der Haut platziert wird, ist kaum größer als eine Euromünze.
© Wittenstein

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