Embedded Herzschrittmacher

Drahtlose Stimulation

17. Dezember 2013, 13:50 Uhr | Marcel Consée
Der im Herzen eingebettete Schrittmacher »Micra TPS«
© Medtronic

Das Einsetzen eines Herzschrittmachers ist mit einem Schnitt in die Brust sowie dem Anlegen einer »Tasche« im Gewebe verbunden - stets ein Komplikationsrisiko. Ein neuer Ansatz vermeidet beides.

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In Linz wurde gerade einem Patienten der zurzeit kleinste Herzschrittmacher eingepflanzt. »Micra TPS« (Transcatheter Pacing System) von Medtronic ist mit 26 mm x 7 mm ein Zehntel so groß wie ein herkömmlicher Schrittmacher und wird über einen Katheterzugang in der Vena femoralis direkt ins Herz eingebracht. Sobald der Schrittmacher positioniert ist, wird er an der Herzwand befestigt und kann bei Bedarf umpositioniert werden. Bei dem Miniatursystem sind keine Drähte erforderlich, die das Gerät mit dem Herzgewebe verbinden. Der Schrittmacher ist mit winzigen Titanärmchen in der Herzwand verankert und gibt über eine Elektrode an der Spitze des Geräts die elektrischen Impulse für die Herzaktivität ab.

Anders als bei den derzeitigen Schrittmacherimplantationstechniken ist bei diesem Implantat kein chirurgischer Schnitt in die Brust erforderlich, und es muss keine Tasche unter der Haut angelegt werden. Damit entfällt eine Quelle potenzieller gerätebedingter Komplikationen, und das System ist zudem unsichtbar.

»Dank seiner geringen Größe und des Designs lässt sich Micra TPS mit einem minimalinvasiven Eingriff direkt ins Herz einbringen; das Anlegen von Elektroden entfällt«, erklärt Dr. Clemens Steinwender, Leiter der Kardiologie am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Linz, Österreich. »Die Kombination dieser neuartigen Technologie mit einem Transkatheterverfahren kann dem Patienten nutzen, indem sie das Risiko für Komplikationen im Zusammenhang mit der Tasche oder den Elektroden reduziert und die Erholungszeit potenziell verkürzt, verglichen mit herkömmlichen chirurgischen Schrittmacherimplantationen.«

Das System befindet sich zu Zeit weltweit in klinischen Tests, wofür eine klinische Studie entwickelt wurde. Dabei handelt es sich um eine einarmige, multizentrische, weltweite klinische Studie, in die bis zu 780 Patienten in rund 50 Zentren aufgenommen werden sollen. Die ersten Ergebnisse zu den ersten 60 Studienteilnehmern mit bis zu drei Monaten Nachbeobachtungszeit werden in der zweiten Jahreshälfte 2014 erwartet.


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