Im laufenden Betrieb hat die Universitätsklinik Leuven in Belgien die Datenbank-Infrastruktur für all ihre unternehmenskritischen Applikationen mithilfe einer professionellen Lösung von Sybase auf DB2 migriert. Nach erfolgreicher »Transplantation am lebenden Objekt« ist die IT der Klinik heute leistungsfähiger denn je.
Erfahrene Chirurgen bestätigen es: Die größten Herausforderungen bei Operationen bestehen nicht darin, die Schnitte richtig zu setzen oder die Wunden zu vernähen. Was stattdessen viele Jahre Studium und Training erfordert, ist der Erwerb der Fähigkeit, rechtzeitig zu erkennen, was falsch laufen kann, um dann sofort zu handeln.
Vor einer ähnlichen Herausforderung stand Reinoud Reynders, Senior IT Manager der Universitätsklinik Leuven in Belgien, als er die Aufgabe übernahm, die Datenbank-Infrastruktur des gesamten Applikationsbestandes von Sybase auf DB2 zu migrieren. Hier ging es um weit mehr als um Bits und Bytes. Die gesamte Patientenversorgung in der Universitätsklinik Leuven hängt von akkuraten und hoch verfügbaren Daten ab, auf die rund 200 Mission-Critical-Applikationen im Alltagsbetrieb zugreifen.
Der Wechsel von Sybase auf DB2 hat viele Ähnlichkeiten mit einer Herztransplantation: Hier haben die Akteure nur einen Versuch, alles muss perfekt laufen. Sie müssen mögliche Komplikationen frühzeitig erkennen und Gegenmaßnahmen einleiten. Das Gleiche gilt für die Datenbank-Migration, die Reynders als »Big Bang« bezeichnet. Auch hier zählt Schnelligkeit und Präzision.
Daten gemeinsam nutzen
Wie nahezu alle großen Unternehmen ist auch die Universitätsklinik Leuven heute in hohem Maße von ihrer IT abhängig. Die zuverlässige und effiziente Patientenversorgung erfordert ein akkurates Datenmanagement, einschließlich Patienteninformationen, Versicherungs- und Abrechnungsdaten, betriebswirtschaftlicher Stammdaten usw.
Massive Störungen beim Datenmanagement oder ein Lapsus in der Datenkonsistenz könnte die Patientenversorgung ernsthaft gefährden. Ein falsch verabreichtes Medikament, ein fehlendes Röntgenbild oder ungenaue Laborberichte verdeutlichen, wie wichtig zuverlässiges Datenmanagement ist.
Die Vervierfachung der Kapazitäten als Folge des geplanten Wachstums erforderte eine Migration der Kern-Applikation (das selbstentwickelte ERP-System mit den Patientendaten) und von 200 weiteren Einzelprogrammen von Sybase auf DB2.
Da alle 200 Einzelprogramme sowie das ERP-System die gleiche Sybase-Datenbank benutzten, schied eine konventionelle Datenbankmigration aus (Bild 1). Denn alle lebensnotwendigen Daten wie die Patientenidentifikation und die medizinischen Informationen sind vollständig an einem Ort gespeichert. Als Ausweg verblieb nur ein so genannter »Big Bang«, bei dem sämtliche Applikationen auf einmal geändert werden.
Der Wechsel der Applikation von Sybase zu DB2 musste ohne explizites Wartungsfenster vorgenommen werden. »Wir haben vor langer Zeit schon den Wechsel von einer Welt mit Papier und Röntgenbildern in eine vollständig digitale Welt vollzogen«, beschreibt Reynders die Situation. »Die Anforderungen an die IT sind heute deutlich größer als vor 20 Jahren.
Bei einem Ausfall der IT müssen wir so schnell wie möglich in den Notbetrieb umschalten, damit die Patientendaten wieder verfügbar sind.« Wie eine Herztransplantation muss auch der Umstieg auf eine neue Mission-Critical-Datenbank geplant und umgesetzt werden. Anstatt die Migration mit individuellen Tools vorzunehmen, suchte das Team von Reynders einen Lösungspartner und entschied sich für »DataDirect OpenAccess« von Progress Software (Bild 2).
Wichtige Faktoren dabei waren die Unterstützung der vorhandenen, selbst erstellten Anwendungen, das einfache Setup und die Konfiguration sowie die umfangreiche Interoperabilität mit den unterschiedlichsten Datenquellen.
Laut Reynders bot keine der anderen evaluierten Migrationslösungen die erforderliche Kombination aus bewährten Datenbank-Treibern und den Möglichkeiten zur individuellen Anpassung.
Vorbereitung auf den Big Bang
Mit OpenAccess erstellten Reynders und sein Team eine Datenbank-Zwischenschicht, mit der das Zusammenspiel zwischen DB2 und allen 200 Applikationen getestet werden konnte. DataDirect Open-Access verwaltet dabei eine Vielzahl von Datenbank-Treibern und verbindet die Applikationen mit den Datenressourcen. Die eigentliche Migration erfolgte dann in drei Phasen - und zwar ohne dass die Applikationen offline gehen mussten (Bild 3).
In der Phase eins installierten die IT-Mitarbeiter den Open-Access-Datenbank-Treiber in der jeweiligen Applikation und verknüpften die Applikation über den OpenAccess-Server mit der Sybase-Datenbank.
War die Applikation einmal mit OpenAccess und nicht mehr direkt mit Sybase verbunden, konnten die IT-Mitarbeiter in der Phase zwei DB2 als weitere Datenquelle hinzufügen sowie die Verbindung und die Konfiguration einer Applikation mit DB2 testen, ohne dass die Applikationen gestoppt werden mussten.
Damit war es möglich, in der dritten Phase jede einzelne Wegstrecke von der Applikation zur Datenbank zu testen, bevor zu einem festgesetzten Zeitpunkt der Schalter von Sybase zu DB2 umgelegt wurde.
Bild 4 zeigt den gesamten Ablauf im Überblick. Von der neuen Lösung profitiert die Universitätsklinik Leuven sowohl im konkreten Migrationsprojekt als auch in strategischer Hinsicht.
Wäre die Migration fehlgeschlagen, hätte dies zu ernsthaften Schwierigkeiten bei der Umsetzung der ehrgeizigen Wachstumspläne geführt.
Über den Autor:
Jürgen Wasem-Gutensohn ist Redakteur bei der Beratungsgesellschaft für strategische Kommunikation PR-COM.