RFID im Krankenhaus

Das »intelligente« Skalpell

16. April 2014, 9:49 Uhr | von Andreas Löw
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Der Patient funkt

Der Patient funkt

Für Patienten sind spezielle Transponder-Bändchen verfügbar, sodass sie durch eine eindeutige ID vor der Einnahme von Medikamenten oder vor einer Operation identifiziert werden können. So lassen sich Medikationsfehler vermeiden und es lässt sich mit einiger Sicherheit feststellen, dass der richtige Patient für seine Operation vorbereitet wird. Eine solch sichere, schnelle Patientenidentifikation eignet sich besonders für den Einsatz in der Notaufnahme, wo jede Minute zählt und eine schnelle Informationsübermittlung eine besonders große Rolle spielt. Bislang wird der Status eines Patienten vielerorts per Hand notiert – ein fehleranfälliger Prozess, dessen Sicherheit sich mithilfe eines RFID-Armbands erheblich steigern lässt. Ärzte und Pfleger sparen zudem wertvolle Zeit, die der schnelleren Versorgung der Notfälle zugute kommt. Ein solches System lässt sich zusätzlich mit RFID-Readern ergänzen, die im Fahrstuhl angebracht sind und bestimmte Fahrten – wenn eine »Notfallkarte« vorgehalten wird – priorisieren. So gelangen Ärzte und Pflegepersonal schneller zu Notfallpatienten. Aber auch Neugeborene können ein Namensbändchen mit Chip tragen, sodass Verwechslungen oder gar Entführungen erschwert werden.

Eine sinnvolle Integration unterschiedlicher RFID-Anwendungen bietet sich für die Kennzeichnung von Medikamenten in Verbindung mit einer Zugangskontrolle zu Medikamentenschränken an. Krankenhausmitarbeiter, die Zugang zum Medikamentenlager haben, tragen einen RFID-basierten Ausweis mit sich. Wird die ID des Mitarbeiters eingelesen und verifiziert, öffnet sich der Medikamentenschrank. Hat der Arzt oder Pfleger die benötigten Medikamente entnommen, schließt sich die Tür und der RFID-Reader erfasst die IDs der entnommen Medikamente. Wird diese Information an eine entsprechende Software weitergegeben, können Nachbestellungen automatisch ausgelöst werden und der Missbrauch von Medikamenten wird schwieriger. Sind Tablettenschachteln und Ampullen mit einem entsprechenden Chip ausgestattet, lässt sich sicherstellen, dass das richtige Medikament entnommen und dem Patienten verabreicht wird. Dadurch sinkt die Gefahr von Medikationsfehlern erheblich. Auf dieselbe Weise lassen sich Laborproben taggen und dem richtigen Patienten zuordnen, um Verwechslungen zu verhindern.

Mehr Zeit für die Pflege

Die beschriebenen Anwendungen zeigen: Der Einsatz von RFID zahlt sich in zweifacher Hinsicht aus. Zum einen können Krankenhäuser zeitaufwendige und fehleranfällige Prozesse sicherer und effizienter gestalten und beschleunigen – Maßnahmen, die Potenziale für Kosteneinsparungen und damit eine wirtschaftlich rentable Zukunft eröffnen. Zum anderen profitieren Patienten vom Einsatz der Funktechnik, denn Ärzte und Krankenpfleger müssen weniger Zeit für Verwaltungs- und Dokumentationsprozesse aufwenden und haben mehr Zeit für die medizinischen Belange der Patienten. Dadurch könnte Krankenhäusern der Spagat zwischen Kosteneinsparungen und einer qualitativen Verbesserung der Behandlung und Pflege gelingen.

Zukünftig wird es allerdings immer wichtiger, RFID-Anwendungen nicht länger einzeln zu betrachten, sondern zu ganzheitlichen Plattformlösungen auszubauen. Hieraus eröffnen sich zahlreiche Anschlussmöglichkeiten über das Krankenhaus hinaus, wie etwa der auf dem Blutspendeausweis des Deutschen Roten Kreuzes integrierte RFID-Chip. Er enthält Informationen zum Spender, unter anderem Name, Spendernummer, Blutgruppe und Rhesusfaktor. Auch Anwendungen zur Messung von Vitalwerten wie Blutzucker bei Diabetikern könnten mit einbezogen und in einer digitalen Patientenakte gespeichert werden. Die Digitalakte kann Ärzten auf einem Tablet oder Smartphone zur Verfügung stehen, sodass sie zur »mobilen Visite« jederzeit und an jedem Ort Zugriff auf wichtige Patientendaten haben. Mobile Apps ermöglichen es Patienten auch, ihren Tagesablauf in der Klinik individuell, ohne lange Wartezeiten planen und gestalten zu können.

Kennzeichnung kanadischer Krebspatienten

Das Odette-Krebszentrum des Sunnybrook Health Sciences Center in Toronto beispielsweise setzt eine integrierte RFID-Lösung ein, um die Wartezeiten für Patienten zu verkürzen. Über 24 000 Krebspatienten werden pro Jahr in der kanadischen Klinik behandelt. Seit Februar 2013 besitzen alle Patienten einen RFID-fähigen Ausweis, mit dem sie sich in der Klinik anmelden. RFID-Reader erfassen Standortdaten der Patienten und geben sie an den »Chemotherapy Appointment Reservation Manager« (CHARM) von Bykart Software weiter. In CHARM sind alle Krankenakten unter eindeutigen IDs gespeichert, die auf den 13,56-MHz-RFID-Tags codiert sind. Die Datenübertragung erfolgt nach dem NFC-Standard (Near Field Communiction).

Wenn Patienten das Wartezimmer betreten, checken sie ein, indem sie die Karte an ein RFID-Terminal halten. Anschließend können sie ihre Wartezeit und Position in der Warteschlange auf einem Bildschirm verfolgen, bis die Behandlung beginnt. So muss die Klinik kein Personal dafür einsetzen, Patienten aufzurufen. Bildschirme weisen Patienten den Weg zu ihrem Behandlungszimmer, wo sie sich am »ID MAX50.10 Reader«, einem RFID-Terminal von Feig, anmelden. Der behandelnde Arzt erhält automatisch eine Nachricht und lässt das passende Medikament zügig dorthin bringen. Nach abgeschlossener Behandlung checken Patienten aus und erhalten einen Folgetermin. Dadurch, dass erkennbar ist, wie lange Patienten sich an welchen Behandlungspunkten aufhalten, ist die Klinik in der Lage, ihre Servicequalität und -effizienz zu steigern. Denn je schneller Patienten behandelt werden, desto zufriedener sind sie und desto effektiver ist möglicherweise die Behandlung. Zudem werden die Prozesse in der Klinik durch den Einsatz RFID-fähiger Ausweise für Patienten und Klinikpersonal transparenter.

Über den Autor:

Andreas Löw ist für die Unternehmenskommunikation bei Feig Electronic zuständig.

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