RFID-Lösungen für Krankenhäuser

Es funkt im Healthcare-Bereich

7. Oktober 2013, 10:45 Uhr | von Andreas Löw
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Gestiegener Kostendruck und die Forderung nach einer stetigen Verbesserung der Behandlungssicherheit führen dazu, dass viele Prozesse innerhalb des Gesundheitswesens optimiert werden müssen. Mit Hilfe der RFID-Technologie ist dies möglich: So wird damit nicht nur die Patientensicherheit erhöht, sondern auch Handlungsabläufe werden schneller und transparenter gestaltet.

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Bei einer Vielzahl von Anwendungen im medizinischen und labortechnischen Bereich kann die Radio Frequency Identification (RFID) dazu verwendet werden, Prozesse zu beschleunigen und deren Transparenz für den Benutzer zu erhöhen. Mithilfe der RFID-Technologie lassen sich Abläufe automatisieren und überwachen, ohne die Prozesse für den Anwender merklich zu verändern. Dies sorgt für eine problemlose und umgewöhnungsfreie Integration in bestehende Handlungsabläufe. Behandlungsfehler können verhindert und die Sicherheit für Anwender medizinischer Therapie- und Diagnosegeräte deutlich erhöht werden. Damit kann die RFID-Technologie einen deutlichen Mehrwert für das gesamte Gesundheitswesen liefern.
Jedoch muss jede Klinik individuell herausfinden und entscheiden, welche RFID-Technologien benötigt werden. So wird möglicherweise ein kleines Krankenhaus auf dem Land mit nur wenigen Betten lediglich geringen Bedarf für die Lokalisierung über Funk besitzen, da herkömmliche Techniken für einen transparenten Überblick oftmals ausreichen. Dagegen müssen große Kliniken in Großstädten mit vielen Patienten und Operationen fast zwingend effiziente Technologien zur Nachverfolgung und Kontrolle einsetzen. Beispielsweise lässt sich die Bettenverwaltung optimieren: Mit RFID-Tags (Funketiketten) markierte Betten ermöglichen einen einfacheren und schnelleren Überblick, wo sich welches Bett befindet und ob es gerade benutzt oder gereinigt wird. So hat jedes Krankenhaus Bedarf und Angebot miteinander abzugleichen und die Optimierungsmöglichkeiten zu überprüfen. Daraus formuliert es die notwendigen Änderungen sowie die Anforderungen an die neue Lösung. Diese werden an die Verantwortlichen in der IT und der Systemintegration weitergegeben, die im Anschluss die geeignete RFID-Technologie auswählen und installieren.
Nicht nur für Betten, sondern auch für anderes Inventar lässt sich die Technologie einsetzen, etwa für Medizingeräte. In diesem Bereich erleichtert sie die Identifizierung von angeschlossenen Zubehörteilen wie Beatmungsschläuche, Laser oder Sonden. Neben der Kontrolle, ob ein Zubehör an der richtigen Stelle angeschlossen ist, lässt sich überprüfen, ob und wann ein Wechsel des Zubehörs zu erfolgen hat.
Gründe für einen Wechsel können eine anstehende Reinigung oder eine nicht vorgesehene Mehrfachverwendung des Zubehörs sein. Des Weiteren kann die Verwendung von Originalzubehörteilen überwacht werden. Dies erhöht zum einen den Sicherheits- und Qualitätsaspekt einer Behandlung und gewährleistet zum anderen die Umsätze der Anbieter von Originalteilen. Gleichzeitig kann die im Gesundheitswesen notwendige und geforderte Rückverfolgbarkeit der medizinischen Produkte deutlich vereinfacht werden.
Sogar für Medikamente lässt sich die Technologie nutzen. So können Tablettenschachteln, Flaschen oder sonstige Gefäße mit RFID-Chips ausgestattet werden. Die Medikamentenschränke erhalten dann Antennensysteme, die den Inhalt feststellen und an zentrale Rechner weiterleiten. So können einerseits Medikamente nicht mehr »verschwinden«, andererseits erhalten Patienten immer die richtigen Medikamente, da die eindeutige Kennzeichnung Verwechslungen verhindert.

RFID-Lösung überwacht Temperaturen von Laborproben

Im Bereich der Labortechnik finden sich ebenfalls Einsatzbeispiele, etwa bei der automatisierten Temperatur-kontrolle von Labormaterialien während eines Transports. Täglich versenden Krankenhäuser, Arztpraxen und spezialisierte Laboratorien für die Untersuchung sowie die Medikamentenentwicklung unzählige Proben. Mittels Sensorik können Temperaturmessungen zwischen einer Minute und mehreren Stunden erfolgen. Ein einzelner RFID-Transponder bietet Platz für weit mehr als 10 000 Messwerte.
Eine Kombination aus Temperatursensor und Funkchip bildet hier die technische Grundausstattung. Durch das zeitnahe Erkennen von Temperaturschwankungen und die zuverlässige Temperaturkontrolle lassen sich schon während des Transports Daten in Echtzeit übertragen. Äußere Einflüsse, die sich negativ auf die Lebensdauer sensibler Produkte auswirken können, lassen sich somit zeitnah erkennen und korrigieren, ohne die Verpackungen öffnen zu müssen.
Auf dem Gebiet der Labordiagnostik besteht die Möglichkeit, Proben und Reagenzien per RFID sicher und zuverlässig zu identifizieren. Des Weiteren lassen sich der Status der Proben und Reagenzien kontinuierlich überwachen sowie komplexe Abläufe und Analyseverfahren vollständig automatisieren, die bisher den Eingriff des Menschen erfordert haben. Im Gegensatz zu bisher verwendeten Verfahren wie 1D- und 2D-Barcodes können die Objekte unabhängig von deren Ausrichtung und ohne optische Verfahren identifiziert werden. Auch bei der Herstellung von Prothesen nutzen Labore die Funktechnik. Zum Beispiel werden in der Kieferorthopädie Gebissabdrücke und die zugehörigen Prothesen mit RFID-Etiketten versehen. Damit erhalten die Patienten auch tatsächlich ihren Zahnersatz und nicht den eines anderen, da ein Vertauschen sofort bemerkt würde.

Geräte und Menschen identifizieren

Ein weiterer Bereich für den Einsatz von RFID ist die Identifizierung von Instrumenten und anderen Materialien. Dort können beispielsweise Sterilisations- oder Inventarisierungsvorgänge automatisch dokumentiert werden. Im Vergleich zu der fehleranfälligen manuellen Erfassung lässt sich somit die Einhaltung von Hygienevorschriften oder ein kompletter Arbeitsprozess automatisch aufzeichnen und nachhaltig überprüfen. Track&Tracing-Systeme mit RFID-Unterstützung können innerhalb eines Operationssaals die Wege der bereitgestellten Instrumente und Materialien wie Tupfer und Tücher verfolgen. Damit erhöht sich während einer Operation die Patientensicherheit, und die Dokumentation des chirurgischen Eingriffs lässt sich teilweise automatisieren.
So nutzt ein Krankenhaus in Israel beispielsweise OP-Besteck (z.B. Skalpelle) sowie Tupfer mit RFID-Tags.
Zur lückenlosen Nachverfolgbarkeit erfasst eine OP-Schwester das vorbereitete Besteck. Nach der Operation überprüfen die Ärzte den Patienten mit einem Handgerät, bevor sie den Schnitt zunähen, um sicherzustellen, dass kein Besteck im Patienten zurückbleibt. Da auch das benutzte Besteck erfasst wird und die Abfallbehälter ebenfalls Antennen besitzen, lässt sich vollständig und sicher zurückverfolgen, wo sich welche Utensilien befinden und welche Materialien wie verbraucht wurden.
Das Chang-Gung Memorial Hospital in Taiwan geht sogar noch einen Schritt weiter: Dort werden die Patienten mit einem RFID-Armband versehen und vor der Operation identifiziert. So lässt sich schnell und mit hundertprozentiger Sicherheit feststellen, ob der richtige Patient für die entsprechende Operation vorbereitet wird. Ein Handheld neben dem OP-Tisch zeigt an, welche Medikamente vorgesehen sind, um die Fehlerquote zusätzlich zu verringern.
In Deutschland wird RFID zum Beispiel beim neuen einheitlichen Blutspendeausweis des Deutschen Roten Kreuzes eingesetzt. Der auf einer Smartcard integrierte Funkchip enthält Informationen zum Spender, unter anderem Name, Geburtsdatum, Anschrift, Spendernummer, Blutgruppe und Rhesusfaktor, jedoch keine medizinischen Befunddaten. Der neue Ausweis gilt bundesweit, sodass nicht mehr wie bisher beim Umzug in ein anderes Bundesland ein neuer Blutspendeausweis ausgestellt werden muss.

Integration in bestehende Systeme

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Bild 1: Das UHF-Lesemodul »ID ISC.MU02.02« aus der »OBID i-scan«-Serie ermöglicht in Kombination mit der UHF-Antenne »ID ISC.ANT.U170/170-EU« Reichweiten von bis zu 2 m
Bild 1: Das UHF-Lesemodul »ID ISC.MU02.02« aus der »OBID i-scan«-Serie ermöglicht in Kombination mit der UHF-Antenne »ID ISC.ANT.U170/170-EU« Reichweiten von bis zu 2 m
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Für Krankenhäuser liegen die grundlegenden Anforderungen für RFID-Komponenten in einer möglichst einfachen Integration in bestehende Systeme und einem absolut störungsfreien Betrieb im Umfeld von medizinischen Geräten. Dazu müssen alle Bestandteile eines RFID-Systems möglichst klein und kompakt sein, damit sie sich in jede Umgebung einpassen können. Damit die eigentliche Funktion von Therapie- und Diagnosegeräten sowie lebenserhaltenden Apparaten nicht beeinflusst oder gestört wird, müssen die Komponenten nach entsprechenden EMV-Richtlinien und -Normen wie der EN 60601 für medizinische Geräte oder der EN 61326 für Laborgeräte zugelassen sein.
Feig Electronic bietet zum Beispiel verschiedene RFID-Schreib-/Lesegeräte an, die auf die Anforderungen in der Medizintechnik abgestimmt sind und bereits bei mehreren Herstellern im Einsatz sind (Bild 1). Ihre Lesereichweite liegt bei 4 cm bis 15 cm, kann für die Identifikation von Betten beispielsweise aber auch bis zu 1 m betragen. Unterstützt werden dabei handelsübliche, nach ISO 15693 normierte Transponder mit einer Betriebsfrequenz von 13,56 MHz.

Über den Autor:

Andreas Löw ist Marketingleiter bei Feig Electronic.


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