Im E-Book »Meshtastic – Funknetze mit LoRa« von Claus Kühnel geht es auf 146 Seiten um das Open Source-Projekt Meshtastic, das ein Mesh-Netzwerk mithilfe von LoRa-Funkknoten bildet.
»Meshtastic – Funknetze mit LoRa«, Claus Kühnel, E-Book, ISBN 978-3-367-10670-7, 29,90 Euro.
Die Intention von Meshtastic ist ein vom Internet und Mobilfunk unabhängiges Netzwerk für den Nachrichtenaustausch sowie für Positions- und Sensordaten, an dem sich quasi jeder mit Vorkenntnissen in der LoRa-Funktechnologie (LoRa/LoRaWAN) beteiligen kann.
Nach einer allgemeinen Einführung in »Lokale Netze mit IoT-Funktionalität« werden in den darauffolgenden Kapiteln »Meshtastic Devices« beschrieben und wie diese mit der speziellen Meshtastic-Firmware programmiert und konfiguriert werden können. Die LoRa-Funktechnologie selbst wird in diesem Buch nicht behandelt und es wird auch nicht thematisiert, welche genauen technischen Voraussetzungen die Hardware erfüllen muss, um Meshtastic-tauglich zu sein. Stattdessen werden Boards und Starter Kits der Firmen Heltec, LilyGo und RakWireless (Wisblock) betrachtet und später eingesetzt, die allesamt aus China stammen und bei deutschen oder europäischen Distributoren nicht erhältlich sind. Dies wirft die Frage auf, warum hierfür keine etablierten Boards, wie etwa Raspberry Pi (Pico, Zero) plus LoRa-Modul, eingesetzt wurden.
Es folgen Kapitel, welche den Aufbau von Meshtastic-Netzwerken erläutern, die generell auf maximal 100 aktive Knoten begrenzt sind, und für die Übertragung von Nachrichten und Sensordaten eingesetzt werden. Die Meshtastic Devices können mit Smartphones über BLE oder WiFi gekoppelt und auch mit dem Internet verbunden werden. Dies erfolgt über einen Router-Knoten, der mit dem Access-Point des heimischen Netzwerkes zu verbinden ist und dann MQTT Messages an einen MQTT Broker sendet.
Der Autor setzt dabei sehr pragmatisch die unterschiedlichste Software (Firmware, JavaScript, Apps, Dashboards, Broker, Python) ein, deren Herkunft und genaue Funktion jedoch nicht zweifelsfrei ist, weshalb Erläuterungen oder zumindest Anmerkungen zur IT-Sicherheit und zum Datenschutz sinnvoll wären, insbesondere angesichts der Kopplung unterschiedlichster Geräte und Netze. Das Thema Security wird im Buch jedoch komplett ausgespart. Nur ein einziges Mal fällt der Begriff »Verschlüsselung« und die angegebenen Meshtastic-Gruppen sind ausschließlich bei Facebook und Telegram aktiv, was insgesamt den Eindruck erweckt, dass hier zu sorglos mit IT-Ressourcen umgegangen wird. Eine beträchtliche Anzahl der verlinkten – teilweise dubiosen – Internetseiten sind zudem nicht erreichbar (»Page not found«, »Forbidden«).
In diesem Zusammenhang mögen die »Rechtlichen Hinweise« in diesem im Rheinwerk Verlag erschienenen Buch interessant sein, denn dort wird lediglich ein Haftungsausschluss bei Fehlern genannt. Was bedeutet das jedoch konkret? Etwa für den Fall, wenn nach dem Einsatz der im Buch angegebenen und verlinkten Software Schäden entstehen, was dem Programmierer in Unkenntnis unterlaufen ist oder sogar (von unseriösen Herstellern) beabsichtigt ist.
Im Kapitel »Meshtastic Anwendungstest« wird anhand der genannten Boards gezeigt, wie sich Positions- und Sensordaten anzeigen sowie Textnachrichten versenden und eine Streckenverfolgung visualisieren lassen. Ab dann wird nicht mehr deutlich, welche Zielgruppe der Autor mit dem Buch verfolgt, wenn es einerseits um spezielle Batterien, Gehäuse und Antennenbefestigungen für die benutzten Boards geht und andererseits um Link Budget Calculations sowie Antennenberechnungen mit dem Smith-Diagramm, was aus dem sonstigen Kontext heraussticht.
Bei »Meshtastic – Funknetze mit LoRa« handelt es sich zusammenfassend um ein reines Praxisbuch für den Einstieg in Meshtastic – unter Einsatz sehr spezieller Hard- und Software, die mit Vorsicht und Bedacht zur Anwendung kommen sollte.