Kommunikationsprotokoll

Hermes bringt Industrie 4.0 in die SMT-Linie 

14. November 2017, 9:30 Uhr | Karin Zühlke
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SMEMA ist obsolet 

Der aktuelle Stand der Technik für das Board Flow Management basiert auf dem Standard IPC-SMEMA-9851. Der SMEMA-Standard kommt aber praktisch aus einer anderen Zeitrechnung und ist vom Kabel bis zum Protokoll veraltet. Im Kern ging es bei SMEMA um das Board Flow Management in der Linie. Aber selbst bei dieser eng begrenzten Aufgabenstellung fehlen aus heutiger Sicht wichtige Funktionen. SMEMA liefert keine ausreichende Synchronisation zwischen den Maschinen, keinen Datenkontext zur Liniensteuerung, und kann als Stand-alone-Lösung keine Zuordnung zu den einzelnen Boards vornehmen, d.h. es müssen an der Linie mehrere Barcodereader installiert werden. Die Liniensteuerung muss zentral erfolgen, und es ist eine Vielzahl manueller Eingriffe erforderlich.

Thomas Bliem erläutert diese Lücke an praktischen Beispielen: »SMEMA bietet keine Rückmeldung über eine erfolgreiche Übergabe von A nach B. Maschine A weiß also nicht, ob die Leiterplatte bei B tatsächlich angekommen ist. Das macht Optimierungen bisher fast unmöglich und erfordert zusätzliche manuelle Eingriffe. Zum Beispiel lassen sich mit SMEMA keine leiterplattenspezifischen Informationen übertragen – also nicht mal Breite, Länge, Höhe etc. Einfache Anforderungen wie eine automatische Anpassung des Transports bei der Übergabe zwischen Maschinen verschiedener Hersteller sind mit SMEMA nicht umsetzbar.« Gleiches gilt nach den Worten von Bliem für die Synchronisation der Transportgeschwindigkeiten. Außerdem werden auftragsbezogene Daten wie Board-Kennung, Produkt-Typ-Kennung und Barcode-Informationen nicht übertragen.

Die Folge: Jede Maschine bzw. jeder Hersteller muss den Barcode erneut lesen und weitere Daten aus der zentralen Auftragsvorgabesteuerung abrufen. Das erzeugt hohe Kosten und verhindert, dass Produkte die Maschinenkonfigurationen und Fertigungsprogramme effizient beeinflussen können – eine der Grundideen für eine smarte, sich selbst steuernde Fertigung. »Der Hermes-Standard greift diese – und viele andere – Anforderungen auf und setzt sie um. Und er ist erweiterbar. Damit werden zentrale Voraussetzungen für die Umsetzung smarter Fertigungskonzepte geschaffen«, unterstreicht Bliem. »Die neuen Ansätze für die Smart SMT Factory sind dezentral, wollen Komplexität und manuelle Eingriffe reduzieren, die Antwortzeiten beschleunigen und gleichzeitig die zentrale Liniensteuerung als Single-Point-of-Failure eliminieren. Hinzu kommt, dass „The Hermes Standard“ auf TCP/IP- und XML fußt. Er ist somit deutlich moderner, umfassend erweiterbar und kostengünstiger bei der technischen Datenübertragung und Verkabelung. Eine gesonderte Verkabelung für den alleinigen Zweck des Board-Flow-Managements entfällt vollständig.« Für Maschinen, die den Hermes Standard nicht unterstützen, ist die Integration in Linien mit unterstützenden Maschinen möglich. Einige Hersteller haben auch Nachrüst-Kits für Bestandsequipment angekündigt.


  1. Hermes bringt Industrie 4.0 in die SMT-Linie 
  2. SMEMA ist obsolet 
  3. Anwender begrüßen Hermes

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