Nach Angaben des GMAC Corporate Recruiters Survey 2009 ging die Zahl der weltweit neu eingestellten Masters auf 22000 zurück. Im Jahr zuvor waren es noch rund 35000 Kandidaten. Zum ersten Mal in der Geschichte des MBA müssen sich die Absolventen auf einen härteren Wettbewerb um aussichtsreiche Positionen einstellen. Trösten mögen sich die Absolventen damit, dass sie laut GMAC Global Management Education Graduate Survey im zurückliegenden Jahr immer noch weit mehr Jobangebote bekommen hätten, als während der vergangenen Wirtschaftskrisen.
Allerdings ist die Nachfrage nach jüngeren Absolventen ohne Berufserfahrung so niedrig wie nie zuvor. Nur zwei Prozent der Arbeitgeber suchen MBA-Absolventen mit weniger als einem Jahr Berufspraxis. 2008 lag diese Zahl noch bei elf Prozent. Nunzio Quacquarelli, Direktor der World MBA Tour-Messe, erklärt: „Arbeitgeber wollen erfahrene MBA-Absolventen, die ihnen helfen sollen, Probleme zu lösen oder in neue Markte zu expandieren. Man sucht gezielt nach erfahrenen Mitarbeitern, die den Eindruck machen, dass sie sofort etwas in Bewegung setzen können.”
„Ein MBA-Abschluss ist keine Garantie für einen beruflichen Aufstieg“, warnt denn auch Detlev Kran, Hochschulberater aus Brühl und Kenner der weltweiten MBA-Szene vor überzogenen Erwartungen. „Die persönliche Entwicklung, von der die meisten der MBA-Absolventen berichten, kann jedoch viel mehr wert sein als ein höherer Gehaltscheck.“ Zumindest aber verbessert ein MBA-Abschluss die Aussichten auf Gehaltssteigerungen. Und wer als Ingenieur im Management vorankommen will, der hat ohnehin kaum eine Alternative. Ohne BWL und Managementwissen ist schon die Ebene Bereichsleiter fest verschlossen.
Wer allerdings bereits mit Anfang, Mitte 30 eine verantwortungsvolle Position erklommen hat und sich auch weiterhin in seinem Unternehmen oder in seinem Spezialfach gute Karrierechancen ausrechnet, der kann sich das ein- bis zweijährige Vollzeitstudium schenken: Das Risiko, das mit der Aufgabe eines guten Jobs verbunden ist, ist höher als der erhoffte Schub nach oben. „Ein MBA kann sich zwar durchaus auch noch im fortgeschrittenen Alter lohnen, doch haben Einsteiger von 29 bis 35 Jahren den größten Karriereschub zu erwarten“, sagt Kran, „sie rücken im Mittel um mindestens eine Funktionsebene auf.“
Der Master of Business Administration kostet einschließlich Unterkunft und Verpflegung etwa so viel wie eine gut ausgestattete Mittelklasselimousine. An der Harvard Business School in Boston sind für das Standardprogramm rund 44000 Dollar fällig, die renommierte spanische Managerschmiede IESE in Barcelona verlangt fast 68000 Euro Studiengebühren, die Mannheim Business School berechnet für das Vollzeit-Programm 29000 Euro und die britische Open University für das Fernstudium mit immerhin noch rund 18000 Euro. Vollzeitprogramme dauern meist ein oder zwei Jahre, Teilzeitprogramme verschlingen etwa die doppelte Zeit. Doch dafür behält man seinen Job und spart man sich die Miete am zweiten Wohnsitz.
Weil fast alle Schulen mit Stipendien locken – für besonders begabte Studenten, für Frauen, für Familienmütter und –väter, für Angehörige bestimmter Nationalitäten –, sollte man sich immer nach Förderungsmöglichkeiten erkundigen. Wie manch andere Business School auch vergibt die niederländische TiasNimbas Stipendien für Ingenieure. Damit kommt sie sowohl den Interessen der Techniker wie denen der Wirtschaft nach. Die sieht in Ingenieuren und Naturwissenschaftlern nämlich die Idealkandidaten für einen MBA, und nicht etwa in Wirtschaftswissenschaftlern.
Die beste Anlaufstelle bei der Suche nach einem passenden MBA-Programm sind die jährlichen Rankings, die jedes Jahr von der Financial Times, dem Economist, der Business Week und dem Wall Street Journal herausgegeben und auch im Internet veröffentlich werden. „Wer allerdings dabei nicht ganz genau die Kategorien betrachtet und nur auf die Listenplätze achtet, wird zweiter Sieger sein“, gibt Kran zu bedenken. „Es ist ganz entscheidend, ob etwa Professoren oder Studierende oder Unternehmen gefragt werden.“
In Deutschland gibt es noch keine Rankings der MBA-Programme. Aber das ist wohl nur eine Frage der Zeit.
Infos |
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Rankings internationaler MBA-Programme: |
Informationen über MBA-Programme und Business Schools, Tipps zur erfolgreichen Bewerbung und Hinweise zur Finanzierung des MBA Studiums: |
Buchtipps William Cox: MBA für Executives: Die besten berufsbegleitenden Schulen Europas. Frankfurt 2004, 34 Euro. William Cox: Die besten MBA-Programme in Europa. Frankfurt 2006, antiquarisch ab 10 Euro. |
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