Arbeitsmarkt

»Personalbeschaffung kostet immer mehr als Weiterbildung«

12. September 2008, 11:40 Uhr | Christine Demmer, Markt&Technik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Investitionsbereitschaft ist wichtiges Kriterium

Besserung erhofft sich Business Manager Jens Stapelfeldt erst für Ende 2008 und im kommenden Jahr. Der Mittelstand hingegen macht ihm keine Sorgen: »Hier bleibt die Bereitschaft, in Training zu investieren, hoch.« Beispiele hierfür sind Avnet, Rohde & Schwarz und Weidmüller: Alle drei Firmen wollen ihre Weiterbildungsbudgets mindestens auf bisherigem Niveau halten, wenn nicht sogar ausweiten – Weidmüller gar um mehr als 20 Prozent. Entschieden will der Leiter der Weidmüller-Akademie Eberhard Niggemann dem demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel entgegentreten, außerdem hat er seinen Employer Brand fest im Blick: »Wir wollen als Top-Arbeitgeber und Premium-Anbieter wahrgenommen werden.«

Dasselbe Ziel verfolgt Katja Unkel für Avnet. »Der Markt geht zwar zurück, aber wir investieren weiter in steigende Qualifikationen, vor allem in Trainings für den Vertrieb und das Management «, sagt die leitende Personalentwicklerin, »ansonsten in alles, was das fachliche Wissen und die persönliche Entwicklung schult. Allerdings«, schränkt sie ein, »veranstalten wir kein Wunschkonzert für den einzelnen Mitarbeiter. Wir überlegen, ob eine feste Quote von jährlich zwei, drei Tagen Weiterbildung je Mitarbeiter anzustreben ist. Aber das ist noch nicht in Stein gemeißelt.« Offenbar haben Arbeitnehmer eine gute Nase für das, was ihnen und ihrem Arbeitgeber in spe gut tut.

»Man kann nicht für alles Spezialisten einstellen und vorhalten «, glaubt Uwe Lappe, Vertriebsleiter bei der bmk-Group in Augsburg, »dann soll man lieber seine eigene Mitarbeiter fit machen. Die schätzen es außerdem sehr, wenn ihr Know-how erweitert wird, denn sie selbst haben ja am meisten davon.« Die betriebliche Weiterbildung werde von Jahr zu Jahr immer höher gehängt und vom Personalbereich weiter ausgebaut, und das, so paradox es klingt, gerade auch aus Kostengründen. Lappe kurz und bündig: »Personalbeschaffung kostet immer mehr als Weiterbildung.«

Investitionsbereitschaft ist wichtiges Kriterium

Für Bewerber scheint die Investitionsbereitschaft eines Arbeitgebers in ihre Arbeitsmarktfähigkeit ein zunehmend wichtiges Entscheidungskriterium zu sein. Das kann durchaus mit der Verschiebung des Renteneintrittsalters zu tun haben. »Sie erkundigen sich bei Einstellungsgesprächen häufiger nach Qualifizierungsangeboten «, berichtet Personalberaterin Renate Schuh- Eder. Auf der anderen Seite hätten aber auch die Unternehmen begriffen, dass sie wieder mehr in ihre Mitarbeiter investieren müssten.

»Fachliche Trainings werden nach wie vor verstärkt zu den Themen und Produkten im Bereich analog/HF anfallen, bei den persönlichen Trainings geht es meist um die Zusammenarbeit im Team und Führung«, vermutet Schuh-Eder und lächelt sanft, »da ist doch noch einiges in Schieflage.« Darauf weisen die Indizien hin. »Mein Eindruck ist, dass bei den meisten Unternehmen der Branche die Budgets sinken und dass deshalb nach alternativen Methoden gesucht wird.«

 


  1. »Personalbeschaffung kostet immer mehr als Weiterbildung«
  2. Erhebliche Chancen bleiben ungenutzt
  3. Investitionsbereitschaft ist wichtiges Kriterium
  4. Ausgelagerte Trainingsbereiche drängen auf den Weiterbildungsmarkt

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