Keine europaweite Vereinheitlichung des Promotionsstudiums
Hochschulen und Professoren sehen die Empfehlungen mit gemischten Gefühlen. Einerseits wollen auch sie keine europaweite Vereinheitlichung des Promotionsstudiums, weil sie davon eine Nivellierung der bislang hohen deutschen Standards erwarten. Andererseits: Soll ein Professor etwa selbst seine Vorlesungen vorbereiten und die Klausuren durchsehen? Und wer finanziert den Hochschulkindergarten für die Handvoll promotionsbereiter Ingenieurinnen?
Ob und welchem Maß sich die Pfleger der deutschen Hochschullandschaft den Empfehlungen der Akademie anschließen, ist zur Stunde noch völlig offen. Mit entscheidenden Weichenstellungen dürfte erst in der zweiten Jahreshälfte 2009 zu rechnen sein. Dann aber könnte angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung auch bei der Ingenieurnachfrage der Scheitelpunkt überschritten sein. Mit der Folge, dass die Zahl der angehenden Doktor-Ingenieure allmählich wieder ansteigen wird. Das erleichtert – Vereinbarung hin, Frauenquote her – den Professoren die Verteilung der Lasten.
Und nicht zu vergessen: Obgleich der Durchmarsch in die Chefetagen oftmals nur ein schöner Wunschtraum bleibt, werden promovierte Ingenieure immer noch besser bezahlt als ihre Kollegen ohne Titel: Im Durchschnitt startet ein Dr.-Ing. mit einem Jahresgehalt von 52.800 Euro, sein nicht-promovierter Büronachbar mit Uni-Abschluss bekommt nur 40.900 Euro, der Fachhochschulabsolvent beginnt mit 38.900 Euro. Da heißt es schlicht rechnen. Aber das sollte schließlich jeder Ingenieur gelernt haben.