»Pay for Performance« funktioniert nicht

Finanzielle Leistungsanreize setzen falsche Signale

20. November 2008, 10:32 Uhr | Christine Demmer, Markt&Technik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Harte Fakten zählen mehr

Harte Fakten zählen mehr

Doch angesichts der sattsam bekannten Bilanzskandale und der gegenwärtigen Finanzmarktkrise fällt es immer schwerer, der These der Standardökonomie zu folgen, wonach erfolgsabhängige Vergütung zu mehr Leistungen führe. Auch deshalb könnten die Züricher Ökonominnen mit ihrer aktuellen Attacke erfolgreicher sein. Einerseits fällt ihre Studie punktgenau in eine Zeit, in der harte Fakten mehr zählen als weiche Versprechungen. Andererseits können sie ihre Behauptung empirisch beweisen – und das hat vor ihnen noch keiner unternommen.

Osterloh und Rost haben untersucht, ob höhere variable Managervergütungen die Unternehmensperformance tatsächlich steigern. Über Monate hinweg haben die Wissenschaftlerinnen die Resultate von 76 wissenschaftlichen Studien aus 123.767 untersuchten Unternehmen zusammengetragen, sortiert, gewichtet und kreuz und quer gerechnet. Am Ende verkündete Katja Rost das niederschmetternde Resultat: »Die Höhe des variablen CEO-Einkommens erklärt die Unternehmensperformance nur zu 1,2 Prozent.«

Mit anderen Worten: Das mittlerweile hohe Ausmaß an Bonus-, Aktien- und Optionszahlungen an den Vorstandsvorsitzenden hat praktisch keinen Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens.

Zum Aufatmen ist es noch zu früh. Denn die Angehörigen der Führungsebenen unterhalb des Vorstands sind nicht aus dem Schneider. »Im Grunde gilt dieselbe Aussage für alle komplexen Manageraufgaben«, stellt Margit Osterloh klar. Mithin auch für den Teamleiter, dem für das Erreichen eines definierten Leistungsziels eine Belohnung von 5000 Extra- Euro versprochen wird.

»Dreh- und Angelpunkt ist die Motivation der Arbeitnehmer«

Ein Naturgesetz ist das freilich nicht: Bei größtem Hunger wird sich selbst ein Esel angesichts einer schmackhaften Mohrrübe in Bewegung setzen. Nur dann eben nicht, wenn er nur einen leichten Appetit verspürt und genau weiß, dass in absehbarer Zeit die nächste Mahlzeit auf ihn wartet. Und in diesem einen Punkt, so versichern Entwicklungsbiologen, verhalten sich intelligente Menschen ebenso wie Grautiere: Auch sie lassen sich von ihren Lebens- und Arbeitsumständen konditionieren.

 


  1. Finanzielle Leistungsanreize setzen falsche Signale
  2. Harte Fakten zählen mehr
  3. Gesucht, gefördert, befördert und belohnt
  4. »Pay for Performance « gilt als Managementmethode

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