Krise – welche Krise?
Dem Manpower-»Arbeitsmarktbarometer « zufolge gibt es die besten Chancen auf neue Jobs in München. Dort seien die Arbeitgeber besonders optimistisch. Eher getrübt sei die Stimmung nur im Ruhrgebiet und im Osten Deutschlands. Überall sonst scheinen die Betriebe über die von den Konjunkturinstituten verbreitete miese Stimmung den Kopf zu schütteln. Krise – welche Krise?
In der Krise sehen sich allenfalls die professionellen Anwerber neuer, zu großen Hoffnungen Anlass gebender Mitarbeiter. Sie suchen auf der »Zukunft Personal« nach Inspirationen. Vor den Expertenvorträgen in den Konferenzräumen der Kölner Messe drängen sich die Zuhörer dicht an dicht, an den Wänden, neben den Türen, man glaubte sich bei einer Einführungsvorlesung BWL anno 1995. Die Stuhlreihen vor den Messepodien, auf denen andere Experten stündlich guten Rat versprechen, blieben fast den ganzen Tag über besetzt, im fliegenden Wechsel werden die frei gemachten Plätze an die Kollegen weitergereicht.
Soviel Informationsappetit und Bildungshunger war noch nie, weder auf der letztjährigen Personalmesse noch auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Personalführung im zurückliegenden Juni. Offensichtlich ist die Prognose der Demoskopen in der Gegenwart und in den HR-Abteilungen angekommen. Nach außen hin haben die Teilnehmer nur ein Thema: Wie gewinnen wir erfahrene Professionals und die Besten eines jeden Hochschuljahrgangs für unser Unternehmen?
Doch hinter vorgehaltener Hand versichert mancher Personaler aus den technischen Disziplinen, dass man mit den Rängen auch schon zufrieden sei. Nur dürfe man das nicht laut sagen, sonst höhne der HR-Kollege von nebenan, man traue womöglich seiner eigenen Arbeitgebermarke nicht über den Weg. Und wenn man an der Strahlkraft der hauseigenen Employer Brand zweifle – vielleicht weil man sie selbst nur mit Mühe aufpoliert hat –, wie dann soll man Hochschulabsolventen und unschlüssige Fach- und Führungskräfte zur Unterschrift unter einen neuen Arbeitsvertrag bewegen?