Am Schlimmsten aber trifft es die Manager. »Wir bekommen derzeit sehr viele Bewerbungen aus der Halbleiterbranche – vor allem ab der mittleren Managementebene aufwärts«, berichten sowohl Udo Wirth als auch Renate Schuh-Eder. Und anders als für Spezialisten gibt es für leitendes Personal nicht annähernd so viele Jobs – aber das war auch vor der Krise schon so. Doch nun wird auch unterhalb der Führungsriegen maßvoll ausgesiebt. »Zugegebenermaßen findet der Abbau auch im Ingenieurbereich statt.
Wobei sich die Kündigungen in Deutschland bislang noch sehr in Grenzen halten – wenn man mal die möglichen Auswirkungen von Qimonda außen vor lässt«, sagt Schuh-Eder. Immerhin – der Arbeitsmarkt ist in Bewegung geraten. Auf Stellenzeigen im Ingenieursbereich gibt es derzeit statt 0 Bewerbungen immerhin fünf, sagt Udo Wirth. »Oder sogar 100, ganz abhängig von der Position.
Personal-Engpässe beim nächsten Aufschwung
Und manche Funktionen erscheinen nach wie vor unbesetzbar!«, wie Kollegin Schuh-Eder ergänzt. Also Schluss mit »Fachkräftemangel«? »Persönlich glaube ich nicht, dass es beim nächsten Aufschwung zu Personal-Engpässen kommen wird. Seit Jahren wird immer wieder von der notwendigen Konsolidierung des Marktes gesprochen – aktuell scheint die Zeit hierfür reif zu sein«, mutmaßt Schuh-Eder, die seit 20 Jahren in der Elektronikbranche aktiv ist.
Gesamtwirtschaftlich betrachtet – auch das spricht nun wieder für einen Jobwechsel raus aus der Halbleiterei – sieht das Markus Röser, Geschäftsführer des Employer-Branding-Spezialisten Grolman Result aus Frankfurt am Main anders: »Wenn die kritische Talsohle durchschritten ist, wird der Bedarf an diesen Arbeitskräften für Forschung, Entwicklung und Produktion weiterhin immens sein. Gerade in Bezug auf den demographischen Wandel, wo Deutschland relativ schlecht da steht gegenüber anderen Industrienationen, wird es noch schwieriger werden, diesen Bedarf zu decken. Deutschland wird auch in naher Zukunft kein Produktionsstandort werden, sondern mehr Innovationsstandort.«
Gegen zu viel Pessimismus spricht, dass mancherorts die Entwicklungsabteilungen sogar weiter verstärkt werden sollen, um der Zukunft weithin innovativ begegnen zu können. Wie bei Intel. Der Halbleiterriese bündelt mit zwei neuen europäischen Entwicklungscentern in München und Leixlip, Irland, seine 800 Entwickler starke Mannschaft unter einem Dach und plant in Zukunft nach Möglichkeit sogar weiteren Personalausbau in diesem Bereich, so ein Unternehmenssprecher.
Hochqualifizierte Berufe kaum von der Krise betroffen
Einer Analyse des Internetportals jobturbo.de zufolge sind hochqualifizierte Berufe, darunter Ingenieure, ohnehin kaum von der Krise betroffen. In zahlreichen Berufssparten könnten freie Stellen derzeit nicht besetzt werden, so die Auskunft. Jobturbo hat für seine Untersuchung die Stellenausschreibungen aus 25 Online-Jobbörsen und überregionalen Zeitungen ausgewertet.
Die Spitzenposition in Sachen Jobsicherheit nehmen derzeit die Berufe in der IT-Branche ein, wo ein Verhältnis zwischen Stellenangeboten und -gesuchen von etwa 10:1 herrscht. Dadurch sei selbst im Falle einer demnächst weiter abflauenden Entwicklung in dieser Branche genug Puffer vorhanden, um die Fachleute aus der Informationstechnik auch weiterhin ruhig schlafen lassen zu können. Aber auch herkömmliche Berufe, die zur Stammbesetzung einer jeden Firma gehören, sind nach den Analysen von jobturbo.de weiterhin sehr gefragt.