Wenn der Chef selbst lehrt

28. Januar 2009, 9:56 Uhr | Christine Demmer, Markt&Technik
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Der Lehrstoff ist brandgefährlich

Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Denn jenseits der wohlklingenden Kulturpropaganda wird Herrschaftswissen in vielen Unternehmen geradezu kultiviert. Dahinter steckt die tief verwurzelte Annahme: Wenn Hänschen wüsste, was Hans alles weiß, könnte und würde Hänschen Ansprüche geltend machen, die Hans empfindlich träfen. Folglich kann eine lehrende Organisation kaum auf Freiwilligkeit errichtet werden, sondern muss von der Unternehmensleitung herab verordnet – besser noch: vorgelebt – werden.

Zwingend erforderlich sind begründende und motivierende Workshops der Führungskräfte und das Controlling des »Do it Yourself«-Trainings durch die HR-Abteilung. Karlheinz Schwuchow weiß, dass Organisationen diesen Lernprozess benötigen. Aber er weiß auch, was ihm entgegensteht: »Die Notwendigkeit einer grundlegenden Neuausrichtung ist vielerorts erkannt. Sie scheitert jedoch regelmäßig an individuellen und organisatorischen Barrieren, an etablierten Macht-, Führungs- und Kommunikationsstrukturen.«

Der Lehrstoff ist brandgefährlich

Denn der Lehrstoff, den die Führungskräfte dem Nachwuchs vermitteln sollen, ist brandgefährlich. Handelt es sich doch um nichts Geringeres als um die Erfolgsrezepte einer Schnurgeradekarriere: Soft Skills wie Kommunikation, Umgang mit Konflikten, Entscheidungsvermögen, Mitarbeiterführung, Einfühlungsvermögen in Menschen, Risikoeinschätzung und situativ richtiges Handeln.

»Während die fachlichen Kompetenzen der Manager häufig den Anforderungen entsprechen, zeigen sich wachsende Defizite im Bereich der Schlüsselqualifikationen «, beklagt Schwuchow. Doch noch immer räumen Führungskräfte – so das Ergebnis einer Studie des RKW – fachlichen Werten und Kompetenzen mit 60,7 Prozent einen nachhaltig höheren Stellenwert als sozialen Kompetenzen (37,8 Prozent) ein. Klar: Die sind einfacher zu lernen und zu handhaben.

Und wer ist schon selbstsicher genug, um der in den Startlöchern stehenden Konkurrenz zu zeigen, wie man es richtig macht? Dennoch werden Wissenschaftler, Berater und mittlerweile auch Personalvorstände nicht müde, eben das zu fordern. Der Erfolg steht und fällt mit ihrem Einfluss auf Unternehmer und das Spitzenpersonal von Publikumsgesellschaften.

 


  1. Wenn der Chef selbst lehrt
  2. Der Lehrstoff ist brandgefährlich
  3. Persönlich die Verantwortung übernehmen
  4. Entwicklungspläne für Teamleiter bestehen kaum

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!