Insgesamt hat die deutsche Elektroindustrie in Rumänien mehr als 100 Millionen Euro und in Russland fast 300 Millionen Euro investiert. Zu schlagen ist das nur von Tschechien, Ungarn und Polen. Mit jeweils weit mehr als 200.000 Mitarbeitern bei den deutschen Unternehmen insgesamt können sich Tschechien und Polen im internationalen Vergleich mit anderen wichtigen Standorten der deutschen Wirtschaft messen lassen. Die Beschäftigtenzahl deutscher Firmen in diesen europäischen Ländern wird nur noch von der in Großbritannien, Frankreich und Österreich überschritten.
Inzwischen importiert Deutschland mehr Elektroprodukte aus dem Ausland, als es dorthin liefert. Die einzige Ausnahme ist Polen, denn dort herrscht noch Nachholbedarf. »Der Aufbruch über die Grenzen hat sich für unsere Industrie gelohnt«, stellt Michael Angerbauer befriedigt fest. »Das ist eine starke Stütze in der sich soeben anbahnenden Krise. Die wird uns nicht so stark erwischen wie die Spanier oder die Briten.«
Mit Blick auf die wirtschaftlichen Faktenlage rät Angerbauer daher den Verbandsmitgliedern: »Leute, lasst nicht nach. Auf zwei Beinen steht man nicht nur besser – es läuft sich damit auch sehr gut. Ordnet eure internen Verhältnisse, und dann geht raus in die Welt.« Wohin, zeigt der Blick auf die Weltkarte – unter dem Cognacschwenker.
Faustregel bei der Expansion: Langsam, aber sicher
Wie die meisten mittelständischen Unternehmen ist auch Delo in Windach, Hersteller von Industrieklebstoffen unter anderem für den RFID-, Smart-Card- und Elektronikbereich, an langfristigem Wachstum interessiert. »Aber kein Wachstum um jeden Preis«, gab Geschäftsführerin Sabine Herold die Parole aus, »sondern nach und nach ein sicheres Standbein im Ausland aufbauen.«
Mit der Expansion ins europäische Ausland begann Delo schon in den 80er-Jahren. Nacheinander wurden Frankreich, Holland, England, die Schweiz, Österreich, Italien und Spanien in Angriff genommen. »Am Anfang arbeiteten wir stets mit Vertretungen zusammen«, schildert Sabine Herold den gewählten Weg, »um das Risiko in den unbekannten Märkten zu begrenzen.« Dann schlug die Globalisierung richtig zu.
2004 wurde eine Repräsentanz in Shanghai eröffnet, im Jahr darauf ein Büro in Singapur. Sabine Herold: »Die von uns betreuten Großkunden hatten zwar ihre Forschung und Entwicklung in Europa, die Produktion wurde aber oft nach Asien verlegt. Trotzdem forderten sie die Betreuung vor Ort. Daher gingen wir mit und begannen, aktiv in Asien zu akquirieren.« Heute entfallen rund 22 Prozent des Delo-Umsatzes auf Fernost. In diesem Jahr wurden weitere Repräsentanzen in den USA und Taiwan gegründet.