Unternehmensfinanzierung

Private Equity in der Krise?

2. April 2009, 12:00 Uhr | Christine Demmer, Markt&Technik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Sorge der Banker

Sorge der Banker

Dort, wo Private Equity bereits Einlass gefunden hat, sollen die Betriebe dem Vernehmen nach jede Woche einen Rapport über die Geschäftsentwicklung abliefern. Groß ist offenbar die Sorge der Banker, die Unternehmen könnten von den Profi-Gesellschaftern zu Tode erdrückt oder ausgeschlachtet und anschließend verramscht werden. Dass diese Furcht durchaus begründet ist, belegen viele Schreckensbeispiele. Auf der anderen Seite erklären die Privatinvestoren immer wieder, sie wollten ihre Beteiligungen aufhübschen, um sie später mit Gewinn weiterzuverkaufen. Darin läge ja gerade der Sinn der Übernahme. Und das funktioniert ja auch, zuweilen unter Zuhilfenahme eines PE-Kollegen.

2003 übernahm der US-Investor Advent International Corporation das Bonner Familienunternehmen Moeller mitsamt dessen Tochtergesellschaften. Zwei Jahre und einen erfolgreichen Turnaround später reichte Advent in einem sogenannten »secondary buy-out« zunächst 75 Prozent des Anlagenbauers, später auch die restlichen Anteile an den englischen Finanzinvestor Doughty Hanson & Co weiter. Der wiederum verkaufte die Moeller-Gruppe Ende 2007 an die amerikanische Eaton Corporation. Dort soll das Bonner Unternehmen, das zuletzt eine gute Milliarde Euro Jahresumsatz eingespielt hat, im Paarlauf mit der Eaton-Tochter Phoenixtec Power Company antreten. Bis auf weiteres, jedenfalls.

Auch Hirschmann Automation & Control in Neckartenzlingen gehörte zwischen Anfang 2004 und Mitte 2007 einem Private-Equity-Unternehmen, der europäischen HgCapital. Während dieser Zeit wurde gründlich aufgeräumt: Randbereiche wurden abgegeben, die Effizienz gesteigert, die Investitionen konzentrierten sich auf die Entwicklung innovativer Produkte. Als Teil dieser Reorganisation wurde eine neue Gruppenstruktur mit zwei separaten Gesellschaften implementiert: Hirschmann Car Communication sowie Hirschmann Automation and Control, zwei GmbHs, die völlig unabhängig voneinander operierten. Letztere ging vor zwei Jahren an das US-Unternehmen Belden. Heute ist dieser Part von Hirschmann in Gestalt der Division »Industrial Networking« Teil von Belden EMEA.

Auch Freescale, NXP und On Semiconductor haben nicht zuletzt vom Steigbügelhalter Private Equity profitiert und sich anschließend freigeschwommen. Mit der Bankenkrise gerät jetzt allerdings ein wichtiger Teil der allen Beteiligten Gewinn versprechenden Idee ins Wanken. Praktisch bleibt den Kapitalgebern nur noch die Hoffnung auf die straffende Wirkung des den Beteiligungstöchtern verordneten Management-Know-hows.

Das Sahnehäubchen indes, nämlich die profithebende Wirkung des Fremdkapitals, wird aufgrund der Zurückhaltung der Banken zu einer eher theoretischen Angelegenheit. »Das Modell des ›Leveraged Buy Out‹, also der weitgehend kreditfinanzierten Firmenkäufe, steht derzeit auf dem Prüfstand«, kommentiert Richard Burton, Leiter des Bereichs Private Equity bei PwC. »Auch 2009 werden die meisten Banken kaum noch Kredite für neue Private-Equity-Deals zur Verfügung stellen.«

Das Geschäftsmodell wird sich ändern

Vier von fünf Fondsgesellschaften erwarten denn auch, dass sich ihr Geschäftsmodell ändern wird – auch, weil die Politik die Geldgesellschaften künftig unter eingehende Beobachtung nehmen will. Um eine EU-weite Regulierung abzuwenden, unterzogen sich die europäischen Private-Equity-Gesellschaften Ende Februar in Brüssel einer vorauseilenden Selbstkritik und gelobten Besserung. Unter anderem sollen binnen zwölf Monaten die existierenden Branchenstandards in ganz Europa vereinheitlicht, ein Code of Conduct sowie Richtlinien zur Corporate Governance erstellt werden. Private Equity, Teil der Lösung?

Im Übrigen beeilten sich die PE-Firmen hinzufügen, ihre Branche sei nicht Teil des weltumspannenden Problems, sondern Teil der Lösung. Schließlich könne Private Equity einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die derzeitigen Finanzierungsengpässe bei den Unternehmen zu überwinden. Dennoch geht die Mehrheit der Finanzinvestoren davon aus, dass ihr Geschäft noch weit bis ins Jahr 2010 unter der Krise leiden wird. Für eine Börsenplatzierung ihrer hübschen Töchter eignet sich das momentane Umfeld ganz und gar nicht.

 


  1. Private Equity in der Krise?
  2. Sorge der Banker
  3. Übernahmen mit Abschlägen um 50 Prozent

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