Inhaltlich plädiert die Personalberaterin für knallhartes Fragen, formal sollte man ein wenig weicher formulieren: »Bekommt man die Zeit, die man für den Anlauf braucht, oder beschleicht einen schon im Vorstellungsgespräch der Eindruck, es herrsche operatives Chaosmanagement?«
Im Zweifel besser Hände weg, meinen vor allem Ingenieure. Eine aktuelle Umfrage des Karriereportals Semica belegt, dass für diese Berufsgruppe ein sicherer Arbeitsplatz oberste Priorität genießt. An zweiter Stelle liegt das Vertrauen in die Kompetenz des Managements und der direkten Chefs, und Platz Drei belegt die ausgewogene Work-Life-Balance. Alle drei Ziele lösen sich in Luft auf, wenn der Arbeitgeber den Boden unter den Füßen verlieren sollte.
»Die Suppe wird selten so heiß gegessen, wie sie gekocht wird«, tritt Renate Schuh-Eder latenten Ängsten entgegen. »Zwar werden die Personalbedarfsplanungen aktuell überarbeitet und oft nach unten korrigiert – aber nicht auf Null. Gute Mitarbeiter werden immer gebraucht.« Und sei es als Gründer und Unternehmer.
Wenn man nichts Neues dazulernt, ist es Zeit für einen Wechsel
Markus Brehler begann als Ingenieur bei Siemens und ist heute CEO von Enocean: »Wenn es keine Weiterentwicklung gibt, man nichts Neues dazulernen kann und man nur noch in seiner Komfortzone agiert, dann ist es Zeit für einen Wechsel.« Und dafür ist, dem technischen Fortschritt und dem ausbleibenden Nachwuchs sei Dank, immer noch Saison. Denn – man höre, staune und freue sich – die wirtschaftlichen Turbulenzen schwächen den Kampf um talentierte und erfahrene Fachkräfte mitnichten ab.
Mehr als 90 Prozent der deutschen Unternehmen wetteifern noch immer um die besten Fach- und Führungskräfte. Das ergab die brandneue Arbeitgeberbefragung »Recruiting Trends 2009«, die das Karriereportal Monster Worldwide gemeinsam mit den Universitäten Frankfurt am Main und Bamberg durchgeführt hat.
Zugegeben: In der Elektronikbranche schaut es augenblicklich eher verhalten aus. Die Krise am Weltmarkt hat viele ursprünglich geplante Stellen in die Zukunft geschoben. Und die Gehälter bei Neueinstellungen fallen moderater aus. Mitarbeiter von Halbleiter- Organisationen müssen in diesem Winter feststellen, dass die Gehälter in Segmenten wie zum Beispiel der Messtechnik oder Solar bei weitem nicht in der bisher gewohnten Höhe liegen.
Allerdings lehrt die Vergangenheit, dass sich die Organisationen vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sehr häufig umbilden. Dabei entstehen oft neue und spannende Positionen, an denen man tatsächlich etwas bewegen kann. Das Ohr am Markt zu haben, ist also bestimmt kein Fehler – auch wenn der eigene Chef davon väterlich abraten sollte.