Leserbriefe
Ingenieure und ihr "Nerd-Image"
Fortsetzung des Artikels von Teil 1
"Gegen eine Konditionierung habe ich etwas"
Dipl.-Ing. (FH) Kathrin Ludwig: Meiner Meinung nach liegt die Ursache, warum Frauen nicht in Ingenieurberufe gehen viel mehr an der Basis als hier diskutiert wurde. Mein Sohn ist fast 3 Jahre alt und geht seit dem 1. Geburtstag in eine Kinderkrippe. Was ich in den letzten 3 Jahren lernen musste wie stark die alt hergebrachte Rollenverteilung der Geschlechter noch heute in allen Köpfen verankert ist, hat ehrlich gesagt Unverständnis bei mir ausgelöst.
Das fängt im Kaufhaus an: Kleidung für Mädchen: pink, rosa, Prinzessin. Kleidung für Jungs: blau, Autos. Es geht mit den Spielsachen weiter. Autos bekommen nach wie vor hauptsächlich Jungs, oder Eisenbahnen, etc. Mädels bekommen Puppen und Bügelperlen. Weiter geht es mit der Freizeitgestaltung. Gespannt bin ich, was mich, bzw. meinen Sohn, in der Schule erwartet. Ich musste noch Handarbeiten machen, die Jungs Werken.
Das wurde angeblich ein paar Jahre später zur Wahl gestellt. Ich hoffe das! Tagtäglich bekomme ich zu hören: Oh! Ihr Sohn wird bestimmt mal ein Ingenieur! Worauf ich gerne antworte: Oder Balletttänzer oder Musiker, wer weiß? Natürlich bin ich stolz dass er neugierig ist und alles untersucht. Aber gegen eine Konditionierung habe ich etwas. Meiner Meinung nach müsste in den Köpfen endlich eine Umstellung vollzogen werden.
Mehr Erzieher in den Krippen und Kindergärten wäre ebenfalls wünschenswert. Auch diesen Beruf müsste man attraktiver machen. Unsere Babysitterin berichtete, die 3-jährige Ausbildung musste komplett selbst finanziert werden. Dann kommt noch das Anerkennungsjahr, in dem die sowieso sehr geringe spätere Entlohnung noch nicht einmal voll gezahlt wird. Welcher Mann der eine Familie ernähren möchte, lässt sich auf solche Bedingungen ein? Und bis auch die Frau sich mal als Ernährerin der Familie sieht, sehe ich noch sehr viele Jahre verstreichen. Leider. Ich würde mir wünschen mit meiner Meinung auf breite Zustimmung zu treffen.
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