Martina Hofmann ist Professorin für erneuerbare Energien an der Hochschule Aalen und bietet gemeinsam mit ihren Mitarbeitern über das Steinbeis Transferzentrum „Energiesysteme“ Dienstleistungen für Unternehmen und Kommunen rund um Klimaschutz- und Klimaanpassung an.
»In meiner Kindheit habe ich eine große Liebe zur Natur entwickelt und auch die durch Technik bedingten Umweltschäden wahrgenommen. Aus meiner Sicht waren die Übeltäter die fossil betriebenen Kfz und die konventionellen Kraftwerke. Ich dachte, wenn ich das Wissen über diese Dinge habe, kann ich der Umwelt am besten helfen. Daher habe ich elektrische Energietechnik an der TU Darmstadt studiert und es keinen Tag bereut.
Schon während meines Studiums fokussierte ich mich auf die erneuerbaren Energien. Nach meiner Promotion arbeitete ich bei der Siemens AG über zehn Jahre hauptsächlich auf internationaler Ebene in Großprojekten. Seit 2012 bin ich Professorin für erneuerbare Energien an der Hochschule Aalen. Damit habe ich wirklich meine „Berufung“ gefunden. Hier lehre ich zu den Themen Klimaschutz, Klimaanpassung, Energieeffizienz, Funktionsweise von Energiesystemen und dabei die Rolle der Erneuerbaren.
Aufmerksam gemacht auf eine Professur an sich hat mich übrigens mein Mann. Ich selbst wäre da nie darauf gekommen. Ich war damals der Meinung, dass ich noch nicht genug Wissen habe, um eine solche verantwortungsvolle Aufgabe auszufüllen. Bestärkt hat mich dann auch der Rektor der Hochschule Aalen im Bewerbungsgespräch. Er hat mir versichert, dass ich absolut für eine Professur geeignet sei und dass ich die Herausforderung annehmen solle.
Daneben engagiere ich mich in der Region Ostwürttemberg überwiegend auf kommunaler Ebene für Klimaschutz durch erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Dazu gehören auch Konzepte zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels und die Aufklärung hinsichtlich Lösungen potenzieller Konflikte zwischen Natur- und Klimaschutz. Als Vorstandsmitglied des NABU im Landesverband Baden-Württemberg möchte ich darauf hinwirken, Naturschutz und Energieerzeugung miteinander zu vereinbaren. Außerdem bin ich Vorsitzende im VDE-Ausschuss „Studium, Beruf und Gesellschaft“. Meine Ziele im Rahmen dieser Position sind die Klimatransformation und mehr Frauen im Ingenieurberuf.
Durch meine Arbeit kenne ich die Herausforderungen von mittelständischen Unternehmen und kleinen Kommunen gut, besonders im Bereich Energieeffizienz und Klimaschutz. Als einzige Professorin in Baden-Württemberg konnte ich die vom Umweltministerium BW geförderten Projekte „Kompetenzstelle Energieeffizienz“, „Regionale PV Netzwerke“ und „Wärmenetze für KMUs und Kommunen“ einwerben. Hier unterstützen wir KMUs und Kommunen bei der Erreichung von mehr Energieeffizienz, der Installation von mehr PV Anlagen und der Planung und Umsetzung Wärmenetzen. Daneben laufen aktuelle Forschungsprojekte zur sinnvollen Weiternutzung von Batterien aus Elektroautos und zur Klimaanpassung von Firmen im Industriegebiet Donautal in Ulm.
Die größte Herausforderung ist, etwas ins Laufen zu bringen. Wenn man Forschungsprojekte durchführt, wird in den seltensten Fällen erwartet, dass ein fertiges Produkt herauskommt. Es ist schon frustrierend, wie lange solche Projekte laufen und wie wenig Umsetzbares am Ende herauskommt. Damit das besser wird, habe ich das Steinbeis Transferzentrum Energiesysteme gegründet. Damit kann ich direkt etwas umsetzen, ohne vorher monatelang auf Bewilligung von Geldern warten zu müssen und ohne die ganzen Abrechnungen, Zwischenberichte, Kalkulationen, Änderungsanträgen und dem weiteren organisatorischen Ballast von Forschungsprojekten. Wir bieten z.B. Workshops für Kommunen zur Entwicklung von Strategien zur Erreichung der Klimaneutralität oder konkretes Engineering für Klimaschutzprojekte.
Mein Alltag? Einen großen Teil meiner Zeit verbringe ich mit und vor meinem Laptop. Leider muss ich mich sehr viel um Formalitäten kümmern, da ich etwa 10 Mitarbeiter im Team habe und es da ständig etwas zu tun gibt. Wenn Zeit ist, recherchiere ich zu neuesten Entwicklungen an der Klimafront. Nebenher betreue ich auch noch einige studentische Arbeiten. Da kommt auch immer mal wieder eine Frage rein, oder jemand sucht eine Arbeit und will sich informieren oder jemand gibt seine Arbeit ab und ich muss eine Note geben. Dann lese ich die Ausarbeitungen, höre mir die Vorträge an und diskutieren mit dem Zweitbetreuer die Noten. Natürlich gibt es auch die Lehre, das sind bei uns 18 Stunden pro Woche. Ich muss nicht ganz so viel leisten, weil ich viele Forschungsgelder eingeworben habe. Die Vorlesungen sind meistens Veranstaltungen von 1,5 Stunden Dauer. Während der Corona Pandemie war ich lange Zeit komplett online unterwegs, also mit Zoom Videokonferenzen.
Am Ende jedes Semesters gibt es dann die Prüfungsphase. Dafür muss ich immer wieder neue Prüfungen entwerfen, selbst durchrechnen und dann für die eigentliche Durchführung fertigstellen. Nach der Prüfung muss ich alles korrigieren und die Noten vergeben.
Manchmal gibt es dann Rückfragen von Studierenden die ihre Prüfung nochmal anschauen wollen und denen erkläre ich dann was sie falsch gemacht haben. Dazwischen bin ich immer mal wieder bei Veranstaltungen, entweder als Rednerin oder im Zuschauerraum. Ausserdem gibt es regelmäßige Meetings mit meinen Mitarbeitern, meinen Kollegen vom Studiengang, der Fakultät, dem Rektorat und in meinen Projekten mit Kooperationspartnern. Ungestört an etwas arbeiten geht immer nur kurzzeitig, da eigentlich ständig neue Emails, Anrufe und Zoom Calls reinkommen.
Dieser Job bietet immens viele Freiheiten. Das einzig wirklich fixe sind die Vorlesungen und die kann man auch relativ frei planen. In den vorlesungsfreien Zeiten kann man dann komplett frei über die eigene Zeit verfügen. Je nach Budget kann man dann auch Reisen unternehmen, z.B. zu Kooperationspartnern oder für den Studiengang zur Anbahnung von Zusammenarbeit mit ausländischen Universitäten und Austauschprogrammen.
Der Job ist extrem familientauglich. Mein Rat an junge Frauen: Findet heraus, was euch absolut Spaß macht und womit ihr den größten Teil eurer Lebenszeit verbringen wollt. Dann kann eigentlich nichts schief gehen!