Hinter die Fassade geschaut

Arbeitgeber ungeschminkt: So findet man einen Job der Spaß macht

13. Januar 2012, 13:34 Uhr | Corinne Schindlbeck
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VD beklagt "nie dagewesenen" Rekordmangel an Ingenieuren

Zumindest weisen darauf die neuen „Fachkräftemangel-Zahlen“ des VDI hin, die diesmal einen neuen Rekord verkünden. Regional sei vor allem Süddeutschland betroffen. Noch nie sei der Wert derart hoch gewesen:  98.300 offene Stellen für Ingenieure hat das Institut der Deutschen Wirtschaft für den VDI errechnet. Die Zahl der arbeitslosen Ingenieure sei im Dezember erneut gesunken, auf inzwischen 18.273 Personen. Die sich dadurch ergebende allgemeine Ingenieurlücke sei mit 80.400 seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr 2000 noch nie so groß gewesen. Am zweithäufigsten nach Maschinenbauern fehlten Elektroingenieure, nämlich 19.600 Personen.

Da kann es Personal suchende Unternehmen nicht freuen, was das Jobportal Stepstone anhand einer Studie unter 6000 Fach- und Führungskräften erfragt hat: Nämlich dass nur rund jeder siebte Mitarbeiter sein Unternehmen gegenüber der Familie und Freunden als Arbeitgeber weiterempfehlen würde - jeder Dritte nur unter Vorbehalt. Insgesamt, so die Studie, sei der Ruf deutscher Unternehmen als Arbeitgeber im Schnitt nur mittelmäßig. Und für 80 Prozent der befragten Arbeitnehmer stimme das kommunizierte Arbeitgeberimage des Unternehmens mit der Realität nicht überein. Die Hälfte der befragten Arbeitnehmer meinte sogar, die Arbeitsrealität sei in Wirklichkeit eher schlechter als das Bild, welches das Unternehmen im Rahmen der Employer-Branding-Kommunikation nach außen darzustellen versucht.

Da wundert es nicht, dass Unternehmen Personalmarketing auf der Prioritätenskala nach oben gesetzt haben. Die Anstrengungen haben merklich zugenommen: Internetauftritte werden überarbeitet, Facebook-Seiten kreiert, Employer-Branding-Beauftragte eingestellt. Der neueste Schrei: Virales Personalmarketing in Form von kurzen, „coolen“ oder witzigen Spots, die sich – zumindest im Idealfall - wie ein Lauffeuer über das Internet verbreiten und den Urheber  - in dem Fall einen Arbeitgeber - nebenbei in ein positives Licht rücken.

Zumindest äußerlich gibt man den Empfehlungen der Personalmarketing-Experten nach echter Transparenz und direkter Kommunikation mit potenziellen Bewerbern nach. Karriereexpertin Ute Blindert begründet, stellvertretend für ihre Zunft, warum: „Hochglanzbroschüren, die viel versprechen, aber nichts halten, ziehen den Nachwuchs nicht mehr. Portale, die Arbeitgeber bewerten, werden zur ganz normalen Anlaufstelle für Jobsuchende. Man wünscht sich glaubwürdige Unternehmen. Authentische Kommunikation wird immer wichtiger - nach innen und nach außen“. Die Geschäftsführerin von Zukx - Campus2Company sieht die Verbreitung von Arbeitgeber-Zertifikaten wie Tob Job oder Greatplacetowork in ihrer Verbreitung inzwischen jedoch inflationär, hält den kostenpflichtigen Wettbewerben (Blindert: „Man kauft sich da ein“) jedoch zu gute, dass sie in den teilnehmenden Unternehmen zumindest das Bewusstsein für gute Personalarbeit schärfen würden.

Kommerziell – und damit nicht unabhängig - sind sie trotzdem. Nicht zuletzt deshalb zog der Fernsehjournalist Frank Plasberg zuletzt sein Engagement als „Mentor“ bei Top Job, das sicher gut bezahlt worden wäre, wieder zurück. In Medienberichten hatte man ihm vorgeworfen, seine journalistische Unabhängigkeitsverpflichtung zu verletzen. Ute Blindert rät Absolventen auf der Suche nach dem richtigen Arbeitgeber, ihren Blick für das Gesamtangebot zu schärfen: „Gehen Sie schon zu Beginn ihres Studiums auf Jobmessen, machen Sie Praktika, lernen Sie viele verschiedene Arbeitgeber kennen, machen Sie sich ein Bild von deren Professionalität. Dazu kann der Blick auf www.meinpraktikum.de zum Beispiel hilfreich sein. Auch ein regelmäßiger Blick in die Presse gehört zum Gesamtbild dazu.“

Eine gute Möglichkeit, an einen passenden Job zu kommen, kann ein seriöser Personalberater sein, der keine „Kopfprämie“ erhält und sich dadurch von „Lebenslauf-Händlern“ unterscheidet. Seriöse, mandatsorientierte Beratungen arbeiten nicht gegen Vermittlungsprovision oder auf reiner Erfolgsbasis. So zum Beispiel Monika Gräter aus Landshut, seit 17 Jahren Personalberaterin und auf mittelständische Unternehmen spezialisiert. „Wir arbeiten ausschließlich aufwandsorientiert. Durch diese Honorargestaltung, die nicht als Prämie bei Projektabschluss geleistet wird, können wir Kandidaten neutrale Beratung gewährleisten. Ich rate, sich einen Personalberater hinsichtlich seiner Arbeitsweise genau anzuschauen. Der persönliche Eindruck zählt und man sollte auf seinen Bauch hören. Leider gibt keine Gütesiegel für Personalberatungen, Mund-zu-Mund-Propaganda und persönliche Empfehlungen helfen noch am ehesten weiter.“

Früher kam diese Art der Vermittlung am ehesten für Spezialisten in Frage oder für Führungskräfte, seltener jedoch für Absolventen. Denn als Entlohnung für den Personalberater wird bis zu einem Drittel des Jahresbruttogehaltes der ausgeschriebene Stelle fällig. Inzwischen, so informiert Monika Gräter, habe sich das Tätigkeitsfeld erweitert: „Im aktuellen Arbeitsmarkt sind Unternehmen zunehmend bereit, auch in Absolventenpositionen zu investieren bzw. alternativ zu einer entsprechenden Stellenbesetzung auch einen Absolventen in die Aufgabe einzuarbeiten. Für Studenten macht es also durchaus Sinn, sich an den Kontakt mit Personalberatern zu gewöhnen.“


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