Zusammenbruch durch Überlastung – das kann vor allem solche treffen, die mit dem Beruf verschmelzen, die die notwendige Distanz zwischen Beruf und sich selbst nicht mehr hinkriegen, die Alarmsignale (ich sehe die Kinder nur am Wochenende, meine privaten Hobbys finden nicht mehr statt, ich habe Eheprobleme, meine Blutwerte sind schlecht, aber mir fehlt die Zeit, gegenzusteuern) klein reden oder aufschieben.
Aber auch das Arbeitsumfeld trägt dazu bei, weil es sich verändert hat. Frau Glaubitz schreibt hier flockig, dass man sich doch einfach einen neuen Job suchen solle, wenn man unglücklich sei. Und verkennt dabei, dass es flächendeckend veränderte Bedingungen sind, die gerade die Hochqualifizierten vor Probleme stellen, nicht den gelangweilten Niedriglöhner, der am Fließband Otto-Kataloge einpackt. Denn dieser kommt abends zwar mit Rückenschmerzen nach Hause, lässt den ungeliebten Job aber außerhalb seiner vier Wände und ist froh, Feierabend zu haben.
Bei Hochqualifizierten dagegen fließen Privates und Berufliches oft zwanghaft in einander über, wird das E-Mails-Checken per Smartphone zur Regel, auch im Urlaub. Burn-out-Kandidaten arbeiten hart, sind gut in ihrem Job und glauben, dass sie unersetzbar sind. Und sehr oft hindert sie eine regelrechte Berufung daran, kürzer zu treten. Nicht zuletzt deshalb sind zum Beispiel Polizisten und Krankenschwestern häufige Burnout-Kandidaten.
Und noch ein weiteres Merkmal der heutigen Arbeitswelt füttert Burnout-Erkrankungen: der Wettlauf um Anerkennung, meist geliefert in Form von Boni und Leistungszulagen. Wer am Jahresende eine satte Provision einstecken kann, hat gut gearbeitet und kann sich auf die Schulter klopfen. Wer leer ausgeht, hat nicht gut gearbeitet. Die tägliche Anerkennung im Alltag, eine ehrliche Anteilnahme und Fürsorge für den Mitarbeiter, ist dagegen die Ausnahme und eher unter der Sparte „Gedöns“ abgespeichert – wohlgemerkt häufig auch von Mitarbeitern. Ihnen ist ein Scheck in der Regel wichtiger als ein ehrliches Interesse – zumindest solange es Ihnen gut geht.
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