Ein durchschnittliches Rechenzentrum ist laut IDC neun Jahre alt. Laut Gartner sind Standorte, die älter als sieben Jahre sind, als veraltet. Betreiber von Bestandsrechenzentren stehen dabei vor verschiedenen Herausforderungen angesichts der neuen technologischen Anforderungen.
Die IT-Branche verändert sich rasant und Betreiber von in die Jahre gekommenen Rechenzentren sehen sich mit einer Fülle von Herausforderungen konfrontiert, die ihre Fähigkeit einschränken, modernen Anforderungen gerecht zu werden. Dies kann sich auf Unternehmen in vielerlei Hinsicht auswirken, unter anderem auf die anfallenden Kosten und die Ziele zur CO2-Reduktion. Doch in einigen Fällen ist die Wahrnehmung der Probleme dieser Einrichtungen negativer als die Realität. So drohen Betreiber in manchen Fällen eine Chance zu verpassen.
Ältere Rechenzentren wurden zu einer Zeit entworfen, in der aktuelle technische Fortschritte nicht vorhersehbar waren. Diese Einrichtungen haben nun Schwierigkeiten, den steigenden Anforderungen der modernen Datenverarbeitung gerecht zu werden, zum Beispiel höheren Datenmengen, schnelleren Verarbeitungsgeschwindigkeiten und der Notwendigkeit robuster Cybersicherheitsmaßnahmen. Laut IDC ist das durchschnittliche Rechenzentrum neun Jahre alt. Gartner betrachtet jeden Standort, der älter als sieben Jahre ist, als veraltet.
Eine Branchenumfrage von BCS, bei der über 3.000 leitende Fachleute für Rechenzentren in ganz Europa befragt wurden, zeigt, dass ein Drittel der Befragten zumindest über einige Einrichtungen verfügt, die zwischen sechs und zehn Jahren alt sind. Außerdem betreiben etwa 17 Prozent einen Bestand, der zehn Jahre oder älter ist. Die meisten Befragten nannten mehrere Herausforderungen. 56 Prozent der Teilnehmer betrachten die Betriebskosten pro Quadratmeter als zu hoch, um wettbewerbsfähig zu sein, und als in Zukunft potenziell problematisch. Der Mangel an nachhaltigen und erneuerbaren Energien folgt dicht an zweiter Stelle. Dies belegt die Schwierigkeit, der sozialen Verantwortung der Unternehmen (CSR) und Vorgaben zu Ökologie, sozialem Engagement und Governance (ESG) zu entsprechen, wenn die erneuerbaren Energien nicht ausreichen, um die Anforderungen an eine moderne IT-Umgebung zu erfüllen.
Zu den weiteren Herausforderungen gehören Probleme wie das in der Bausubstanz von alten Rechenzentren eingebettete CO2, unzureichende Systeme für Daten-Backup und -Recovery, schlechte Energieeffizienz, hohe Wartungskosten und ein Mangel an Fachkräften, die für den Unterhalt der Einrichtung erforderlich sind.
Fast alle Befragten nannten mehrere mögliche Wege, um Altlasten zu bewältigen. Die meistgenannte Lösung, die von 47 Prozent der Befragten favorisiert wird, ist die Nachrüstung der wichtigsten mechanischen und elektrischen Anlagen (M&E), um ESG- und CSR-Vorgaben zu erreichen. Allerdings betrachten 60 Prozent die Umsetzung dieser Standards als eine der größten Herausforderungen bei der Nachrüstung eines Rechenzentrums. Etwas weniger populär ist die Variante, die IT-Umgebungen in ein neues Rechenzentrum umzuziehen und das bestehende Rechenzentrum nach dem Umzug stillzulegen.
Darüber hinaus geben zwei Fünftel der Befragten zu, dass sie einem reaktiven Instandhaltungsregime folgen, um die Lebensdauer eines Rechenzentrums zu verlängern. Ein ähnlicher Anteil würde sich für die Aufrüstung zentraler Bereiche wie der Stromversorgung entscheiden, um die Leistungsdichte zu verbessern. Etwas mehr als zwei Drittel würden die M&E-Installationen aufrüsten, um die PUE-Probleme anzugehen, wenn sie damit die Laufzeit um bis zu zehn Jahre verlängern könnten.
Jede Option hat ihre eigenen Herausforderungen, die sowohl von den Kosten als auch von der Nachhaltigkeitsagenda beeinflusst werden. Die extreme Option ist die vollständige Stilllegung eines in die Jahre gekommenen Rechenzentrums. Dies kann eine komplizierte und potenziell teure Option sein, weil der Vorgang eine Vielzahl von Maßnahmen umfasst. Dazu gehört es, die IT-Hardware, die Gebäudemanagementsysteme und die M&E-Installationen zu demontieren und zu entsorgen beziehungsweise zu recyclen. Das Recycling von Elektroschrott zur Rückgewinnung von Rohstoffen für die Herstellung neuer IT-Geräte ist wichtig und kann dazu beitragen, die Auswirkungen der Verwendung neuer Materialien zur Herstellung von Geräten für Rechenzentren aufzuwiegen.
55 Prozent der Branchenspezialisten sehen einen problematischen Einfluss der steigenden Betriebskosten älterer Rechenzentren auf ihre künftige IT-Strategie. Die Kosten, die mit der Instandhaltung von Altanlagen verbunden sind, schränken naturgemäß die Fähigkeit der Unternehmen ein, die Ausgaben für neue Systeme aufzubringen, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit in denen der Druck auf die Budgets tendenziell zunimmt. Dieser Druck sorgt für echte Herausforderungen für Chief Information Officer und IT-Manager, die sicherstellen müssen, dass die Technologieausgaben am effizientesten verwendet werden.
Einige Organisationen verpassen Chancen, wenn es um ihre alten Rechenzentren geht. Oft nehmen sie die Skalierbarkeit dieser Rechenzentren als begrenzt wahr. Diese Wahrnehmung führt zu Schwierigkeiten bei der Integration neuer Technologien und in der Folge zu betrieblichen Ineffizienzen und erhöhten Kosten. Wenn Unternehmen wachsen und ihr Datenbedarf steigt, haben diese Rechenzentren oft Schwierigkeiten, effektiv zu skalieren. Das führt zu Leistungsengpässen und verminderter Wettbewerbsfähigkeit. Dabei gibt es Möglichkeiten zur Kapazitätserweiterung, die in einigen Fällen ungenutzt bleiben.
Ein weiterer großer Knackpunkt bei älteren Rechenzentren ist ihre Energieineffizienz. Da sie nicht für einen sparsamen Umgang mit Energie konzipiert wurden, verbrauchen sie übermäßig viel Strom und verursachen hohe Betriebskosten. Das ist nicht nur finanziell belastend, sondern auch ökologisch untragbar. Green Computing und Unternehmensverantwortung gewinnen zunehmend an Bedeutung. Unternehmen stehen deshalb unter Druck, ihre Rechenzentren energieeffizienter zu gestalten.
Ältere Rechenzentren stehen an einem Scheideweg. Um im digitalen Zeitalter relevant zu bleiben, müssen sie zahlreiche Herausforderungen bewältigen. Transformation und Innovation sind der Schlüssel, um diese Einrichtungen erfolgreich zu modernisieren. Dafür müssen potenzielle Entwicklungspfade identifiziert werden. Ein wichtiger Schritt ist die Bewertung einzelner Standorte, um festzustellen, ob sich Investitionen lohnen. Dies beinhaltet die Beurteilung, ob ein Standort eine Investition rechtfertigt. Mithilfe von Modellierungen lässt sich dies feststellen. So spart man Zeit und Geld für aufwendige Analysen, die am Ende zeigen könnten, dass ein Standort für Erweiterungen, Dekarbonisierung, zukünftige Wartung oder Betrieb ungeeignet ist.
Jim Hart ist CEO von BCS.