Interview mit Maxim-CEO Tunc Doluca

Wann der CEO zum Lötkolben greift

28. Oktober 2012, 21:29 Uhr | Frank Riemenschneider
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Ingenieur Dolcua löst technische Probleme - im Büro und zu Hause

Probleme bespricht und löst der gelernte Ingenieur Doluca auch mal in seinem CEO-Büro.
Technische Probleme bespricht und löst der gelernte Ingenieur Doluca auch mal in seinem CEO-Büro.
© Elektronik

Elektronik: Sie erzielen 58 % Ihres Umsatzes in China, in Europa nur 12,5 % und in den USA 11,9 %. Ihr Kollege Richard Clemmer (Anmerkung: CEO von NXP) nannte NXP kürzlich eine „chinesische Firma mit Hauptsitz in Eindhoven“. Würden Sie auch soweit gehen, Maxim eine chinesische Firma mit Hauptsitz in San Jose zu nennen?

Tunc Doluca: (lacht) Normalerweise stimme ich Richard ja in vielen Punkten zu, aber hier nicht. In Bezug auf Auslieferungen haben Sie natürlich Recht, aber nicht in Bezug auf die Design-Entscheidungen, da sitzen nämlich in China nur weniger als 10 % unserer Kunden. Die meisten Design-Wins erzielen wir in den USA, in Europa und in Japan. Wo unsere Kunden fertigen und wo die Chips dann hingeliefert werden, ist natürlich eine ganz andere Frage. Wir haben davon abgesehen auch eine ganz andere Struktur als NXP.

Elektronik: Welches sind Ihre größten Märkte und Kunden in Deutschland? Wie wichtig ist Deutschland für Maxim und warum?

Doluca: Deutschland ist für uns ganz wichtig, um das zuvor angesprochene ausgewogene Geschäftsmodell zu erreichen. Es gibt dort kaum Konsumelektronik, aber wir sehen enormes Know-how und weltweit führende Unternehmen in den Märkten Kommunikation und Industrie. Die deutsche Automobil-Industrie entwickelt viele Innovationen. Wir können einerseits von diesen Firmen lernen, wo wir hin müssen, auf der anderen Seite können wir auch für diese Firmen mit unseren Produkten den Unterschied ausmachen. Deutschland ist für uns wirklich sehr wertvoll, nicht nur in Bezug auf Umsatz, sondern um zu lernen, wie wir noch bessere Produkte entwickeln können.

Vor 5 Jahren hatten wir im Automobil-Markt nur 1 % unseres Umsatzes, dann haben wir entschieden, dass wir da strategisch reinwollen und Deutschland ist jetzt das Land, wo wir den meisten Automotive-Umsatz generieren. Heute haben wir im Automobil bereits 5 % unseres Gesamtumsatzes. Die Design-Wins kommen sowohl von Zulieferern wie Continental oder von OEMs, die den Zulieferern sagen, was sie haben wollen.

Elektronik: Was kaum jemand weiß, ist, dass Sie selbst mal als Design-Ingenieur tätig waren und „mehr als 10“ Patente halten. Wieviele sind es denn genau?

Doluca: (lacht) 11.

Elektronik. Dann stimmt ja „mehr als 10“ wirklich. Vermissen Sie Ihre Tätigkeit als Ingenieur?

Doluca: Das ist tatsächlich so. Ich bin Ingenieur geworden, weil ich es liebte, Sachen zu entwickeln und zu erleben, dass diese Sachen beim Kunden tatsächlich funktionieren. Jetzt ist es natürlich etwas anders, heute baue ich Teams, die diese Sachen entwickeln. Ich nehme aber jede sich bietende Gelegenheit wahr, mit den Ingenieuren über Technik zu sprechen und stelle fest, dass meine Erfahrung ihnen immer noch manchmal hilft. Wir entwickeln 200-300 neue Produkte pro Jahr, da gibt es auch mal Probleme, die zu lösen sind und dann bringe ich mich dann gerne ein. Erst gestern hatten wir ein solches zu lösen und haben das in meinem Büro besprochen, schauen Sie mal an die Tafel (siehe Bild).

Elektronik: Letztens habe ich mit Ihrem Kollegen Dr. Ploss von Infineon gesprochen, der mir verraten hat, dass er mit Begeisterung Modellflugzeuge baut. Wir darf ich mir denn Ihr Wochenende vorstellen? Sitzen Sie dann mit einem Lötkolben im Keller und bauen irgendwelche Schaltungen zusammen, die Ihrer Frau im Haushalt nützen könnten? Oder findet man Sie doch eher auf dem Golfplatz?

Doluca: (lacht): Nein, ich spiele kein Golf, sondern Tennis. Golf ist mir zu langsam! Nein, ich verbringe soviel Zeit es geht mit meiner Familie, desweiteren liebe ich es, europäischen Fussball im Fernsehen anzuschauen, die englische Premier-League und zuletzt das Champions-League-Finale Bayern München gegen Chelsea….

Elektronik: Oh je, Herr Doluca, das war so bitter, diesen Satz hätten Sie mir und meinen Kollegen ja nun wirklich ersparen können….

Doluca: Na ja, meine beiden Lieblingsteams sind ja Manchester United und der FC Barcelona. Aber ich genieße den Anblick der Münchener Arena, ich sehe die immer rot leuchten, wenn ich in München bin und abends zum Flughafen fahre. Ich bin ja in der Türkei aufgewachsen und habe da selbst Fussball auf der Strasse gespielt. Und dann liebe ich diesen superschnellen Sport Eishockey, wir sponsorn ja auch die San Jose Sharks, da sind wir werbetechnisch auf dem Eis vertreten.

Elektronik: Also kein Lötkolben…

Doluca: Na ja, manchmal. Ich habe im Baumarkt Außenlampen mit Lichtsensoren gekauft und musste feststellen, dass die Lichter zu früh angingen, bevor es richtig dunkel war, sie gingen sogar an, wenn es nur stark bewölkt war. Ich habe dann mittels Reverse-Engineering und Lötkolben eine Anpassung vorgenommen, meine Frau war sehr stolz auf mich!

Elektronik: Vielen Dank !


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