Elektronik: Während Ihr Umsatzanteil in den Bereichen Industrie, Kommunikation und Computing gesunken ist, haben Sie bei den Handys und Smartphones zugelegt. Alleine Samsung steht für 20 % Ihres Gesamtumsatzes. Ist die Abhängigkeit von einem Großkunden nicht ungesund? Was machen Sie denn, wenn Samsung irgendwann keine Lust mehr auf Maxim hat?
Tunc Doluca: Wir balancieren diese hohen Wachstumsmärkte gegenüber den stabileren Märkten mit langen Produktzyklen sorgfältig aus. Logischerweise wachsen die Wachstumsmärkte schneller als die anderen, weshalb sich diese von Ihnen genannten Verschiebungen ergeben haben. Was haben wir getan? Wir haben primär Firmen gekauft, die uns im Kommunikations- und Industrie-Markt weiterbringen und uns helfen werden, dort stärker zu wachsen. Im Mobil-Markt haben wir Produkte entwickelt, die allen Herstellern helfen. Wir haben natürlich keinen Einfluss drauf, dass mit Samsung und Apple zwei Anbieter extrem dominant geworden sind. Wir sind ja froh, dass wir zumindest mit einem der beiden so gute Geschäfte machen. Durch unser wesentlich flexibleres Fertigungsmodell mit geteilter eigener und Foundry-Fertigung können wir zudem viel besser auf die Schwankungen im Mobil-Markt reagieren, als das in der Vergangenheit der Fall war.
Elektronik: Was geht denn mit Apple?
Doluca: (lacht) Tja, Sie wissen ja, da dürfen wir nicht so viel sagen…aber wir haben interessante Technologien, an denen auch Apple interessiert ist.
Elektronik: Die US-Regierung hat ja eine Re-Industrialisierungs-Politik beschlossen, im Rahmen derer Subventionen für Fertigungsstätten gezahlt werden – nehmen wir die neue High-End-Fab von Globalfoundries im Bundesstaat New York als Beispiel. Kann Maxim auch von diesen Geldern profitieren und wenn ja, in welcher Form?
Doluca: Wir fertigen ja Wafer heute schon zum großen Teil in den USA, konkret über 50 %. 40-45 % werden in drei asiatischen Fabs mit proprietären Maxim-Analog-Prozessen gefertigt und die restlichen 5-10 % auf generischen Foundry-Prozessen. Wir wollen dieses Fertigungs-Know-How im Hause behalten, weil es uns von unseren Wettbewerbern differenziert. Unsere Entscheidungen, ob wir in den USA fertigen oder woanders, sind rein technisch begründet und völlig unabhängig von Subventionen. Wir sind ja schon heute eine sehr US-zentrierte Firma und haben 200 Mio. Dollar von unseren eigenen Geldern in den Ausbau der Fertigung investiert.
Elektronik: Planen Sie zukünftig eine Ausweitung der externen Fertigung?
Doluca: Das ist schwierig vorherzusagen. Grundsätzlich kann man sagen, dass unsere meisten Produkte für den Mobilmarkt extern gefertigt werden und die meisten für die traditionellen Märte Industrie, Automotive u.s.w. intern. Wie sich das entwickelt, hängt daher primär davon ab, wie sich diese Märkte entwickeln.
Elektronik: Verstehe ich das richtig, dass ausschließlich Produkte für die Konsumelektronik extern gefertigt werden?
Doluca: Ausschließlich nicht, da wir auch einige Produkte mit sehr geringen Prozessgeometrien z.B. für Bezahl-Terminals oder Smart-Grids produzieren. Die Frage ob intern oder extern hängt von den Prozessgeometrien ebenso ab wie davon, ob spezielle Analog-Technologien zum Einsatz kommen und wieviele Chips Sie verkaufen. Die Produkte, die wir den Foundries geben, sind die mit den höchsten Volumina, da das einfacher zu managen ist, als tausende verschiedene Maskensätze. Die Produkte, auf die das alles zutrifft, sind in der Regel aber tatsächlich Konsumelektronik-Produkte. Ich möchte aber nochmals betonen, mit extern ist kein Fab-Lite-Modell à la TSMC gemeint, sondern Foundries, die exklusiv für uns mit unseren Prozessen und für keinen anderen Analog-Kunden arbeiten. Unser 180-nm-Analog-Hochvolt-Prozess läuft z.B. in einer internen und zwei externen Fabs.
Elektronik: Was machen Sie, wenn eine Ihrer Produktgruppen kommt und ein digital dominiertes Produkt in einem 65-nm-Prozess fertigen will?
Doluca: Dann werden wir das sicher nicht intern sondern nur in einer Foundry fertigen. Diese Produkte benötigen ja auch keinen speziellen Prozess, die können wir dann wirklich an TSMC oder Globalfoundries geben, da unsere Wertschöpfung dann im Design und nicht in der Fertigung liegt.
Elektronik: Können Sie eigentlich mit Ihren Produkten von Moore’s Law profitieren? Analog-Transistoren lassen sich ja nun mal nicht gut schrumpfen…
Doluca: Wegen Moore‘s Law können wir aber bessere Analog-Chips bauen, indem wir digitale Schaltungen entwickeln, um die Analogschaltungen zu unterstützen, nehmen Sie mal die Konfiguration durch den Kunden, der mit ein und demselben Chip in unterschiedlichen Konfigurationen ganz unterschiedliche Sachen machen kann. Sie können wirklich für Analog-Schaltungen auf einem anderen Weg Nutzen aus Moore‘s Law ziehen, nicht durch das Schrumpfen von Analog-Transistoren, sondern durch deren Unterstützung mittels digitaler Schaltungen.