Der (un)glückliche Aktionär

Sparbuch gegen Halbleiter-Aktie – was bringt mehr?

12. Juni 2012, 16:37 Uhr | Frank Riemenschneider

So verschieden die Aussagen der CEOs von Halbleiter-Herstellern über Märkte und Technologien auch sind, einig sind sich alle darin, »die Aktionäre glücklich machen zu wollen«. Wir haben einmal virtuelle 1.000 Euro in Halbleiter-Aktien angelegt und geschaut, was damit in zehn Jahren passiert wäre. Die versprochenen Glücksgefühle wollten sich dabei nicht so recht einstellen.

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Aktienkurse Mitte 2002-Mitte 2012.
Aktienkurse Mitte 2002-Mitte 2012. Blau=Infineon, Rot=TI, Grün=Qualcomm, Orange=Microchip,Pink=ARM,Gelb=Linear Technology, Braun=Xilinx, Schwarz=Intel.
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Die Gesetze der Börse sind für Normalsterbliche und vermutlich auch für viele selbsternannte Experten kaum zu durchschauen. Fest steht, wer Mitte 2002 1000 Euro zur Bank gebracht und nur für 2 % Verzinsung pro Jahr angelegt hätte, würde aktuell einen Kontostand von 1218,99 Euro haben.

Was ware passiert, wenn man stattdessen Chip-Aktien gekauft hätte? Das Bild zeigt das Ergebnis.

Marktführer Intel steigert regelmäßig Umsatz und Gewinn in mittlerweile astronomische Höhen. CEO Paul Otellini ist fast schon zu bedauern, denn dank einer überzogenen Erwartungshaltung der Analysten wären aus diesen 1000 Euro bis heute nur 1.181,20. Vorausgesetzt man hätte 2002 Intel-Aktien gekauft.

Auch als Anleger beim Gemischtwaren-Riesen Texas Instruments dürfte man nicht wirklich glücklich sein: 1.060,17 Euro statt 1000 Euro stehen nach 10 Jahren zu Buche, das entspricht einer jährlichen Verzinsung von rund 0,6 % - wäre CEO Rich Templeton Investmentbanker, hätte man ihm wohl schon einige unangenehme Fragen gestellt.

Vielleicht liegt es ja nur an der Branche – lassen wir – wenn es nach Moshe Gavrielov, CEO bei FPGA-Marktführer Xilinx geht - die Erfolgsstory schlechthin sprechen: "ASICs sterben aus, FPGAs gehört die Zukunft". Schade nur, dass die Aktionäre davon kaum etwas mitbekommen: Aus 1000 Euro wären in 10 Jahren gerade einmal 1.168,35 Euro geworden - offenbar glaubt die Börse weniger an FPGAs als deren Hersteller.

Der Mikrocontroller-Hersteller Microchip ist seit gefühlten 100 Quartalen hintereinander profitabel – tatsächlich fuhren CEO Steve Sanghi und seine Mitarbeiter selbst in der Finanzkrise 2008/2009 Gewinne ein. Sanghi mag angesichts dieser Tatsache glücklich sein, als Investor packt einen das Grauen: genau 1.045,00 beträgt der Kontostand, wenn man vor 10 Jahren 1.000 Euro investiert hätte.

Wenn selbst die boomenden Mikrocontroller nicht helfen, muss es eben Analogtechnik sein: Linear Technology, Verkäufer von “High-Performance-Analog-Chips” glänzte nicht selten mit Umsatzrenditen von mehr als 30 oder sogar 40 %, wie CEO Lothar Maier mehrfach stolz bestätigte. Das Ergebnis auf der Anlegerseite ist ein Verlust für Aktionäre – aus 1.000 Euro Mitte 2002 wurden gerade noch einmal 840,57 Euro in 2012.

Dass es noch schlimmer geht, zeigt der deutsche Chip-Hersteller Infineon. Eine gigantische Marketingkampagne des ehemaligen extentrischen CEOs Dr. Ulrich Schumacher führte zu einer mehrfachen Überzeichnung der Aktie beim Börsengang, zu dem Schumacher ja bekanntlich im Rennwagen vorfuhr. Der Ausgabepreis wurde entsprechend hoch angesetzt und ging schon bis Mitte 2002 auf nur noch 14,80 Euro pro Aktie zurück. Heute wären freilich viele Aktionäre über diesen Preis froh: Die realen 6,24 Euro am 12.6.2012 bedeuten, dass von den 1.000 Euro nur noch 421,62 übrig wären.

Dass man in der Branche tatsächlich auch Geld verdienen konnte, zeigen jedoch zwei Erfolgsstories: Der “ARM-Hype” um den Core-Hersteller aus Cambridge zeigt spätestens seit 2010 Wirkung: Aus 1.000 Euro wären bis heute 2.570,21 geworden, wenn man sein Geld 2002 in ARM-Aktien investiert hätte. Der selbsternannte “Glücksbringer” für Aktionäre, CEO Warren East, hat damit tatsächlich Wort gehalten.

Im Vergleich zu seinem Kollegen Dr. Paul Jacobs, Chef des kalifornischen Chip-Herstellers Qualcomm aus San Diego, und seines Zeichens Großkunde bei ARM, sieht allerdings sogar East alt aus: Dieser konnte aus 1.000 Euro innerhalb von 10 Jahren 4.002,07 Euro machen und die Investitionen mehr als vervierfachen.

ARM und Qualcomm konnten sogar den exorbitanten Anstieg der Immobilienpreise in München schlagen: Dieser betrug nämlich laut Gutachterausschuss der Stadt München im gleichen Zeitraum “nur” knapp 36 %, d.h. aus 1.000 Euro wären genau 1.357,14 Euro geworden.


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