Die Lücke zwischen 16-bit-Controllern und TriCore war groß, doch jetzt hat sie Infineon geschlossen: Die neue Familie XMC4000 setzt auf ARMs Core Cortex-M4F und zielt wie kein anderer Controller auf industrielle Märkte. Dank innovativer, speziell auf Industrieanforderungen zugeschnittener Peripherie und einem einzigartigen Software-Entwicklungssystem differenziert er sich dabei erheblich vom Wettbewerb.
Nach Freescale, Texas Instruments, ST Microelectronics, NXP, Atmel, Fujitsu und anderen Mikrocontroller-Herstellern setzt nun auch der deutsche Chip-Lieferant Infineon auf ARM. Mitte 2010 lizensierte man fast zeitgleich mit Freescale ARMs damals frisch vorgestellten Core Cortex-M4. Anders als Freescale, das bereits auf seiner Entwicklerkonferenz FTF Ende Juni 2010 die neue Kinetis-Produktfamilie ankündigte, brütete und bastelte Infineon mehr als 1,5 Jahre im Verborgenen, um jetzt mit dem XMC4000 (X steht für Cross-Market und die 4000 leitet sich von dem eingesetzten Cortex-Core M4 ab) eine Controller-Familie vorzustellen, die mehr als jedes andere Konkurrenzprodukt auf die Bedürfnisse der Industriekunden zugeschnitten ist. Dies sind im Einzelnen: die Entwicklungsumgebung DAVE 3, Flash-Speicher mit nur 25 ns Zugriffszeit, vier A/D-Wandler mit jeweils 12 bit Auflösung, ein Delta-Sigma-Demodulator, Timer-Einheiten für 24 PWM-Blöcke (in späteren Familien wird es sogar einen PWM-Block mit 150 ps Auflösung geben), ein programmierbare Universal-Schnittstelle für serielle Datenkommunikation sowie eine programmierbare Schnittstelle für Drehgeber und Hall-Sensoren.
Was außer den XMC4000 kein Wettbewerber mit Cortex-M4-Core bieten kann, ist der Temperaturbereich bis +125 °C, der von der Industrie zunehmend gefordert wird und sich für Infineon als echtes Killerargument erweisen könnte. Hier profitiert man sicherlich von der hauseigenen Fertigung, die ja auch für Automotive-Chips genutzt wird. Der XMC4000 wird jedoch nicht automotive-zertifiziert, vermutlich will Infineon nicht die eigenen TriCore-Controller kanibalisieren.
Zum Launch wird es die Sub-Familie XMC4500 geben (Tabelle), die bereits im Juni 2012 in die Massenfertigung überführt werden soll. 9 Monate später kommen dann drei weitere Familien (XMC4400, XMC4200 und XMC4100) und weitere 9 Monate später die High-End-Familie XMC4700, die mit 180 MHz getaktet wird, auf den Markt. An dem Taktfrequenz-Wettrennen der Konkurrenz will sich Infineon bewusst nicht beteiligen, da man dank der Peripherie glaubt, dieselbe Leistung mit weniger MHz zu erreichen – und damit Energie sparen zu können.
XMC4100 | XMC4200 | XMC4400 | XMC4500 | XMC4700 |
|
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Core | ARM Cortex-M4F | ARM Cortex-M4F |
ARM |
ARM |
ARM |
Taktfrequenz bei 125°C |
80 MHz | 80 MHz | 120 MHz | 120 MHz | 180 MHz |
Flash-Speicher | 128 KB | 256 KB | 512 KB | 1 MB | 2,5 MB |
RAM-Speicher | 20 KB | 40 KB | 80 KB | 160 KB | 512 KB |
Cache für Flash-Speicher | 4 KB | 4 KB | 4 KB | 4 KB | 6 KB |
POSIF | 1 | 1 | 2 | 2 | 2 |
CCU4 (4 Kanäle) | 2 | 2 | 4 | 4 | 4 |
CCU8 (4 Kanäle) | 1 | 1 | 2 | 2 | 2 |
High-Resolution- PWM (150 ns) |
1 | 1 | 1 | - | - |
IEEE 1588 Ethernet-MAC | - | - | 1 | 1 | 2 |
USB 2.0. | FS DEV | FS DEV | FS OTG | FS OTG | HS OTG |
SD/MMC | Nein | Nein | Nein | Ja | Ja |
Serielle Schnittstellen (UART,SPI,I2C,I2S) | 4 | 4 | 4 | 6 | 6 |
Schnittstelle für externen Speicher | Nein | Nein | Nein | Ja | Ja |
CAN | 1 | 1 | 2 | 3 | 3 |
Touch-Button | Ja | Ja | Ja | Ja | Ja |
12-bit-A/D-Wandler | 2 | 2 | 4 | 4 | 4 |
Delta-Sigma- Demodulator |
- | - | 4 | 4 | 4 |
D/A-Wandler | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 |
Zielanwendungen | Smart-Sensoren, Aktuatoren | Antriebe (Low-End) | Antriebe (Midrange), Strom- versorgung Energie- erzeugung |
Antriebe (High-End), Auto- matisierung |
Auto- matisierung (High-End) |
Übersicht über die Derivate der neuen Mikrocontroller-Familie XMC4000.