Interview mit Freescales CEO Gregg Lowe

»Wir können das Internet der Dinge in seiner Gesamtheit abdecken«

8. April 2014, 1:10 Uhr | Frank Riemenschneider
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Ist Freescale zu sehr vom Großkunden Continental abhängig?

Freescales CEO Gregg Lowe traf Elektronik-Redakteur Frank Riemenschneider in Dallas, USA.
Freescales CEO Gregg Lowe traf Elektronik-Redakteur Frank Riemenschneider in Dallas, USA.
© Elektronik

Aus Ihrer Sicht erfreulich dürfte ja sein, dass Sie mit Ihren größten 10 Kunden 2013 nur noch 38 % Umsatz gemacht haben, nachdem es 2011 noch 43 % waren. Nichtsdestotrotz: Der größte Kunde Continental steht unverändert für 15 % Ihres Umsatzes. Haben Sie keine Angst vor dem Risiko dieser Abhängigkeit?

Nein, die meisten Hersteller haben mindestens einen 10%+x-Kunden. Das Gute ist, dass Continental im Automotive-Geschäft tätig ist, in dem sich nicht einfach mal über Nacht alles ändert. Im Konsumer-Geschäft wären 15 % in der Tat ein großes Risiko: Sie können Ihr ganzes Weihnachtsgeschäft im nächsten Jahr an einen Wettbewerber verlieren. Wir haben mit Conti eine richtig tolle Partnerschaft und wollen unser Geschäft sogar noch ausbauen.

Ebenfalls 2012 haben Sie mir erzählt, dass Sie Ihre Fertigungskosten reduzieren wollen. Ihre drei Wafer-Fabs in Austin und Chandler sind aber nach wie vor im Betrieb. Wollen Sie Ihren Foundry-Anteil weiter erhöhen, um feste in flexible Kosten zu wandeln?

Wir haben tatsächlich die Kosten reduziert und werden das auch weiter tun, das bedeutet aber nicht, dass wir eine Fab schließen müssen. Wir steigern die Effizienz der Fab, das haben wir jetzt schon 18 Monate erfolgreich getan. Konkret reduzieren wir die sogenannten Kosten pro Maskenebene. Was das Foundry-Geschäft angeht, haben wir bezüglich des Anteils keine konkrete Vorgaben wie 30 % heute und 40 % in 3 Jahren, sondern wir sourcen alle Prozessgeometrien von 65 nm und darunter aus. Alles darüber fertigen wir intern. Da die Prozessgeometrien immer weiter schrumpfen, heisst das, das der Anteil des Foundry-Geschäftes auf natürlichem Weg immer weiter ansteigt.

Ihr ehemaliger Arbeitgeber Texas Instruments hat im Bereich Embedded Processing 1.100 Arbeitsplätze abgebaut. Glauben Sie, dass Freescale davon profitieren kann oder sind das eher doch LSI oder FPGA-Hersteller wie Altera und Xilinx?

Unser Mikrocontroller-Geschäft ist letztes Jahr um 17 % gewachsen und wir werden da weiter unverändert investieren.

Wollen Sie damit sagen, dass TI einen Fehler macht, sich so stark auf das Analoggeschäft zu fokussieren?

Nein, das Analog-Geschäft ist großartig und trägt ja bei TI über 60 % zum Umsatz bei. Freescale ist allerdings nicht TI und für uns ist es das Beste, im Embedded-Prozessing zu wachsen. Wir haben da eine ganz starke Position, aber z.B. bei den Mikrocontrollern in einem fragmentierten Markt nur 10 % Marktanteil. Es gibt daher viele Möglichkeiten, Marktanteile zu gewinnen, nicht nur bei TI.

NXP hat in China ein Joint-Venture mit der chinesischen Firma Datang Telecom Technology gegründet, um die guten Kontakte der Firma in Politik und Industrie zu nutzen. Wäre das für Freescale nicht auch ein guter Weg, um den Marktanteil in China zu erhöhen?

Nein. Das Beste ist, spezifische Produkte für den chinesischen Markt zu entwickeln und die Vertriebskapazitäten aufzubauen. Wir haben gute Partnerschaften mit Distributoren und Kunden, und Vertriebsmitarbeiter, die seit mehr als 30 Jahren in China tätig sind.

Mit anderen Worten: Sie sind auch so gut vernetzt und brauchen kein Joint-Venture, um in China erfolgreich zu sein?

Genau so ist. Wir haben die Verbindungen, die wir brauchen.

In den USA haben kürzlich die Industrie-Riesen AT&T, Cisco, General Electric, IBM und Intel das sogenannte Industrial Internet Consortium (IIC) gegründet, während in Deutschland seit 2012 die Industrie-4.0.-Initiative läuft. Sehen Sie beide im Wettbewerb z.B. um die Durchsetzung von Standards und wenn ja, wer wird am Ende gewinnen?

Standardisierung ist schon mal grundsätzlich sehr begrüßenswert, ich wage allerdings keine Prognose, wer am Ende gewinnen wird.

Denken Sie, dass die deutsche Fraktion Siemens & Co. den globalen Einfluß mitbringt, um weltweite Standards gegen das Who-is-Who der amerikanischen Industrie setzen zu können?

Absolut, ja. Schauen Sie doch mal das Beispiel Profibus an.

Herr Lowe, vielen Dank für Ihre Zeit.


  1. »Wir können das Internet der Dinge in seiner Gesamtheit abdecken«
  2. Ist Freescale zu sehr vom Großkunden Continental abhängig?
  3. Tabelle mit Freescales Schulden mit Rückzahlungsterminen vor und nach der Refinanzierung

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