Auch nach der Übernahme durch Philips verbesserte sich die Situation für das LPC-Team nicht sonderlich, denn Philips setzte auf hochintegrierte SoCs, die LPC-Gruppe wurde zur Cash-Kuh. Cosaro: »Also standen wir wieder vor dem Problem, mit den begrenzten R&D-Investitionen sehr vorsichtig umzugehen. Wir mussten uns sehr genau überlegen, wie wir die begrenzten Ressourcen am besten nutzen, um im Markt mit unübertroffenen Produkten auftrumpfen zu können. Das führte zum ersten ARM-Mikrocontroller mit integriertem Flash.«
Aus Cosaros Sicht hat das LPC-Team es immer wieder geschafft, die Konkurrenz auszustechen – weshalb er auch erklärt: Dass das LPC-Team das Beste der Welt sei. Cosaro untermauert seine Aussage aber auch mit Eigenschaften, mit denen die LPC-MCUs die ersten am Markt waren. Dazu zählt er unter anderem Folgendes:
-> Die LPCs waren die ersten Mikrocontroller, die großflächig Flash mit einem Puffermechanismus nutzten, um nahezu eine Echtzeit-Performance zu erreichen.
-> Die LPCs waren die ersten MCUs, die einen schnellen Zugriff auf die Port-Pins auf einem ARM-Controller zuließen.
-> Die LPCs waren einer der ersten Controller, die über USB FS (Full Speed) auf einem ARM-Mikrocontroller mit kostengünstigen USB-Stacks verfügten.
-> Das LPC-Team war das erste, das mit Anbietern von kostengünstige 8051-Tools Partnerschaften schloss, um auch kostengünstige Tools für den ARM-Markt anzubieten.
-> Das LPC-Team hat bei der Definition des M0-Prozessors mitgearbeitet und NXP war auch das erste Unternehmen, das mit der LPC1100-Familie eine Controller-Familie für den Massenmarkt auf Basis von Cortex-M0 auf den Markt brachte.
-> Das LPC-Team hat Software als Teil des ROMs eingeführt, um Kosten zu optimieren, zum Beispiel ROM-basierte USB-Treiber und Klassen.
-> Die LPCs waren auch die ersten Controller, die mit zwei Cores angeboten wurden.
Freescale hat aus der Sicht von Cosaro mit Kinetis eine komplett andere Strategie verfolgt, auch hier aus geschichtlichen Gründen. Denn Freescale hat sehr lange seine eigenen Cores und Prozessoren entwickelt, mit entsprechend großer Entwicklungsabteilung und auch vollkommen anderer Herangehensweise an eine Produktentwicklung. Nach anfänglichem Hin und Her, sprich »ARM ja oder Nein?«, erfolgte die Entscheidung, auf den ARM-Zug aufzuspringen. Cosaro: »Und dann expandierte Kinetis quasi über Nacht in eine MCU-Serie mit rund 1000 Bausteinoptionen. Auf die anfänglichen, sehr erfolgreichen K20- und K60-Controller, folgen KL1x und KL2x, die ebenfalls erfolgreich waren. Der weitere Ausbau der Kinetis-Serie erfolgte dann mit einem Fokus auf vertikale Märkte, es wurden Security und Schutz-Subsysteme mit einer riesigen Anzahl von verfügbaren Funktionen und der entsprechenden Flexibilität für den Kunden entwickelt und Bausteine mit sehr großen Speichern.«