Dass NXP jetzt die Roadmap für LPC vorgelegt hat, wirft die Frage auf, warum das Unternehmen in zwei unterschiedliche MCU-Serien – Kinetis und LPC – investiert und sich nicht nur auf eine konzentriert? Hier erklärt Justin Mortimer, Global Marketing Manager in der Microcontroller Business Group von NXP Semiconductors, dass die Geschichte mit Kinetis und LPC mit der von Chevy und Cadillac vergleichbar ist. Auch General Motors hat beide Brands behalten, weil sie vollkommen unterschiedliche Bedürfnisse adressieren, sich durch unterschiedliche Charaktere auszeichnen und jeder Brand seinen eigenen Platz im Markt belegt. Genauso verhält es sich mit LPC und Kinetis. Und Cosaro fügt hinzu, dass ein Merger nicht bedeutet, dass Produkte verschwinden müssen. Cosaro: »Die zwei Gruppen – LPC und Kinetis - arbeiten vielemehr zusammen, um in den Bereichen besser zu werden, in denen sie schwach sind. Das LPC-Team profitiert beispielsweise vom großen Software-Team von Freecale. So gibt es mittlerweile eine gemeinsame Software-Umgebung und bald auch Tools. Es geht darum, den Kunden die Wahl zu lassen, Kinetis oder LPC.«
Aber wo liegen genau die Unterschiede zwischen LPC und Kinetis? Nachdem im ARM-Markt alle mit denselben Cores aufwarten, muss sich selbst die Konkurrenz von NXP anstrengen, Differenzierungsmerkmale herauszuarbeiten. Diesen Punkt will Cosaro so nicht stehen lassen. Er denkt, dass es eine ganze Menge von Differenzierungsmöglichkeiten gibt, er weiß aber auch, dass es oberflächlich betrachtet nicht viele Unterschiede zwischen den Herstellern zu geben scheint. Cosaro: »Im Datenblatt wird zunächst die Flash- und RAM-Kapazität, die Anzahl der seriellen Schnittstellen etc. verglichen. Man könnte denken, dass immer der Hersteller gewinnt, der bei diesen Parametern mit der größten Anzahl aufwarten kann und das zu den geringsten Kosten. Alle Hersteller sehen dieses Problem, dementsprechend wichtig ist es, eine Strategie zu haben.«
Und genau hier sieht er den Unterschied von LPC zu allen anderen, einschließlich Kinetis. Cosaro: »Viele Hersteller setzen auf eine ähnliche Strategie: Einfach blind das größte Portfolio von ARM-Mikrocontrollern aufzubauen, jeden möglichen Bedarf abzudecken, vom Low-End-Cortex-M0+ bis zum Cortex-M4, mit jeder möglichen Konfiguration von Funktionen, Peripherals und Speichern. Das ist der einfache und teurere Weg.« Darüber hinaus gebe es auch Späteinsteiger, die sich einfach über einen niedrigen Preis mit geringen Margen im Markt positionieren. Cosaro weiter: »LPC konnte sich weder die eine noch die andere Strategie leisten.«
Ein kleiner Blick in die LPC-Geschichte zeigt warum: Das LPC-Team startete in den Anfängen der 70er Jahre aus der 8051-Gruppe heraus, damals noch als Teil von Signetics, das später von Philips/NXP übernommen wurde. Signectics bot ein großes Spektrum an diskreten Komponenten, Logik etc. an, die Mikrocontroller selbst trugen nur einen kleinen Teil zum Gesamtumsatz bei. »Wir waren kein beherrschender Prozessorhersteller wie Motorola oder Intel und dementsprechend bekamen wir auch keine großen Investitionen.
Also musste die Gruppe einen Weg finden, sich zu differenzieren und eine Nische, in der sie Erfolg haben würde, indem sie die vorhandenen Ressourcen optimal nutzt«. Das Ergebnis dieser Anstrengungen war die LPC-Familie, die anfänglich noch auf einem damals standardmäßigen 8051-Kern basierte, aber hinsichtlich ihres Integrationsniveaus besonders war, indem beispielsweise Oszillatoren/Reset-Schaltung/Power-Management integriert wurden, und das Ganze noch in ein Gehäuse mit wenigen Anschlüssen. Daher kommt übrigens auch der Name: LPC steht für Low Pin Count.