Markt & Technik: Gibt es schon Überlegungen für den nächsten Schritt?
Wainwright: Das neue NXP wird ein bedeutendes Powerhouse sein, das uns viele Möglichkeiten für weiteres Wachstum eröffnet. Alle Optionen, wie wir das umsetzen, sind für uns offen und verfügbar.
Markt & Technik: Das klingt interessant, aber geht es dabei nur um Hardware, Software dürfte doch viel wichtiger sein?
Wainwright: Sie haben insofern Recht, als dass wir durch den Merger von NXP und Freescale auf der Hardware-Seite bereits vollständige Systeme anbieten und verkaufen können. Und wenn man diesen Ansatz logisch weiterdenkt, spielt die Software natürlich eine wichtige Rolle. Allein wenn man sich die Frage stellt: Wie viel Prozent entfallen bei einer Komplettlösung auf Hardware und wie viel auf Software? Ich würde schätzen, mindestens 50 Prozent auf Software, das heißt die Software wird zum immer entscheidenderen Erfolgsfaktor.
Markt & Technik: Es ist aber nicht einfach, als Halbleiterhersteller Software zu verkaufen?
Wainwright: Freescale kann heute schon Software verkaufen, aber es ist immer noch schwierig. Und Freescale hat auch schon Software-Unternehmen gekauft, so ist es nicht. Aber in der Vergangenheit ging es bei solchen Übernahmen um ein Enablement für die Hardware.
Heute stellt die Software aber nicht mehr nur ein Enablement für die Hardware dar, sondern sie wird als Dienstleistung verkauft. Wir haben beispielsweise in Frankreich ein Team gekauft, das BSPs anbietet. Dieser Support ist heute wichtig. Viele Kunden wollen unsere BSPs adaptieren und brauchen dabei Unterstützung. Diese Dienstleistung können wir jetzt anbieten und die wird auch bezahlt. Der Vorteil für die Kunden ist klar: Software-Hersteller sind keine Hardware-Hersteller. Die Halbleiterhersteller wissen viel besser, wie ihre Hardware funktioniert, und können dementsprechend einen Mehrwert bieten. Aber wie gesagt, das ist kein großes Geschäft, aber es trägt sich.
Hinzu kommt noch, dass sich das Verständnis im Markt langsam ändert. Immer weniger glauben, dass die Halbleiterhersteller ihre Software kostenlos zur Verfügung stellen müssen. Die Kunden haben verstanden, dass die Software einen wirklichen Mehrwert schafft.
Markt & Technik: Freescale hatte vor Urzeiten Metroworks gekauft. War das aus heutiger Sicht eine gute oder schlechte Entscheidung?
Wainwright: Es hat uns zunächst einmal geholfen, aber der Markt mit Entwicklungs-Tools hat sich deutlich verändert. Im Massenmarkt wird erwartet, dass die Tools billig sind, das hat das Geschäft natürlich auch nicht einfacher gemacht.
Das gilt auch für den IoT-Markt. Hier ist es extrem wichtig, dass die Tools und damit auch die Hardware einfach zu nutzen sind, die Einstiegsbarrieren müssen sehr niedrig sein. Dementsprechend investieren wir wieder viel Geld und Arbeit, um Tools zu entwickeln, die billig und einfach zu nutzen sind.
Markt & Technik: Wenn Software in Zukunft ein sinnvolles Investitionsobjekt ist, in welchem Bereich soll das sein, Applikations-Software wird es ja wohl nicht sein?
Wainwright: Wir bieten Applikations-Software an, nicht um mit unseren Kunden zu konkurrieren, sondern um sie in Bereichen zu unterstützen, wo wir eine besondere Kompetenz haben, wie zum Beispiel bei Ethernet und Vision. Software ist für uns dann sinnvoll, wenn sie unseren Kunden hilft, Ihre Designs schneller umzusetzen.
Aber momentan ist noch nicht der Zeitpunkt, hier endgültige Entscheidungen zu treffen. Wir müssen jetzt den Merger über die Bühne bringen und uns dann erst einmal gegenseitig kennenlernen. Bislang gibt es noch viel mehr Unbekannte als Bekannte bei dem Merger. Wir können beispielsweise noch keine Informationen über Kunden austauschen, wir wissen nichts über die Roadmaps des jeweils anderen. Wir wissen beispielsweise auch nichts über die Preisgestaltung in den jeweiligen Unternehmen. Das muss erst einmal alles gesichtet werden und dann werden die weiteren Entscheidungen gefällt.
Aber es ist sicherlich richtig, dass wir dann wohl eher in Richtung Software weiterdenken müssen und weniger in Richtung Hardware.