Mehr Flexibilität in der Fertigung und der Lieferkette, schnelle Reaktionszeiten, enge Partnerschaften mit den Kunden – diese Lehren hätten die Halbeiterhersteller aus der Krise gezogen. Darüber waren sich die Teilnehmer des CEO Round Table auf der electronica einig. Jetzt rechnen sie mit einem längerfristigen Wachstum.
Was war in der vergangenen Krise anders als in den vorausgegangenen? Im Nachhinein gibt es eine Fülle von Antworten. Und was noch wichtiger ist, es gibt auch einige interessante Lehren. Eine wichtige Lehre lautet, die Halbleiterindustrie muss schnell sein: »Eine hohe Flexibilität aufzubauen und sie in unsere Lieferkette hineinzubringen, dass sehe sich als die wesentliche Herausforderung an«, sagt Rick Clemmer, President und CEO von NXP Semiconductor. Die Halbleiterindustrie hätte sich in der Krise eigentlich sehr besonnen verhalten, aus den vergangenen Zyklen sei durchaus gelernt worden. »Die IC-Hersteller haben auf die Krise sehr schnell reagiert, viel schneller als andere Industrien«, meint Peter Bauer, CEO von Infineon. 
Er weist auf eine weitere Besonderheit der Krise hin: »Sie war extrinsisch getrieben, nicht wie die traditionellen Abschwünge durch den selber gemachten Kapazitäts-Schweinezyklus.« Auch fürderhin würden extrinsische Faktoren eine größere Rolle spielen, das sollte man ins Kalkül mit ein beziehen. 
Engere Partnerschaften 
Doch nicht nur die Halbleiterindustrie selber, auch die Mitwirkenden in deren Lieferketten hätten gelernt. Die IC-Hersteller bedienen Märkte mit ganz unterschiedlichen Ansprüchen: Die Consumer-Industrie ist von kurzen Produktlebenszyklen geprägt, während der Automobil- und Industriesektor eher an längern Produktzyklen und langen Produktlebensdauern interessiert ist. »In der Krise haben unsere Kunden gelernt, dass sie engere Partnerschaften eingehen müssen und wissen heute über die spezifischen Anforderungen, denen wir uns als Halbleiterhersteller gegenüber sehen, besser bescheid, als in der Vergangenheit. Es herrscht jetzt ein größeres Verständnis, auch darüber, was wir benötigen, um dauerhaft erfolgreich sein zu können«, sagt Henry Richard, Senior Vice President Global Sales and Marketing von Freescale Semiconductor.
            
            
            
            
        
            
            
            
            
        
            
            
            
            
        Peter Bauer erklärt, dass die Krise noch zu weiteren Lerneffekten geführt habe. Die Hersteller müssten ihr Produktspektrum so ausrichten, dass man den Bedarf etwas längerfristig vorhersehen könnte. Immer nur den Zyklen hinterher zu hecheln und stark zyklisch zu investieren, hätte nur dazu geführt, dass die Industrie insgesamt zu wenig investiert hätte. »Das gilt sogar für die Foundries«, so Bauer.
Jetzt stehen  viele wieder vor dem Problem, kein Equipment zu bekommen. »Ein  Equipment-Hersteller hat uns gesagt, er kann die Maschinen nicht  liefern, weil ihm die Controller fehlen, die auf diesen Maschinen  gefertigt werden sollten«, wirft Henry Richard als kleine Anekdote ein.  
Besser Frühwarnsysteme? 
Da  stellt sich die Frage: Hätte man die Krise nicht etwas besser  vorhersehen können? »Wenn wir die Krise hätten voraussehen können,  hätten wir uns besser darauf vorbereiten können«, antwortet lapidar  Henry Richard. Allerdings sollte man das Beste daraus machen nach dem  Motto: »Don´t miss a good crisis!«
Und das hatte die Industrie tatsächlich gemacht. »Wir sind stärker aus der Krise hervorgegangen als wir hineingegangen sind.« Damit meinte er nicht nur Freescale, sondern die Industrie insgesamt. Von den anwesenden Penalisten widersprach jedenfalls niemand.
Führt die neue Stärke vielleicht auch dazu,  künftige Krisen besser vorhersehen zu können? Eine magische  Kristallkugel gibt es nicht und wäre auch nicht nötig, meint Peter  Bauer. Jede Firma versucht natürlich zu erkennen, wann die Wendepunkte  kommen und dafür gebe es ja auch Indikatoren. Worauf es aber ankomme:  Wie oben bereits gesagt, möglichst schnell zu reagieren wenn es soweit  ist. Wer aber an Frühwarnsysteme glaube, mach sich etwas vor.