Interview mit Rohm-President Sawamura

»Die vertikale Integration ist unsere Differenzierung«

27. November 2012, 9:11 Uhr | Heinz Arnold
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Drahtlose Sensornetze und Energy Harvesting vorantreiben

Rohm ist kürzlich der neunte Promotor der EnOcean Alliance geworden, gehört also jetzt zum engsten Kreis der Firmen, die batterielose Funktechnik von EnOcean vorantreiben wollen. Was entwickelt Rohm selber auf dem Gebiet der drahtlosen Sensornetze und des Energy Harvesting?

Die Energy-Harvesting- und Funk-Techniken von EnOcean erlauben es, kostengünstige und energieeffiziente Systeme für eine Vielfalt von unterschiedlichen Anwendungen zu realisieren. Dazu gehören die Gebäude- und Hausautomatisierung, aber auch das Management von Infrastrukturen, Logistik und von Services im Gesundheitswesen. Wir können mit unserer eigenen Expertise über die Zusammenarbeit mit den Partnern in der EnOcean Alliance dazu beitragen, diesen Systemen einen weiteren Wachstumsschub zu geben.

Auf dem Gebiet des Energy Harvesting haben wir beispielsweise Solarzellen mit hohem Wirkungsgrad entwickelt, denen Raumlicht für die Energieerzeugung ausreicht, spezielle Kondensatoren, Module für die drahtlose Kommunikation und Power-Management-ICs. Außerdem zeichnen sich die nichtflüchtigen Speicher und die Low-Power-Mikrocontroller von Lapis Semiconductor durch ihre geringe Leistungsaufnahme aus. In Kombination mit den Sensoren haben wir alle Komponenten, um drahtlose Sensornetze aufzubauen, die über Energy Harvesting versorgt werden.

Europa kämpft mit der Finanzkrise, die Wachstumsraten in Asien sind höher als in Europa. Welchen Stellenwert hat das Europageschäft für Rohm?

Der europäische Markt wird künftig noch wichtiger für Rohm. Es stimmt zwar, dass die Produktion in Asien weiter steigt, aber es gibt sehr viele High-Tech-Unternehmen in Europa, besonders im Industrie- und im Automotive-Sektor. Wir wollen möglichst nah an unseren Kunden sein und bauen unsere Präsenz in Europa kontinuierlich aus. Der europäische Hauptsitz von Rohm befindet sich in Düsseldorf. Hier arbeiten 152 Beschäftigte. Wir betreiben insgesamt 11 Niederlassungen in Europa und wir haben Design-Zentren aufgebaut. Außerdem erweitern wir unser Distributionsnetz stetig.

Wie hoch ist der Umsatzanteil, den Rohm derzeit außerhalb Japans erwirtschaftet? Welchen Anteil halten Sie künftig für erstrebenswert?

Wir haben uns über die letzten Jahre darauf konzentriert, unsere Aktivitäten außerhalb Japans auszubauen und haben lokale Support-Strukturen etabliert. Denn wir wollen den Umsatzanteil außerhalb Japans schnell von derzeit 30 auf 40 Prozent erhöhen und im folgenden Schritt auf über 50 Prozent kommen. Außerdem haben wir uns vorgenommen, unseren Markennamen außerhalb Japans bekannter zu machen, das hat eine hohe Priorität.

Viele japanische Elektronik- und Halbleiter-Konzerne haben derzeit zu kämpfen. Woran liegt das aus Ihrer Sicht, wie können diese Firmen aus der Krise kommen?

Die japanischen Firmen müssen flexibler und schneller werden. Ich fürchte, viele japanische Firmen machen sich die weltweit bestehende Technologie nicht in ausreichendem Maße zunutze. Die Stärke von Rohm hatte in der Vergangenheit auf der Analogtechnik gelegen. Wir haben erkannt, dass wir von dieser Basis ausgehend unser Produktspektrum und unser Technologieportfolio erweitern müssen, um die Anforderungen unserer Kunden weiter erfüllen zu können. Es ist gut für japanische Unternehmen, mit Unternehmen außerhalb Japans zusammenzuarbeiten. Wir bauen gerne Partnerschaften mit europäischen Kunden auf, die über exzellente Techniken verfügen, um unser Geschäft zu erweitern.

Unter den Bedingungen eines schnell wachsenden globalen Marktes und eines harten Preiswettbewerbs sieht sich die japanische Elektronikindustrie in einer schwierigen Situation. Das hohe Niveau bezüglich Qualität und Zuverlässigkeit, das sich die japanische Industrie in der Vergangenheit erarbeitet hat, hat sie allerdings nicht verloren. Die japanische Industrie genießt weltweit einen sehr guten Ruf. Ich bin sicher, dass viele Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht verlieren, sondern neu gewinnen werden.


  1. »Die vertikale Integration ist unsere Differenzierung«
  2. Drahtlose Sensornetze und Energy Harvesting vorantreiben

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu ROHM Semiconductor GmbH