Hat Analog Devices bei der Entwicklung direkt mit dem OEM zusammengearbeitet?
Die OEMs wollen die Kontrolle über die Systeme, und auch im Falle des Batteriesensors haben wir auf der Ebene der Produktdefinition mit einem OEM direkt zusammengearbeitet. Im nächsten Schritt haben wir dann einen führenden Zulieferer ins Boot geholt.
Nun kann man einen Batterie-Überwachungssensor als System betrachten. Geht aber der Systemgedanke künftig nicht noch etwas darüber hinaus?
Im Bereich der Sicherheit wachsen die bisher vollkommen getrennt betrachteten aktiven und passiven Systeme zusammen. Was auf dieser hohen Systemebene passiert, muss genau analysiert werden, um entscheiden zu können, was das für die Sensoren in hinsichtlich ihrer Anforderungen und ihrer Leistungsfähigkeit bedeutet. Das ist nicht einfach zu verstehen, da muss man sich tief einarbeiten. Das tun wir schon länger, um die Produkte entwickeln zu können, die den Aufbau einer einheitlichen Sicherheitsumgebung ermöglichen.
Hier sollten also neben Stabilitätskontrolle und Airbags/Sicherheitsgurte auch Fahrerassistenzsysteme wie Adaptive Cruise Control und Nachtsicht sowie die Kommunikationssysteme zur Infrastruktur oder auch zu anderen Autos ineinander greifen?
Das wäre das Ziel, um es möglichst gar nicht erst zu Unfällen kommen zu lassen und - falls es doch kracht - die Auswirkungen zu minimieren.
Welche Rolle will Analog Devices dabei spielen?
Wie gesagt, einer unserer Kernbereiche sind die Sensoren auf Basis der MEMS-Technik. Wir entwickeln einen hoch integrierten Baustein in einem Gehäuse, der aus einem low-g-Beschleunigungssensor und einem neuen Gyro besteht. Darüber hinaus werden wir einen verbesserten Gyro in einem sehr kleinen Gehäuse qualifizieren, der seine Vorgänger an Performance übertrifft und sehr robust gegenüber Schock und Vibrationen ist.
Ein anderes Beispiel sind Vision-Systeme, wo unsere DSPs eine große Rolle spielen. Hier entwickeln wir auf Basis des Systemgedankens ganz neue Typen. Und im Radar-Bereich konzentrieren wir uns auf 24/27-GHz-Systeme.
Im Infotainment können wir mit den SHARC- und Blackfin-DSPs den gesamten Audio- und Multimediamarkt vom Low- bis zum High-End abdecken. Ein Fokus werden wir auf die Entwicklung von Class-D-Verstärker legen, hier sehen wir noch einige Differenzierungsmöglichkeiten.
Und nach wie vor bilden die Sensor-Interfaces ein wichtiges Element in der Strategie. Ob es um Strom- Kapazitäts-, Widerstands-, Druck- oder Temperaturmessung geht oder um Ultraschallsensoren - für all diese Anwendungen entwickeln wir Interface-ASSPs, die auf die Anforderungen und das Preislevel der jeweiligen Applikationen ausgelegt sind.
Es handelt sich nicht um ASICs, sondern um mit Leitkunden entwickelte ASSPs, die dann für mehrere Kunden zur Verfügung stehen?
ASICs wollen wir nicht entwickeln, aus den ASSPs können in der Folge aber durchaus Standardprodukte werden. Im Moment laufen zahlreiche Projekte.
Derzeit spricht alles von Elektroautos. Sieht Analog Devices hier auf absehbare Zeit Chancen?
Es tut sich bereits einiges, deshalb entwickeln wir auch entsprechende Batterie-ICs für Li-Ionen-Systeme. Die beiden Monitor-ICs AD7280 und AD8280 gibt es bereits, genauso den MicroConverter-Prozessor für die Strommessung und die digitalen iCoupler und iPower-Isolatoren für die Kommunikation. Gerade in den aufstrebenden BRIC-Ländern sind die Hersteller sehr aktiv. Build Your Dream (BYD) in China hat ein reines Elektroauto entwickelt und will damit auch in Europa Fuß fassen. Den Markt für Hybrid- und Elektrofahrzeuge sehen wir als sehr viel versprechend an.
Was tut sich in dem guten alten Sektor der mit Verbrennungsmotoren angetriebenen Autos?
Die wird es noch lange geben, und auch da sind die Möglichkeiten, energieeffizienter und umweltschonender zu fahren, noch längst nicht ausgereizt. Mit verbesserten Ölsensoren beispielsweise verlängern sich die Wartungsintervalle, es nützt der Umwelt, und die Kosten sinken. Der Verbrennungsprozess im Motor lässt sich noch viel effizienter regeln als bisher, etwa wenn ein DSP an jedem Zylinder die Vorgänge steuert.
Wo sehen Sie das größte Wachstumspotenzial?
Neben der Energieeffizienz und der Umweltverträglichkeit kommen den Herstellern der Elektronik die übrigen Makrotrends ebenfalls entgegen, z.B. höhere Sicherheit, die teilweise schon gesetzlich gefordert ist. Airbags beispielsweise sind jetzt auch in Brasilien gesetzliche Vorschrift. Die Fahrer wollen mehr Komfort, hier kommt auch die Alterung der Bevölkerung zum Tragen. Und dann die aufstrebenden Länder, ich will hier nur noch mal BYD nennen. Das Unternehmen hat 2008 rund 200.000 Autos abgesetzt, 2009 waren es 400.000 und in diesem Jahr sollen 850.000 erreicht werden.