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IoT - eine Frage der Zusammenarbeit

19. Mai 2015, 10:03 Uhr | Manne Kreuzer
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Zumindest das IoT-Teilgebiet Industrie 4.0 hat es in eine breitere Öffentlichkeit geschafft und auch schon die ersten Kontroversen hinter sich. »Die Diskussion ob Industrie 4.0 tot ist, weil sich die Leute nicht einigen können, ist ein typisch deutsches Problem der Überperfektion. Man versucht jetzt schon zu definieren, was eine Reichweite von zehn bis 20 Jahre hat«, erklärt Finstel. Ein Gegenkonzept sei das Internet mit seiner Dynamik. »Es wurden keine Standards durchdekliniert, sondern Anwendungsfälle abgedeckt. Dadurch hat man in den letzten zehn Jahren eine enorme Kostensenkung erreicht.« Diese Kostensenkung trage heute dazu bei, dass Dinge möglich sind, die vor 10 Jahren eine Investition von 1 Mio. Dollar bedeutet hätten und heute mit einem Router für 500 Dollar abgedeckt sind. »Und genau diesen Ansatz soll auch IoT bringen«, betont Blersch, »die Vernetzung von Geräten mit der Standard-IT. Wenn man das zu sehr dekliniert, bekommt man eine proprietäre Lösung, die sehr teuer ist.«

Dies mag vielleicht sogar von einigen Großunternehmen gewünscht sein, um ihre Heimmärkte abzuschotten - die Diskussion um Industrie 4.0 lässt manchmal diesen Verdacht aufkommen. »Die interessiert es nicht, wie viele europäische Mittelstandfirmen daran hängen, die schneller agieren und Lösungen liefern könnten«, ärgert sich Finstel. »Das ist das Problem mit dem Normungsgremium. Die Geschwindigkeit wird dafür sorgen, dass die kleineren Firmen einfach loslegen und Lösungen entwickeln und als bewegliches Ziel alle zwei Jahre ein Update bringen müssen.«

Einen ersten Schritt ermöglichen die Building Blocks der Standard-IT, die auch für die Embedded-Welt nicht uninteressant sind, zum Beispiel die Security-Pakete von bekannten Anbietern wie Symantec oder Kaspersky. »Dieser Software-Stack läuft auf 1 Mrd. Computern – und gar nicht so schlecht«, betont Finstel. »Er ist nicht optimal, aber eine gute Basis, um den ersten Schub von Geräten zu sichern. Wenn wir akademisch mit Mathematik, Algorithmen, Professoren und Hochschulen eine Lösung entwickeln würden, dann werden wir in zehn Jahren noch keinen Stack haben, den die Anwender haben wollen.«

Ein Beispiel für nutzbare Building Blocks der Unternehmens-IT, ist die Verschlüsselung mit Standards wie AES-256. Die Frage ist allerdings, ob auch jeder Sensor verschlüsselt seine Daten übermitteln muss und ob der daraus resultierende Mehrpreis vom Markt akzeptiert wird. »Jeder Kunde, jede Branche muss für sich entscheiden, wie sicher sie es haben will. Es ist typisch deutsch, wenn wir zu lange nachdenken, was irgendwann gebraucht wird, dann werden die Standards von anderen gesetzt«, warnt Matthias Klein, COO von congatec. »Die Amerikaner sind auch in allen Gremien tätig und bringen Systeme. Wir müssen einfach mal was tun, es anpacken. Die IoT-Thematik kennen wir schon seit langer Zeit, wir müssen jetzt einfach unsere Erfahrung nutzen und das Thema vorantreiben. Der Markt ist da und er wird sich verteilen. Wenn wir die Chancen nicht nutzen, sind wir selber schuld.«

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