Leistungsmanagement für Mikrocontroller

Batterielebensdauer verlängern

10. Mai 2021, 6:00 Uhr | Von Graeme Clark
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Leistungsaufnahme per Betriebsmodus steuern

Die Leistungsaufnahme lässt sich im Betriebsmodus (OPE), im Schlafmodus (SLEEP), im Software-Stand-by-Modus (SSTBY) und im Schlummermodus (SNOOZE) verringern, indem die Stromversorgung frequenzabhängig optimiert wird.

  • BOOST-Modus, maximale Taktfrequenz 64 MHz, hohe Rechenleistung mit geringer Leistungsaufnahme.
  • NORMAL-Betrieb, maximale Taktfrequenz 32 MHz. Die Leistungsaufnahme wird dadurch reduziert, dass die Transistoren eine niedrigere interne geregelte Spannung verwenden.

Die Auswahl der folgenden Untermodi mit entsprechender Taktfrequenz ermöglicht es den internen Spannungsregler optimal anzupassen:

  • Highspeed-Modus, mit max. 32 MHz
  • Lowspeed-Modus, mit max. 2 MHz
  • Subosc-Speed-Modus, mit max. 32,768 kHz
  • Leckstromarmer Modus (VBB-Modus), maximale Taktfrequenz 32,768 kHz. Der Leckstrom wird reduziert, da an jeden Transistor eine Substratvorspannung angelegt wird.

Durch Anhalten des CPU-Taktgenerators oder Peripheriefunktionen kann die Stromaufnahme weiter reduziert werden:

  • Schlafmodus (SLEEP): Stoppt den CPU-Betrieb
  • Schlummermodus (SNOOZE): Einige Peripheriefunktionen können arbeiten, während die CPU angehalten ist.
  • Software-Stand-by-Modus (SSTBY): Nur der 32-kHz-Taktgenerator oder Peripheriefunktionen, die diesen Takt verwenden, können arbeiten. In diesem Modus arbeitet der Mikrocontroller mit minimaler Leistung und der Leckstrom kann durch Verwendung des VBB-Modus weiter gesenkt werden.

Deep-Software-Stand-by-Modus (DSTBY): Nur einige sehr begrenzte Funktionen wie z.B. der Taktgenerator und die Unterspannungserkennung (LVD, Low Voltage Detection) können arbeiten, für alle anderen Funktionen wird die Stromversorgung unterbrochen, um die Gesamtstromaufnahme so weit wie möglich zu reduzieren.

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Die relative Stromaufnahme der verschiedenen Modi. (Hinweise: 1. Die verfügbaren Takt- und Peripheriefunktionen. 2. Es können nur Peripheriefunktionen betrieben werden. 3. Es kann nur der SOSC/LOCO-Takt verwendet werden
Bild 5. Die relative Stromaufnahme der verschiedenen Modi. (Hinweise: 1. Die verfügbaren Takt- und Peripherie- funktionen unterscheiden sich je nach den spezifischen Stromversorgungs- Modi und Energiesparmodi. 2. Es können nur Peripheriefunktionen betrieben werden, die den SOSC/LOCO-Takt verwenden. 3. Es kann nur der SOSC/LOCO-Takt verwendet werden. 4. Die vertikale Achse mit der Strom- aufnahme ist nicht skalierbar.)
© Renesas Electronics
ntwickler können die verschiedenen Stromversorgungs- und Betriebsmodi des Mikrocontrollers kombinieren, um je nach benötigter Rechenleistung die Stromaufnahme zu reduzieren
Bild 4. Entwickler können die verschiedenen Stromversorgungs- und Betriebsmodi des Mikrocontrollers kombinieren, um je nach benötigter Rechenleistung die Stromaufnahme zu reduzieren. (Hinweis: Die vertikale Achse mit der Stromaufnahme ist nicht skalierbar.)
© Renesas Electronics

Bild 4 zeigt die Modi, die der Mikrocontroller nutzen kann, um seine Rechenleistung und Stromaufnahme zu steuern. Die relative Stromaufnahme in den verschiedenen Low-Power-Modi ist in Bild 5 dargestellt.

Nach einer Reset-Freigabe wacht die MCU im NORMAL-Modus auf und kann softwaregesteuert in den BOOST-Modus oder VBB-Modus wechseln. Die Einstellung des Stromversorgungsmodus entsprechend den Anforderungen der Anwendung kann die Stromaufnahme weiter senken.

Unabhängig steuerbare Versorgungsbereiche

Es gibt vier Versorgungsbereiche im RE-Mikrocontroller. Der Anwender kann zwischen verschiedenen Versorgungsmodi wechseln und Versorgungsbereiche abschalten, wenn sie nicht benötigt werden. Wenn die Stromversorgung in einem Bereich unterbrochen wird, verursacht dieser keine dyna- mische Stromaufnahme und auch die statische Stromaufnahme verringert sich. In Bild 6 sind die vier Versorgungsbereiche des RE-Mikrocontrollers mit den in jedem Bereich verfügbaren Funktionen dargestellt.

Für die vier Versorgungsbereiche des RE-Mikrocontrollers stehen dem Entwickler unterschiedliche Funktionen zum Steuern der Stromversorgung zur Verfügung
Bild 6. Für die vier Versorgungsbereiche des RE-Mikrocontrollers stehen dem Entwickler unterschiedliche Funktionen zum Steuern der Stromversorgung zur Verfügung.
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Im ALLPWON-Modus werden alle Bereiche des Mikrocontrollers mit Strom versorgt und alle Funktionen sind nutzbar. Der Mikrocontroller kann mit einer maximalen Frequenz von 32 MHz arbeiten. Durch den Wechsel von NORMAL auf BOOST kann der Mikrocontroller seine Taktfrequenz auf eine maximale Frequenz von 64 MHz erhöhen.

Im EXFPWON-Modus ist der Flash-Speicher (ISO3) ausgeschaltet, daher muss der gesamte erforderliche Code in den SRAM verschoben werden, bevor dieser Modus aktiviert wird. Durch die Kombination der Modi zur Steuerung der Stromversorgung und der Modi zur Frequenzsteuerung kann der Mikrocontroller sowohl mit hoher Rechenleistung als auch mit geringer Stromaufnahme arbeiten.

Im MINIPWON-Modus werden nur einige wichtige Funktionen des RE-Mikrocontrollers, die eine geringe Stromaufnahme haben, mit Spannung versorgt. Der Flash-Speicher und die Peripherie-Stromversorgungs-Domäne (ISO2) werden abgeschaltet; ISO2 umfasst viele Peripheriekomponenten mit hoher Stromaufnahme. Wie im EXFPWON-Modus muss der notwendige Code in den SRAM-Bereich kopiert werden, bevor der MINPWON-Modus aktiviert wird.

Modus passend zur Taktfrequenz wählen

Die Steuerungsmodi der Stromversorgung werden entsprechend der Betriebsfrequenz ausgewählt. Durch die Auswahl des optimalen Modus für die erforderliche Betriebsfrequenz lässt sich die Stromaufnahme reduzieren (Bild 7).

Der Modus mit dem die Rechenleistung des RE-Mikrocontrollers eingestellt wird, beeinflusst auch die maximal mögliche Taktfrequenz
Bild 7. Der Modus mit dem die Rechenleistung des RE-Mikrocontrollers eingestellt wird, beeinflusst auch die maximal mögliche Taktfrequenz
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Im Normalmodus kann der Mikrocontroller mit bis zu 32 MHz arbeiten. Genügen niedrigere Taktfrequenzen, kann weiter optimiert werden, indem der Modus entsprechend der gewünschten Betriebsfrequenz ausgewählt wird

  • Highspeed-Modus: Maximale Betriebsfrequenz von 32 MHz
  • Lowspeed-Modus: Maximale Betriebsfrequenz von 2 MHz
  • Subosc-Speed-Modus: Maximale Betriebsfrequenz von 32,768 kHz

Die Auswahl des richtigen Modus für die jeweilige Betriebsfrequenz minimiert die Leistungsaufnahme des Mikrocontrollers. Im Boost-Modus unterstützt der Mikrocontroller eine maximale Betriebsfrequenz von 64 MHz. Dadurch lässt sich die maximale Rechenleistung erreichen und der Betrieb von »High-Speed«-Peripheriekomponenten wie USB-Schnittstellen ist möglich.

Der VBB-Modus ist der stromsparendste Modus des RE-Mikrocontrollers, er ermöglicht den Betrieb mit 32,768 kHz. In diesem Modus wird das Anlegen der Substratvorspannung gesteuert, eine Eigenschaft des SOTB-Prozesses, die es ermöglicht, den Leckstrom auf ein Minimum zu reduzieren. Dieser Modus ist nützlich für Anwendungen, bei denen der Mikrocontroller lange Zeit im Bereitschaftsmodus bleibt und bei denen die CPU nur gelegentlich aktiv sein muss. In diesem Modus sind Peripheriekomponenten wie z.B. der A/D-Umsetzer weiterhin verfügbar. Damit lassen sich analoge Signale erfassen und die Stromaufnahme bleibt sehr gering.

Funktionsumfang entscheidet über Leistungsaufnahme

Die Low-Power-Modi sind beim RE-Mikrocontroller je nach den erforderlichen CPU- und Peripheriefunktionen wählbar. Durch die Auswahl des optimalen Modus entsprechend der genutzten Funktionen wird die Stromaufnahme minimiert.

Im Schlafmodus wird nur die CPU angehalten, um die Stromaufnahme zu reduzieren. Die anderen Funktionen des Mikrocontrollers können weiterhin arbeiten
Bild 8. Im Schlafmodus wird nur die CPU angehalten, um die Stromaufnahme zu reduzieren. Die anderen Funktionen des Mikrocontrollers können weiterhin arbeiten.
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Zu den Low-Power-Modi des RE-Mikrocontrollers gehören die Modi: Schlafmodus, Schlummermodus, Software-Stand- by-Modus und Deep-Software-Stand- by-Modus. Jeder dieser Modi bietet spezifische Vorteile im Hinblick auf einen stromsparenden Betrieb.

Der Schlafmodus hält den CPU-Betrieb an, indem der CPU-Takt vorübergehend angehalten wird. Er wird verwendet, wenn Reaktionszeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit Priorität haben, da die CPU schnell aus dem Schlafmodus aufwacht. Die Stromeinsparung ist jedoch geringer als in den anderen Modi, da Oszillatoren und Peripheriekomponenten weiterhin in Betrieb sind (Bild 8).

Im Software-Stand-by-Modus werden die CPU angehalten und dieTaktgeber. Die Stromversorgung arbeitet allerdings weiter und der RAM wird mit Spannung versorgt
Bild 9. Im Software-Stand-by-Modus werden die CPU angehalten und dieTaktgeber. Die Stromversorgung arbeitet allerdings weiter und der RAM wird mit Spannung versorgt.
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Die Leistungsaufnahme im Software-Stand-by-Modus ist geringer als im Schlafmodus, da die Taktgeber der CPU, des Flash-Speichers und einiger Peripheriefunktionen deaktiviert sind (Bild 9). Ihre jeweiligen Zustände werden beibehalten, da sie weiterhin mit Spannung versorgt werden, ebenso wie die Daten im SRAM.

Wenn der Software-Stand-by-Modus verlassen wird, kehrt der Mikrocontroller in den Zustand zurück, in dem er sich kurz vor dem Wechsel in den Bereitschaftsmodus befand. Wenn der Schlafmodus verlassen wird und als Modus für die Stromversorgung EXFPWON oder MINPWON gewählt wurde, beginnt die CPU mit dem Abrufen von Befehlen aus dem SRAM.

. Im Schlummermodus arbeiten nur einige wenige Funktionen des RE-Mikrocontrollers.
Bild 10. Im Schlummermodus arbeiten nur einige wenige Funktionen des RE-Mikrocontrollers.
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Der Mikrocontroller geht in den Schlummermodus über, nachdem im Software-Stand-by-Modus ein SNOOZE-Event generiert wurde. Einige Peripheriekomponenten, wie z.B. der ADU oder USART, können in diesem Modus ohne Aktivieren der CPU arbeiten (Bild 10).

Der Mikrocontroller verlässt den Schlummermodus und geht in den Software-Stand-by-Modus über, wenn ein SNOOZE-END-Event erzeugt wird. Wird ein SNOOZE-CANCEL-Event generiert, geht der Mikrocontroller in den Betriebsmodus. Der ADU kann z.B. für eine vorbestimmte Zeit im Schlummermodus arbeiten, wodurch die für die Messung einer analogen Spannung erforderliche Leistungsaufnahme weiter reduziert wird.

 Einsatz des Schlummermodus um eine analoge Spannung zu messen. 1. Aktivieren des Software-Stand-by-Modus, indem ein WFI-Befehl ausgeführt wird, nachdem der Schlummermodus eingestellt wurde
Bild 11. Einsatz des Schlummermodus um eine analoge Spannung zu messen. 1. Aktivieren des Software-Stand-by-Modus, indem ein WFI-Befehl ausgeführt wird, nachdem der Schlummermodus eingestellt wurde. 2. Verbleiben im Software-Stand-by bis zum Timer-Interrupt. 3. Nach dem Timer-Interrupt schaltet der Mikrocontroller in den Schlummer- modus und die A/D-Umsetzung beginnt. 4. Wenn das Ergebnis der A/D-Umsetzung mit der Fenstereinstellung übereinstimmt, geht der Mikrocontroller wieder in den Software-Stand-by-Modus und wartet auf den nächsten Timer-Interrupt. 5. Wenn das Ergebnis der A/D-Umsetzung nicht mit der Fenstereinstellung übereinstimmt, beginnt der Mikrocontroller mit der Interrupt-Bearbeitung.
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Bild 11 zeigt eine analoge Eingangsmessung unter Verwendung eines Timers und des A/D-Umsetzers im Schlummermodus. In diesem Beispiel startet der ADU eine Digitalisierung, ausgelöst durch einen periodischen Timer-Interrupt. Der Mikrocontroller verlässt den Schlummermodus, wenn das Ergebnis der A/D-Umsetzung nicht mit einem vorprogrammierten Fensterwert übereinstimmt.

Der Deep-Software-Stand-by-Modus ist der Zustand mit geringster Stromaufnahme. Die Stromversorgung für alle Bereiche außer der AWO-Domain wird abgeschaltet, wie Bild 12 verdeutlicht.

Eine minimale Anzahl von Funktionen, einschließlich SOSC (Secondary Oscillator), CCC (Sub-Clock Correction Circuit) und LVD (Low Voltage Detection), sind in diesem Modus verfügbar.

 Im Deep-Software-Stand-by-Modus sind nahezu alle Funktionen des RE-Mikrocontroller abgeschaltet. Nur die Stromversorgung und SOSC (Secondary Oscillator
Bild 12. Im Deep-Software-Stand-by-Modus sind nahezu alle Funktionen des RE-Mikrocontroller abgeschaltet. Nur die Stromversorgung und SOSC (Secondary Oscillator), CCC (Sub-Clock Correction Circuit) und LVD (Low Voltage Detection) arbeiten noch
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Es wird ein energiesparendes Spannungsüberwachungssystem erzielt, da nicht nur ein externer Pin-Interrupt, sondern auch ein Interrupt von der Unterspannungserkennung den Deep-Software-Stand-by-Modus aufheben kann. Ein Übergang in diesen Modus aus dem Boost-Modus ist nicht möglich.

Wenn der Deep-Software-Stand-by-Modus abgebrochen wird, beginnt die Verarbeitung der Reset-Prozedur und der Mikrocontroller wacht im OPE-Betriebsmodus auf. Der Zustand des SRAM ist undefiniert und der Zustand der ausgeschalteten Peripheriefunktionen wird im Deep-Software-Stand-by-Modus nicht beibehalten. Daher ist nach dem Aufheben des Deep-Software-Stand-by-Modus eine Wiederherstellung des Ausgangszustands erforderlich.

Niedrige Leistungsaufnahme schont die Batterie

Die einzigartige Low-Power-Architektur des RE-Mikrocontrollers ermöglicht es den Anwendungen, »Zeit zu gewinnen« und die Einsatzdauer batteriebetriebener Geräte zu erhöhen. Die Bausteine der RE-Mikrocontrollerfamilie erreichen im Betrieb eine Stromaufnahme von nur 12 µA/MHz und im Bereitschaftsbetrieb eine Stromaufnahme von nur 100 µA.

Diese Werte für die Stromaufnahme in Kombination mit der Rechenleistung ermöglichen es, im ULPMark-CP-Benchmark des EEMBC (Embedded Microprocessor Benchmark Consortium) mit einem Wert von 705 einen Spitzenwert für Mikrocontroller zu erreichen [1]. Erzielt wird dies durch die Fähigkeit des RE-Mikrocontrollers, für jede spezifische Anwendung und Funktion optimiert werden zu können, wodurch die Stromaufnahme reduziert und gleichzeitig die Rechenleistung für jeden Teil der Anwendung maximiert wird.


Literatur:

[1] Scores for ULPMark-CP and ULPMark-PP. Embedded Microprocessor Benchmark Consortium, Internetseite, www.eembc.org/ulpmark/scores.php.

 

Der Autor

 

 

Clark-Grame vom Renesas Electronics
Graeme Clark vom Renesas Electronics.
© Renesas Electronics

Graeme Clark

arbeitet seit mehr als 20 Jahren bei Renesas Electronics Europe und war zuvor bei Hitachi Electronics in verschiedenen Funktionen im Bereich Low-Power-Mikrocontroller tätig. In seiner aktuellen Position ist er für die Einführung der neuen SOTB-basier-ten Embedded-Mikrocontroller im europäischen Markt verantwortlich


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