Insgesamt ist Zahl der weltweiten Exportbeschränkungen auf Rohstoffe laut BDI von 450 im Jahr 2008 auf etwa 1.000 in 2010 gestiegen: Damit haben sich die Exportbeschränkungen in nur zwei Jahren mehr als verdoppelt. »Wenn wir nichts gegen den politisch verursachten Mangel bei wichtigen Rohstoffen tun, werden unsere Wertschöpfungsketten reißen. Das ist eine Gefahr für unsere Industrie«, so BDI-Präsident Hans-Peter Keitel. Abhilfe schaffen sollen unter anderem die neu gegründete Rohstoffagentur und die Rohstoffstrategie der Bundesregierung, die Ende Oktober auf den Weg gebracht wurde.
Doch nicht nur die Seltenen Erden bereiten der deutschen Industrie Kopfzerbrechen. Deutschland ist insgesamt stark abhängig von Rohstoffimporten, denn es ist bei den metallischen Rohstoffen auf Importe und auf die Nutzung von Recyclingrohstoffen angewiesen. Im Jahr 2009 lag der Wert der Rohstoffimporte Deutschlands bei rund 84 Milliarden Euro, davon entfielen knapp 22 Milliarden Euro auf Metallrohstoffe.
Seltene Erden werden erst in etwa zwei Jahren anderweitig verfügbar sein
Zwar gibt es überall auf der Welt Vorkommen an Seltenen Erden – so u.a. in Afghanistan, Australien, Brasilien, China, den ehemaligen GUS-Staaten, Indien, Kanada, Südafrika oder den USA. Allerdings sind dort noch keine Förderbergwerke aufgebaut. Bis diese Länder den Anteil Chinas ersetzen können, werden noch gut und gerne zwei Jahre vergehen, prognostiziert Gontermann. Derzeit werden rund 97 Prozent des weltweiten Angebots Seltener Erden in Höhe v. 124.000 Tonnen jährlich allein von China bereitgestellt (s.a. Tabelle). Die Förderung innerhalb der Volksrepublik findet dabei oft in kleinen und vielfach illegal betriebenen (Billig-)Bergwerken statt – nicht selten unter fragwürdigen Bedingungen für die Arbeiter und die Umwelt. China will – nach eigenen Aussagen – viele dieser Bergwerke schließen und hat deshalb den Export seiner Seltenen Erden von 60.000 t im Jahr 2009 auf 38.000 t im Jahr 2010 gedrosselt und hat darüber hinaus eine weitere Reduzierung seiner Ausfuhren angekündigt.
Was sind Seltene Erden?
Unter dem oft missverständlich gebrauchten Sammelbegriff »Seltene Erden« wird eine Reihe von chemischen Elementen zusammengefasst. Es handelt sich dabei um Metalle. Sie wurden zuerst in seltenen Mineralien gefunden und tragen deshalb heute noch das Attribut »selten« im Namen. Seltene Erden sind nicht im eigentlichen Sinn des Wortes selten zu finden, ihre Konzentration in den sie bindenden Mineralien ist aber sehr gering. Zu den Seltenen Erden gehören Scandium (Ordnungszahl 21 im Periodensystem), Yttrium (39) und Lanthan (57) sowie die 14 auf das Lanthan folgenden Elemente, die so genannten Lanthanoide: Cer (58), Praseodym (59), Neodym (60), Promethium (61), Samarium (62), Europium (63), Gadolinium (64), Terbium (65), Dysprosium (66), Holmium (67), Erbium (68), Thulium (69), Ytterbium (70) und Lutetium (71).