Ausfuhrbeschränkung durch China

Werden die Rohstoffpreise zum Wettbewerbsfaktor?

29. Oktober 2010, 10:17 Uhr | Karin Zühlke
Dr. Andreas Gontermann, ZVEI: »Wenn das Angebot an Seltenen Erden knapp wird, könnte das die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Elektronikunternehmen durch steigende Rohstoffkosten beeinträchtigen und die Produktion wäre durch fehlende Ressourcen gefährdet«

Die eingeschränkte Verfügbarkeit von Rohstoffen und der damit einhergehende Preisanstieg könnte sich zu einem ernsten Problem und einem Wettbewerbsfaktor für die deutsche Elektronikindustrie ausweiten, befürchten die Industrieverbände BDI und ZVEI.

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Derzeit bereiten vor allem die Handelsrestriktionen Chinas bei Seltenen Erdenmetallen der Branche Kopfzerbrechen: Die Preise für diese begehrten Metalle sind innerhalb weniger Wochen teilweise um das Neunfache gestiegen.

Allein ein Drittel der Materialkosten in der Elektro- und Elektronikindustrie entfallen auf Rohstoffe, darunter auch die Seltenen-Erdenmetalle. Diese sind in vielen Produkten der Elektroindustrie zu finden, darunter  Permanentmagnete für den Antrieb von Motoren in Hybrid- und Elektrofahrzeugen, Batterien, Flachbildschirme und Glasfaserkabel. »Wenn das Angebot an Seltenen Erden knapp wird, könnte das die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Elektronikunternehmen durch steigende Rohstoffkosten beeinträchtigen und die Produktion wäre durch fehlende Ressourcen gefährdet«, erklärt Dr. Andreas Gontermann, Chefvolkswirt des ZVEI.

Bandstillstände aufgrund fehlender Seltenen-Erden gibt es aber laut Informationen des ZVEI noch nicht: »Wir haben derzeit aus unserem Mitgliederkreis noch keine konkreten Hinweise, dass Versorgungsengpässe die Produktion akut gefährden.«

Dass es aber mittelfristig zu Engpässen kommen könnte, sei nicht auszuschließen. Der ZVEI hat deshalb ein Positionspapier veröffentlicht, das sich mit der Situation der Rohstoffe – vor allem der Seltenen Erden auseinandersetzt: »Wir verstehen es aber als unsere Kernaufgabe als Verband rechtzeitig auf drohende Engpässe hinzuweisen.« Was empfiehlt der ZVEI? Lagerbestände vergrößern, längerfristigere Lieferverträge abschließen,  besonders knappe Rohstoffe – wenn möglich durch andere weniger knappe ersetzen, verstärkt Sekundärrohstoffe nutzen und Sicherungs- bzw. Hedging-Geschäfte abschließen.

Das allein reiche aber noch nicht, erklärt Gontermann. Vielmehr müsse die Politik gegen solche Exportbeschränkungen vorgehen. »China hat den Export aus eigennützigen industriepolitischen Gründen eingeschränkt«, kritisiert BDI-Präsident Hans-Peter Keitel scharf. »Die Sicherung der Rohstoffbasis längst zu einem geopolitischen Problem geworden, das auf politischer Ebene gelöst werden muss,« so der BDI-Präsident.


  1. Werden die Rohstoffpreise zum Wettbewerbsfaktor?
  2. Exportbeschränkungen innerhalb von zwei Jahren verdoppelt

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