Durch kluges Lieferantenmanagement Lieferengpässen vorbeugen

Ware aus Japan: Preissteigerungen wegen Strahlentests?

15. April 2011, 9:28 Uhr | Karin Zühlke
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»Wir empfehlen: Ruhe bewahren!«

Was empfehlen Sie als Verband Ihren Mitgliedern? Gibt es vom BME einen konkreten Handlungsleitfaden zum Thema »Japan«?

Wir empfehlen unseren Mitgliedern, die Geschäftskontakte zu japanischen Partnern zu pflegen und die Ruhe zu bewahren. Firmen, die auf Lieferanten aus Japan angewiesen sind, prüfen im Moment, ob und wie stark ihre Geschäftspartner von der Katas-trophe betroffen sind. Viele deutsche Einkäufer sind gleich bei Ausbruch der Krise nach Asien gereist, um drohenden Lieferantenausfällen entgegenzuwirken. Im Idealfall können sie relativ schnell auf Nachbarmärkte wie China oder Vietnam ausweichen. Das klappt aber nicht immer und hängt vom jeweiligen Produkt ab.

Wird sich die Lieferkette Ihrer Ansicht nach im Zuge dieser Katastrophe verändern?

Deutsche Einkäufer, die Waren aus Japan beziehen, haben in der Regel eine gut funktionierende Lieferkette aufgebaut. Ihr Risikomanagement erlaubt es ihnen, im Krisenfall relativ schnell auf mögliche Lieferantenausfälle zu reagieren. Daher wird sich die Supply Chain nicht dauerhaft verändern oder gar abreißen. Mit möglichen Ausfällen innerhalb der Lieferkette beschäftigen sich verantwortungsbewusste Unternehmen nicht erst dann, wenn die Krise da ist.

Mit welchen Auswirkungen für die Logistik-Industrie rechnen Sie?

Im Moment erkennen wir keine gravierenden Auswirkungen. Das hängt allerdings davon ab, ob und wie stark sich die Verstrahlung ausbreitet. Sollten weitere Airports und Häfen in Japan ausfallen, könnten wichtige Warenströme unterbrochen werden. Soweit ist es aber noch nicht.

Und die Auswirkungen allgemein auf die Industrie?

Es kommt darauf an, wie schnell die Behörden in Japan die Folgen des Reaktorunglücks in Fukushima und des Erdbebens in den Griff bekommen. Die von der Krise betroffenen deutschen Industriezweige arbeiten unter Hochdruck daran, die Ausfälle von dringend benötigten Komponenten durch alternative Beschaffungsquellen zu kompensieren.

Werden wir es im volatilen Rohstoffbereich wegen der Japan-Krise mit weiteren Preissteigerungen zu tun bekommen?

Im Moment nicht. Je länger die Krise in Japan anhält, desto unruhiger dürften die Märkte werden. Das Erdbeben hat bekanntlich auch die großen japanischen Stahlwerke getroffen. Japan ist zwar nach China der weltweit zweitgrößte Stahlproduzent. Allerdings sind genügend freie Kapazitäten am Markt, so dass es nicht zu Engpässen kommen dürfte. Daher sind auch die Preise noch moderat. China hat bereits signalisiert, bei anziehender Nachfrage die Produktion jederzeit erhöhen zu können.

Werden die Versorgungsengpässe Ihrer Meinung nach verstärkt Spekulanten auf den Plan rufen?

Bereits heute dominieren Spekulanten den Handel an den internationalen Rohstoffbörsen. Sollte es zu größeren Engpässen am Markt kommen, wird das auch verstärkt Spekulanten anlocken.


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