Plagiatschutz mit Leuchtpigmenten

So eindeutig wie ein Fingerabdruck

9. September 2013, 11:12 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Langlebig, robust und universell einsetzbar

Tailor-Safe ist branchenübergreifend einsetzbar von der Medikamenten-Kennzeichnung über Textilien bis hin zu Maschinen, Werkstücken und Leiterplatten. Weil die eingesetzten Materialien toxikologisch unbedenklich sind, eignet sich Tailor-Safe auch für die direkte Kennzeichnung von Produkten, die unmittelbar mit Menschen in Berührung kommen, wie Textilien oder Pillen. Hinzu kommt, dass die Markerstoffe eine sehr geringe Partikelgröße haben und daher sogar Druckerfarben und Lacken beigemischt werden können. Ein weiterer großer Vorteil ist die Temperaturstabilität und die Langlebigkeit: Die anorganischen Tailor-Safe-Marker sind – fast - nicht kaputt zu bekommen halten Temperaturen bis zu 1700 Grad Celsius stand und leuchten auch in 50 Jahren noch wie am ersten Tag.  

Identifizierbar wird der Marker durch kleinste Unterschiede im Bereich der Lichtemission. Diese Licht-Charakterisitik ist in drei Ebenen auswertbar. Welche Ebenen zur Auswertung herangezogen werden, hängt davon ab, wie viel Dotierungsmaterial verwendet wird: Die erste Ebene oder Identifikationsstufe ist die augenscheinliche Prüfung - das funktioniert bei fast allen Stoffen. Für die Auswertung ist lediglich eine Speziallichtquelle, wie etwa ein Geldscheinprüfgerät erforderlich. Als zweite Ebene nennt Uhlich eine sensorische Prüfung, bei der sich mit einem einfachen Handgerät zur Lichtspektroskopie bestimmte optische Eigenschaften messen und mit einer integrierten Datenbank abgleichen lassen. Die aufwändigste Auswertungsform ist die dritte Ebene, bei der forensische Analytik mit einem Laborspektrometer zum Einsatz kommt: »Hier kann man Leuchtstoffe sehr detailreich charakterisieren, ähnlich einer DNA-Analyse. Die ermittelten Unterschiede machen jeden einzelnen Batch individuell charakterisierbar. Dieses Verfahren ist am aufwändigsten, dafür wird aber auch am wenigsten Leucht-Material benötigt«, erläutert Uhlich.

Welche Dotierungsebene für das zu schützende Produkt am besten geeignet ist, erarbeitet Tailorlux gemeinsam mit dem Kunden. Abhängig ist das laut Uhlich unter anderem vom Einsatzbereich und den Auswertemöglichkeiten – und letztlich auch von der Zielsetzung des Kunden: »Es gibt unterschiedliche Materialkombinationen oder Systeme, die man einsetzen kann, wir haben sehr viel Kombinationsmöglichkeiten«.

Generell gilt: Je höher die Stufe, umso sicherer ist die Aussage und umso geringer ist die Menge der Leuchtpigmente. In der Stufe drei ist nur ein Prozent der Pigmentmenge im Vergleich zur Stufe eins erforderlich. Laut Uhlich entscheiden sich etwa 80 Prozent der Kunden für die zweite Ebene, die mit Hilfe von Spektroskopie-Sensoren identifizierbar ist. Zum einen sind solche Sensoren recht günstig zu haben, zum anderen gibt es solche Sensoren auch als Inline-Geräte: Das heißt, Fertigungsbetriebe können bei der Produktprüfung in einem Arbeitsschritt die Kennzeichnung gleich mit prüfen und die Ergebnisse in einer Datenbank speichern. »Das bietet den Unternehmen die Sicherheit, dass die Markierung auch wirklich im Produkt enthalten ist und ausschließlich gekennzeichnete Produkte die Fertigung verlassen«, führt Uhlich aus. Für diese Variante der Leuchtstoff-Marker spricht nach Aussage von Uhlich aber auch, dass die Analyse ob original oder nicht praktisch an jedem Ort der Welt mit einem einfachen manuellen Lichtspektroskopie-Gerät erfolgen kann. »Das ist zum Beispiel bei einem DNA-Marker nicht möglich, für dessen Analyse brauchen Sie immer ein Labor.«

Als gerichtlicher Nachweis verwertbar

Inwieweit sind solche Leuchtstoff-Marker auch als gerichtlicher Nachweis der Originalität bzw. Fälschung aussagekräftig? Laut Uhlich hat Tailorlux inzwischen auch die gerichtliche Verwertbarkeit des Tailor-Safe-Systems mit Hilfe eines unabhängigen Gutachtens manifestiert, zum Beispiel wenn es um die Abwendung von Schadensersatzansprüchen geht: Anlass für dieses Gutachten war ein Kunde, der im Bereich der elektrischen Schutzeinrichtungen tätig ist. »Dieser Kunde muss im Zweifelsfall die Leuchtstoff-Markierung auch vor Gericht als Beweis geltend machen können. Etwa wenn es zu einem Brand auf Grund von Überspannung kommt, möchte der Kunde auch vor Gericht zweifelsfrei nachweisen können, ob die elektrische Überspannungsschutzeinrichtung von der besagten Firma ist, ein Gerät eines Marktbegleiters oder ein minderwertiges Produkt aus Fernost.«   Um ein Markierungsverfahren gerichtsverwertbar einzusetzen, ist allerdings eine lückenlose Dokumentation inklusive Analysen vom Werdegang des Produktes erforderlich.

Nun gibt es wie bei jedem Produkt auch im Fall von Tailor-Safe bei allen Vorteilen auch Einschränkungen: So eignet sich Tailor-Safe nicht zur Markierung in Metallen oder in Glas: Metalle haben eine Gitterstruktur und diese hat die Eigenschaft, dass sie Licht absorbiert. Das Licht wird im Metall quasi »geschluckt«. »Man müsste die Konzentration im Prozentbereich hochziehen und da würde man die Materialeigenschaften verändert. Das heißt, sie würden mit der Materialkennzeichnung die Materialeigenschaften kaputt machen«, erklärt Uhlich. Als Alternative empfiehlt Uhlich zum Beispiel chemische Marker. Was heißt das nun für die Kennzeichnung einer Leiterplatte? »Die Kennzeichnung einer Leiterplatte mit anorganischen Leuchtpigmenten ist problemlos möglich, denn neben den Metallanteilen, gibt es meist auch einen Kunststoffanteil oder eine Beschichtung, wo die Kennzeichnung aufgebracht werden kann.«

Für reines Glas kommt Tailor-Safe ebenfalls nicht in Frage, weil die chemisch äußerst agressive Glasschmelze die Leuchtpartikel so verändern kann, dass eine zweifelsfreie Übereinstimmung der Markierung vor und nach der Glasschmelze nicht dokumentierbar ist. Wird das Glas jedoch in irgendeiner Form beschichtet oder bedruckt, ist im Druck oder in der Glasbeschichtung eine Sicherheitsmarkierung problemlos möglich.  

Grenzen hat das Leuchtpigment-System auch bei der Serialisierung: Es ist kein Tracking auf Einzelproduktebene möglich, also zum Beispiel kann nicht jedes Bauteil durch Tailor-Safe mit einer eigenen Seriennummer versehen werden. Dennoch bietet das System hier eine praktische Lösung: »Möglich ist eine Serialisierung verbunden mit dem Produktschutz: die Sicherheitspigmente werden in Druckfarben integriert, mit der dann z. B. eine Seriennummer, ein Data-Matrix-Code, QR-Code oder Barcode aufgedruckt wird. Dieser beinhaltet dann sowohl die Einzelteilkennzeichnung als auch die Sicherheitsmarkierung«.


  1. So eindeutig wie ein Fingerabdruck
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