SEMI Europe: »Wir wollen nicht, dass Europa fabless wird«

23. März 2009, 9:52 Uhr | Engelbert Hopf, Markt&Technik
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Was fehlt noch?

Was fehlt noch?

Wir brauchen mehr Leadership! Europa ist schon einmal vor über 20 Jahren eine spektakuläre Aufholjagd in der Halbeitertechnik gelungen. Auch wenn Sie den Aufstieg der asiatischen Tigerstaaten betrachten, hat das ganz entscheidend mit Führerschaft in Industrie und Politik zu tun. Persönlichkeiten wie Roger Van Overstraeten, Jacques Noels, Cees Kriegsman, Jürgen Knorr oder Pasquale Pistorio, mit denen die Aufholjagd Europas verbunden war, haben nicht nur den Shareholder-Value vertreten, sondern sich auch für eine starke Industrie in Europa eingesetzt.

Die heutige Managergeneration agiert natürlich in einem veränderten Umfeld, in dem der Shareholder-Value NOCH einen deutlich höheren Wert einnimmt. Unabhängig davon verlangt Führerschaft letztlich aber auch nach einem gemeinsamen Vorgehen. Das hat zuletzt Europas Industrie- Kommissar Günter Verheugen von der europäischen Halbleiterbranche sowie den betroffenen Ländern verlangt. Gemäß seinen Aussagen kann man auf die EU zählen, wenn ein nachhaltiges Konzept zur Rettung der europäischen Halbleiter-Industrie vorgelegt wird.

Was halten Sie von der Dominio-Theorie, dass das Aus Qimondas letztlich auch Infineon zu Fall bringen könnte?

Ich möchte nicht über das Schicksal von Qimonda spekulieren. Noch besteht die Chance, eine Lösung zu finden, obwohl das aufgrund des desolaten Zustandes des DRAM-Marktes sicher ein sehr schwieriges Unterfangen ist. Der Freistaat Sachsen arbeitet hier mit großem Druck an einer Lösung. Fraglich ist, wie der Bund und die EU zu einer möglichen Rettungsaktion stehen und wie überzeugend eine neue Ausrichtung der Strategie aufgezeigt werden kann. Da Qimonda im Memory-Markt tätig ist, halten sich die Folgen für die anderen Halbleiter-Hersteller wahrscheinlich in Grenzen. Natürlich wäre es unvorteilhaft für die gesamte Industrie-Branche, wenn eine Firma wie Qimonda mit hervorragender Forschungs- und Entwicklungstätigkeit von der Bildfläche verschwinden würde.

Ist Europa für Sie als R&D-Hochburg ohne Fertigungsstätten vorstellbar?

Ich hoffe nicht, dass Europa in Zukunft nur noch aus Design Centern, den so genannten »Fabless« bestehen wird, obwohl diese Unternehmen eine Bereicherung sind und großartige Produkte bis zur Produktionsreife entwickeln. Wie schon erwähnt, besteht die Gefahr, dass die Entwicklung der Fertigung folgt. Dies war in den letzten 100 Jahren so, und von Ausnahmen abgesehen befürchte ich, dass dies auch für die Chip-Industrie gilt. Wir laufen ohne Halbleiterfertigung Gefahr, diese Technologie für immer zu verlieren. Die Folgen für Europas Industrie wären fatal.

Es gibt praktisch keine Innovation mehr, die ohne Halbleitertechnologie auskommt. Die Autos der Zukunft werden das Vierfache an Elektronik brauchen, um die Erwartungen an Verbrauch, Umwelt und Sicherheit zu erfüllen. Ähnliches gilt auch für Telekommunikation, Medizintechnik, Maschinenbau und andere Industriezweige.


  1. SEMI Europe: »Wir wollen nicht, dass Europa fabless wird«
  2. Was fehlt noch?
  3. SEMI Europe: »Wir wollen nicht, dass Europa fabless wird«

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!