Und so funktioniert das Prinzip: Wer dringenden Bedarf hat an bestimmten Komponenten und Modulen für die Baugruppenfertigung, verschickt eine Anfrage per E-Mail über den Verteiler an alle Netzwerkteilnehmer. Daraufhin überprüft jeder seinen Lagerbestand; wer das Produkt in seinem Lager vorhält und entbehren kann, bietet es dem Netzwerkpartner zu einem fairen Preis zum Kauf an. Verhandelt wird direkt, es gibt keinen Vermittler.
Das Netzwerk soll jedoch nur echte Engpässe überbrücken helfen. Die traditionellen Beschaffungswege über die Distributoren will es nicht ersetzen. »Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass es nur selten Überschneidungen von Bauteilen in Baugruppen verschiedener Kunden gibt«, räumt Mauder ein. Außerdem geht es in der Regel nur um verhältnismäßig kleine Stückzahlen. »Wenn aber nur jede zehnte Anfrage dabei helfen kann, ein drängendes Beschaffungsproblem zu lösen, wäre das schon ein großer Erfolg.«
»Den Konkurrenzgedanken klammern wir aus«
Knapp 20 Unternehmen hat Mauder schon für das Netzwerk gewinnen können, vor allem aus dem süddeutschen Raum, eines aus der Schweiz. Man kennt sich in der Branche, man tauscht sich aus. Netzwerkpartner der ersten Stunde ist die Lochner Elektronik in Überlingen am Bodensee. Veit Lochner, Gründer und Geschäftsführer, ist von der Idee überzeugt. »Das Konzept besticht durch seine Einfachheit und einen echten Nutzwert«, schildert Lochner. »Über das Netzwerk haben wir bereits einige Male Bauteile bekommen, die bei den Händlern kurzfristig nicht oder nicht mehr verfügbar waren. Umgekehrt haben wir schon mit eigenen Über- und Lagerbeständen aushelfen können.« Natürlich sind die meisten Partnerunternehmen Wettbewerber. »Aber wir sitzen alle in einem Boot. Also klammern wir den Konkurrenzgedanken aus.« Das funktioniere prima, sagt Lochner, »der Umgang miteinander ist offen, ehrlich und fair«.
Ralf Grüninger, Gründer und Geschäftsführer von Grüninger Electronics in Weinstadt bei Stuttgart, stößt ins selbe Horn: »Die Elektronikbranche ist eine Familie, wir halten zusammen.« Grüninger war sofort von der Idee begeistert. »Nur über Netzwerke kann man heute sehr gute Erfolge erzielen.« Sein Unternehmen, von Beginn an dabei, hat zwar bislang nicht wirklich von dem Netzwerk profitieren können. Aber er hat gelernt, dass auch Anfragen »auf dem kurzen Dienstweg«, wie er das nennt, die nicht direkt zum Ziel führen, nicht vergeblich sind. Grüninger: »Wer etwas sucht, bekommt immer eine Rückmeldung. Das kann auch mal ein Tipp sein, etwa eine Adresse, an die man sich wenden kann.«
Mitmacher gesucht
Wirklich neu ist die Idee freilich nicht. Persönliche Kontakte helfen seit jeher gelegentlich aus der Patsche, auch über nationale Grenzen hinweg. Dennoch: Ein solches Netzwerk eröffnet ein ganz anderes Potential, weit über persönliche Beziehungen hinaus. Zwar gehe es nicht um Masse, sagt Veit Lochner. Klar ist aber auch: Je mehr Unternehmen mitmachen, desto größer die Erfolgschancen - und damit der Nutzen für jeden einzelnen. Die Testphase ist erfolgreich abgeschlossen, jetzt setzt Mauder auf Wachstum des Netzwerks: »Neue Mitglieder sind uns jederzeit willkommen!«