Welche Risiken birgt eine weitere Konsolidierung des PCB-Marktes in Deutschland? Ist es für die Leiterplattenhersteller bereits schwieriger geworden, die entsprechenden Materialien zu beziehen?
Marc Schweizer: Ja, das kann man aktuell am Beispiel von Laminaten verfolgen. Hier hat sich der Markt konsolidiert. Das Problem, die benötigten Materialien nicht flexibel einkaufen zu können, trifft vorwiegend kleinere Leiterplattenhersteller, die bei den Einkaufspreisen gegenüber den großen Anbietern ohnehin benachteiligt sind. Die global agierenden Firmen haben mehr Möglichkeiten, diese Problematik zu umgehen.
Glauben Sie, dass sich der Leiterplattenmarkt bereits erholt?
Takahide Hirayama: In Asien haben wir einen der schlimmsten Markteinbrüche erlebt. Der Umsatz mit Leiterplatten ist vom vierten Quartal 2008 zum ersten Quartal 2009 um rund 70 Prozent zurückgegangen! Mittlerweile sind die Aufträge wieder über dem Vorjahresniveau. Dieser Entwicklung traue ich allerdings nicht. Meine persönliche Einschätzung ist, dass es sich bei dem derzeitigen Aufwärtstrend um eine Reaktion auf die leere Supply-Chain handelt und auf die Konjunkturprogramme der jeweiligen Regierungen. Ich bezweifele, dass die Aufträge von einem realen Produktionsbedarf getrieben sind. Wahrscheinlich wird ein zweiter Abschwung folgen, der entweder milder oder sogar stärker als der im ersten Quartal ausfallen wird.
Marc Schweizer: Wir sehen das ähnlich. Den steigenden Auftragseingang führen wir in erster Linie auf die abnehmenden Lagerbestände zurück. Es ist noch zu früh, um von einer Erholung des Markes zu sprechen.
Herr Schweizer, seit Juni sind Sie auch Vorsitzender des Verbands der Leiterplattenindustrie. Welche Möglichkeiten sehen Sie, den Stellenwert der angeschlagenen deutschen Leiterplattenbranche in der Öffentlichkeit zu erhöhen?
Marc Schweizer: Ich halte die Entscheidung, den Verband der Leiterplattenindustrie mit dem ZVEI zu verschmelzen, für den absolut richtigen Weg. Dieser Schritt wird es uns ermöglichen, unsere Interessen stärker als bislang zu vertreten, weil der VdL, der übrigens von meinem Vater mitbegründet wurde, als Interessensvertretung zu klein ist. Daher kann ich meinem Vorgänger Dr. Wolfgang Bochtler, der diese Fusion eingeleitet hat, nur danken. Unter dem Dach des ZVEI werden wir mehr Einfluss ausüben können. Außerdem – und das ist nicht unwesentlich – gehören auch unsere Kunden diesem Verband an.