»Wenn wir mit einem Auftragsfertiger über eine Optimierung seiner Kalkulationsprozesse sprechen«, erläutert Koch, »dann empfehlen wir in eine Lösung, bei der die Kunden-Stücklisten jeweils IT-unterstützt aufbereitet werden.« Es müsse dann systemunterstützt überprüft werden, welche Artikel zum Beispiel bereits bekannt sind und welche Alternativen es dazu gibt. Nach wenigen manuellen Eingriffen ist es anschließend möglich, den bekannten Artikeln per Knopfdruck die relevanten Beschaffungs-Informationen zuzuordnen, über die man im Haus bereits verfügt, und eine erste systemgestützte Bewertung der Stückliste vorzunehmen. Für alle relevanten, werthaltigen Artikel, für die es im System die benötigten Informationen noch nicht gibt, werden anschließend – ebenfalls vollautomatisch – Anfragen generiert und in den Markt gegeben. Die Antworten auf diese Anfragen fließen elektronisch zurück, werden vollautomatisch vom System verifiziert, frei gegeben und bilden so die Basis für jede Kalkulation. Die Bewertung und finale Optimierung der Kalkulation erfolgt natürlich auch weiterhin manuell – das allerdings mahnt Koch, sei alles andere als trivial: »Oft fehlt es in den Unternehmen sowohl an dem erforderlichen fachlichen Kalkulations-Knowhow als auch an der für eine zielführende Bewertung unerlässlichen strukturierten Betrachtung des Kalkulationsprozesses.« In mehreren Projekten haben Koch und Renner ihre Vorstellungen von einem weitgehend automatisierten Materialkalkulations-Prozess in Unternehmen der Industrieelektronik bereits eingebracht und in der Umsetzung begleitet – primär bei Auftragsfertigern, aber auch bei einem OEM. In keinem der Fälle sei es allerdings möglich gewesen, die individuellen Anforderungen vollständig durch ein System »von der Stange« zu bedienen: »Solche Lösungen“, so Koch, »gibt es am Markt einfach nicht.« Auch die branchenspezifischen ERP-Systeme hätten alle irgendwo ihre Defizite. Das heißt: ganz egal, für welches Software-Produkt ein Unternehmen sich am Ende des Auswahlprozesses auch entscheidet - die Lösung wird immer noch nicht optimal sein und einer individuellen Anpassung bzw. Veredelung bedürfen. Diesen Aufwand sollten sich die Unternehmen allerdings leisten, denn sicher ist: Defizite in der informationstechnischen Unterstützung und im Prozess des Informationsmanagements schränken den Handlungsspielraum des Einkaufs ein - mit der Konsequenz, dass Kalkulations- und Einkaufsentscheidungen unter einem extrem hohen Zeitdruck getroffen werden müssen. Optimale Preise und Konditionen lassen sich unter solchen Rahmenbedingungen kaum gewährleisten.