Blockchain für Unternehmen

Blockbuster für 2018 oder Langsam-Starter?

20. Februar 2018, 14:17 Uhr | Von Erik Johnson, Chief Architect, Epicor Software
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Wie bereit sind Unternehmen für Blockchain?

Unternehmen sind heutzutage zunehmend voneinander abhängig, nicht nur bei geschäftskritischen Aufgaben, sondern auch im Hinblick auf Dienstleistungen oder Produkte, die mit gesetzlicher Haftung verbunden sind. Ein Beispiel sind Lebensmittelhersteller, die den Nachweis benötigen, dass ihre Lieferanten Zutaten korrekt verarbeiten. Oder wenn es um die Wartung und Reparatur von kritischen Maschinen wie Flugzeugen und chirurgischen Geräten geht, die zertifiziertes Personal erfordert. Ein anderer Anwendungsfall sind Immobilienhypotheken, in die viele juristische Personen involviert sind, die noch heute einen Großteil der Vorgänge auf Papierformularen dokumentieren.

Treten Probleme auf, wie z.B. ein Ausbruch von E. coli oder die Fehlfunktion eines Düsentriebwerks, kann es Wochen dauern, bis alle Beteiligten ihre Aufzeichnungen sortiert haben, um die Ursache zu ermitteln. Mit Blockchain-Ledgers gibt es einen einzigen, gemeinsamen Ort, an dem alle Parteien einer Geschäftskette ihre Aktionen aufzeichnen. Dieser Datensatz kann kontinuierlich von Computern überprüft werden, die auf der Suche nach Problemen sind, wie z.B. ein falsches Werkteil, das bei einer Wartung irrtümlich installiert wurde.
Für Hersteller und Distributoren, die grenzüberschreitend versenden, kann die einfache Lieferung von Gütern Dutzende oder Hunderte von Papierdokumenten erzeugen, die kritische Aspekte des Prozesses beschreiben, wie z.B. zurückgelegte Wege, Zollanmeldungen, Versicherungsteilnehmer, Gefahrgutdokumentation, Beschaffungsdokumente und Zertifizierungen für Spediteure von Spezialfracht.

Gängige Praxis ist hier Digitalisierung und elektronische Übermittlung dieser Dokumente. Dabei bestehen nach wie vor erhebliche Defizite, vor allem im Hinblick auf die Forderungen von Behörden nach Transparenz und Offenlegung sowie auf die zunehmende Komplexität in Unternehmen selbst.

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Erik Johnson, Chief Architect, Epicor Software
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Heutzutage führt jedes Unternehmen, das an einem globalen Logistikprozess teilnimmt, wahrscheinlich seine eigene Sammlung von Dokumenten und Aufzeichnungen über eine bestimmte Sendung. Wird irgendein Dokument von einer anderen Partei (oder Regierung) geändert oder widerrufen, ist es möglich, dass einige Teilnehmer nicht benachrichtigt werden und möglicherweise veraltete oder sogar widersprüchliche Informationen vorliegen haben. Einige Unternehmen beheben dieses Problem, indem sie ein Collaboration-Tool wie Microsoft SharePoint als zentrales Dokumenten-Repository verwenden. Doch der Zugriff auf dieses Repository wird oft von einer Kontrollinstanz verwaltet, die nicht immer die Interessen aller anderen schützt. Zentralisierte Repositories sind zudem teuer im Betrieb, können ausfallen und sind schwer zu kontrollieren.

Blockchain ist ein großer Fortschritt für eine Branche wie die globale Schifffahrt, bei der ein zuverlässiges, gemeinsames Hauptbuch die Buchführung vereinfacht. So kann zum Beispiel ein Hersteller den Frachtbrief – ein von einem Spediteur ausgestelltes Dokument, das eine Warensendung detailliert beschreibt und einer bestimmten Partei das Eigentum an dieser Sendung überträgt – und Vertragsbedingungen in die Kopie der Blockchain schreiben. Die Einträge werden automatisch auf Kopien der Blockchain des Fracht- und Versicherungsunternehmens repliziert. Die Versicherungsgesellschaft schreibt ihre Versicherungsbescheinigung zurück an die Blockchain, die den Spediteur veranlasst, Abholung und Zustellung zu planen. Der Spediteur kopiert den Abliefernachweis an die Blockchain, der sowohl dem Hersteller als auch der Versicherung anzeigt, dass der Kunde die Waren endgültig in Besitz übernommen hat.

Eine Blockchain zur Überwachung von Ver­sand­abläufen verbessert die Effizienz für alle Beteiligten. Da jede Partei über eine Kopie der Blockchain verfügt, auf die sie lokal zugreifen kann, muss sich niemand bei einem anderen System anmelden, um Daten einzugeben. Und noch besser: Niemand verlässt sich mehr auf E-Mails, um den Papierkram in Ordnung zu halten. Wenn ein Ereignis eintritt, werden alle Beteiligten automatisch benachrichtigt. Tritt ein Problem auf, kann jeder die gleiche Historie einsehen, wodurch Haftungsprobleme vermieden werden. Die Sicherheit einer ordnungsgemäß verwalteten Blockchain verhindert Einträge durch nicht autorisierte Benutzer oder sogar durch autorisierte Benutzer, die heimlich Daten verändern oder eine Transaktion ablehnen.


  1. Blockbuster für 2018 oder Langsam-Starter?
  2. Wie bereit sind Unternehmen für Blockchain?
  3. Ist Ihr Unternehmen bereit für Blockchain?

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