Was gehört nun zu einem guten Design-for-Test? Darauf hat Mario Berger, Vertriebsingenieur von Göpel electronic, eine kurze Antwort: »Mit Abschluss der Entwicklung muss auch die Teststrategie feststehen.« Das heißt, dass alle Fehler, die auftreten können, über die gängigen Tests erkennbar sein müssen.
Welche Tests sind Pflicht und welche Kür? Das, so die einstimmige Antwort der Diskussionsteilnehmer, lasse sich pauschal nicht sagen, denn ein Kochbuch, wie man richtig testet, gibt es eben nicht. Aber auch das Test-Angebot und die Testkompetenz sind nicht bei jedem EMS gleich. Zum festen Standard gehört bei den Teilnehmern der Diskussionsrunde jedenfalls die Prozesskontrolle im STM-Prozess. Das weitere Testspektrum reicht vom ausgelagerten Testequipment, das nur bei Bedarf angemietet wird, über den elektrischen Test bis hin zur Robustness Validation. Mario Berger, Vertriebsingenieur von Göpfel electronic, empfiehlt dem Kunden, in jedem Fall mit Nachdruck zu hinterfragen, wie es um die Test-Expertise des EMS bestellt ist, den er beauftragen möchte. »Letztlich geht es darum, dass der Fertiger die sinnvollste Teststrategie empfiehlt und anwendet und nicht die teuerste. Darin liegt unsere Kompetenz und Beratungsleistung«, hebt Marcus Himmel hervor, zuständig für die Industrie-Lösungen bei Kristronics. »In vielen Fällen sprechen wir über mehrere Tausend Euro, mitunter reicht aber auch eine einfache Variante aus.« Wie teuer der Test pro Baugruppe oder System ist, dafür gibt es ebenfalls keine fertige Antwort aus der Schublade. Die Spannweite reicht von wenigen Cent bis hin zu mehreren hundert Euro pro Baugruppe.
Testkosten sparen ließen sich beispielsweise durch Plattformkonzepte, wie sie bereits im Automotive-Segment häufig zum Einsatz kommen. »Hier sind Teststrategien oft mit nur geringen Adaptionen auf andere Hersteller übertragbar«, weiß Himmel. »Der Automotive-Kunde schätzt es in aller Regel auch, wenn ein Fertigungsunternehmen bereits Erfahrung mit einem ähnlichen Produkt für den Mitbewerb gesammelt hat, und es ist auch durchaus üblich, dass ein Fertigungsdienstleister gleichzeitig für mehrere Mitbewerber des Kunden fertigt.« Beim klassischen Industriekunden hingegen gilt so etwas meistens als Ausschlusskriterium. Hier finden sie oft Klauseln im Vertrag, dass ein Fertiger aus Wettbewerbsgründen gleichzeitig nicht für unmittelbare Mitbewerber fertigen darf.
Welche Testprozesse schlussendlich zum Einsatz kommen, ist abhängig von der Komplexität des Produktes und der Branche. Wie intensiv getestet wird, das hängt laut Armin Koch, Armin Koch, Vice President Sales von Melecs, auch davon ab, ob das Produkt eine Baugruppe oder ein fertiges Subsystem mit Gehäuse und Kabelanschlüssen und Stecker ist. »Dem Kunden ist es letztlich egal, wie wir testen. Er gibt vor, welchen Qualitätslevel er am Ende haben möchte.« Als Beispiel nennt Koch ein Kundenprodukt aus dem Automobilbau, das am Verteilergetriebe des Allradantriebes der Hinterachse montiert wird und Temperaturen von –40 bis +120 °C aushalten muss, bis hin zu Salznebel und einer hohen Schockbeanspruchung. »Hier reicht es natürlich nicht aus, wenn wir uns nur auf den elektrischen Test beschränken, sondern die Tests gehen bei diesem Produkt bis hin zur Robustness Validation.« Um das Qualitätsziel zu erreichen, sind hier natürlich von vornherein auch die Entwickler gefordert, doch das war in diesem Fall kein Problem, so Koch, denn die Zusammenarbeit mit dem Kunden erfolgte bereits in einer frühen Phase, als die Produktspezifikationen feststanden.
Eine wichtige Rolle beim Test spielen auch die Stückzahlen: So gibt es im Low-Volume-/High-Mix-Segment, das hauptsächlich in der D/A/CH-Region gefertigt wird, nach Aussage von Artur Kreus, COO und CFO von electronic service willms, weniger die Möglichkeit, die Tests statistisch zu fahren. »Individuelle Teststrategien spielen hier eine viel größere Rolle. Und diese Stärke unserer Region können wir durch eine solche Initiative, wie wir sie gerade erarbeitet haben, gemeinsam ausbauen.« Denn, so Kreus, das Interesse in Asien sei bislang (noch) nicht da, sich mit solchen Themen ausführlich zu beschäftigen. Insofern könne die Testkompetenz der hiesigen Fertigungen auch zur Standortsicherung beitragen, sind sich die Teilnehmer des Round Tables einig.