Sie hatten als Eröffnung zu Ihrem Lacon-Technologietag im Juli Frau Merkel sinngemäß mit den Worten zitiert, »wir müssen fünfmal so gut sein wie Asien, weil unsere Löhne auch fünfmal so hoch sind«. Wie beurteilen Sie die Zukunft der Elektronikfertigung in Deutschland?
Ich würde mir wünschen, dass Unternehmen die klassische Industrialisierung ihrer Produkte stärker an Dienstleister wie uns auslagern. Die Unternehmen verwenden meines Erachtens noch viel zu viel Energie dafür, ihr bestehendes Portfolio zu pflegen und nur inkrementell weiter zu entwickeln, statt echte Innovationen nach vorn zu treiben. In den Großforschungseinrichtungen von Deutschland schlummern phantastische Erfindungen, um die sich niemand aus der Industrie kümmert. Diese Schätze gilt es zu heben – das würde nicht nur unsere Branche, sondern auch den Standort Deutschland insgesamt weiter nach vorne bringen!
In punkto Innovationen gehen Sie mit gutem Beispiel voran: Gerade sind Sie selber an der Gründung zweier Start-ups beteiligt. Gibt es Synergien mit der Lacon zu diesen Firmen?
Das eine Unternehmen, die FreshDetect GmbH, entstand aus einem Fraunhofer-Projekt heraus, an dem wir beteiligt waren. Im Rahmen des Projektes wurde ein Scanner zur Güteprüfung von Frischfleisch entwickelt. Lacon ist der gesetzte Industrialisierungspartner. Also wird es künftig eine enge Zusammenarbeit geben. Auch mit dem zweiten Start-up-Unternehmen, der Light4Lease, verbinden uns Synergien. Light4Lease vermarktet LED-Retrofits als Ersatz für herkömmliche Leuchtstoffröhren. Aber nicht auf herkömmliche Weise, sondern, wie der Firmenname schon impliziert, auf einer Finanzierungsbasis: Das heißt, Light4Lease vorfinanziert die LED-Röhren für den Kunden über die jährliche Strom-Einsparung des Kunden. Der Link zu Lacon sind die LED-Röhren, denn die werden bei uns »Made in Germany« entwickelt und hergestellt. Das ist neben dem Finanzierungsmodell der entscheidende Unterschied und unser »USP«.
Unser Interview bestärkt meinen Eindruck, dass Lacon zu den vielseitigsten EMS in Deutschland zählt. Liegt in der Vielseitigkeit die Zukunft für die EMS-Branche?
Vielseitigkeit birgt das Risiko einer hohen Komplexität in der Leistungserbringung. Trotzdem wird es der reine EMS immer schwieriger haben, denn die Fertigungsleistung an sich ist einer immer stärkeren Vergleichbarkeit und einem steigenden globalen Marktdruck ausgesetzt. Nur wer dem Kunden vielseitige Wertschöpfung und maximale Flexibilität bietet, kann sich wirklich differenzieren.