Die digitale Transformation krempelt die Arbeitswelt um - kaum ein Job wird unberührt bleiben. Zugleich beklagt die IT-Branche einen massiven Fachkräftemangel. Auf der Konferenz Futurework in Berlin wurde am 23. September die Zukunft der Arbeit diskutiert.
Mehr als die Hälfte der Unternehmen schätzen den eigenen Qualifizierungsgrad im Zuge der Digitalisierung als gering ein. »Ganz viele fühlen sich überfordert«, sagt Microsoft-Deutschland-Chefin Sabine Bendiek am Montag in Berlin zum Auftakt der Konferenz Futurework. Dabei sei die digitale Qualifizierung der Beschäftigten zunehmend ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Zu der Konferenz mit Vorträgen und Workshops hatte Microsoft gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände BDA geladen. Man wolle ein Bewusstsein für die Problematik schaffen, aber auch Mut entwickeln, sagt Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der BDA.
Die Arbeitswelt steht im Zuge der Digitalisierung vor dramatischen Veränderungen. Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen werde nahezu jeden Job in nächster Zukunft verändern, sagt Bendiek. Bislang würden hierzulande jedoch 80 Prozent der Gelder lediglich in die Ausbildung der Menschen bis 25 Jahren investiert. Es müssten aber auch Antworten gefunden werden, wie eine Kassiererin die Mittel und Zeit finde, sich weiterzuqualifizieren, wenn die Barcode-Kassen ihren Beruf ersetzten, sagt Janina Kugel, Personal-Chefin von Siemens.
Digitale Transformation werde immer noch als eine große Gefahr gesehen, sagt Kugel. »Aber sie ist längst auf dem Weg.« Die Managerin leitet seit April den Digitalrat der BDA, der Strategien zur Zukunft der Arbeitswelt erarbeitet. »Wir wollen Menschen zusammenbringen, die extrem quer denken«, sagte Kugel.
Das Bundesarbeitsministerium schätzt, dass bis 2025 durch Automatisierung und künstliche Intelligenz rund 1,6 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland verschwinden, zugleich aber rund 2,3 Millionen neue Jobs geschaffen werden. »Die Arbeit wird nicht verschwinden, aber es würden sich die Berufsbilder und Anforderungen radikal verändern«, sagt Kugel.
Dafür müssten neue Konzepte für Bildung, Weiterbildung und Ausbildung entworfen werden. Vergangenes Jahr habe es in Deutschland 50.000 Schüler gegeben, die ihre Schule ohne Ausbildung verlassen hätten. »Wir müssen aber Wege finden, alle mitzunehmen.« Heute seien viele Arbeitgeber nicht in der Lagen, ihren Mitarbeitern Perspektiven für die digitale Zukunft aufzuzeigen.
Auch die Art der Wissensvermittlung müsse entstaubt werden, sagt der russische Schachweltmeister Garri Kasparow. In den Schulen werde Wissen heute noch so vermittelt wie vor hundert Jahren. Ein Zeitreisender aus dem 19. Jahrhundert hätte heute viel zu staunen, würde sich in der Schule aber bestens zurechtfinden.
Er sei möglicherweise der erste Wissensarbeiter gewesen, der gegen eine Maschine verlor, sagte Kasparow. Der russische Schachweltmeister hatte 1997 gegen den Computer Deep Blue von IBM verloren. »Wenn du sie nicht schlagen kannst, verbünde dich mit ihnen«, riet Kasparow. Die entscheidenden Fragen würden auch künftig die Menschen beantworten, nicht die Maschinen.